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Wermelskirchen Awo-Eltern fordern mehr Transparenz

Wermelskirchen · Die ungewisse Zukunft der Kita an der Jörgensgasse belastet Erzieherinnen, Eltern und Kinder. Mehr als 130 Teilnehmer protestieren im Rathaus. Bürgermeister Rainer Bleek stellt sich dem Protest. Er sagt: "Die Betreuung ist nicht gefährdet."

Gegen 10.15 Uhr wird es voll vor der Awo-Kindertagesstätte an der Jörgensgasse. Die Kinder ziehen sich gelbe Warnwesten an, Eltern halten Schilder und mit Sprüchen beschriebene Laken in den Händen. An ihre Kinder verteilen sie Trillerpfeifen und Rasseln. Es sind sogar Eltern ehemaliger Kita-Kinder und Eltern der zukünftigen Awo-Kinder gekommen. Der Zusammenhalt ist groß. Etwa 130 Personen ziehen ab 10.30 Uhr gemeinsam durch die Stadt in Richtung Rathaus. Die Botschaften auf den Schildern sind eindeutig: "Lasst unsere Kinder nicht im Stich", "Sparen statt glückliche Kids — Nein Danke", "Unsere Kita soll bleiben" oder einfach nur ein großes "Warum?".

Autofahrer müssen warten, während die große Gruppe die Kölner Straße überquert. Passanten bleiben auf dem Gehweg der Telegrafenstraße stehen und schauen hin. Überall sind die Rasseln und Trillerpfeifen zu hören. Die Botschaft der Eltern, Erzieherinnen und Kinder wird so mehr als deutlich: Wir kämpfen für unsere Kita, wir möchten auf das Problem aufmerksam machen, wir setzen uns dafür ein, dass die Awo-Kita eine Zukunft hat.

 Erzieherinnen, Eltern und Kinder sorgen sich um die Zukunft der Awo-Kita. Mehr als 130 Teilnehmer zogen am Montagmorgen protestierend durch die Stadt. Ihr Ziel: das Büro von Bürgermeister Rainer Bleek.

Erzieherinnen, Eltern und Kinder sorgen sich um die Zukunft der Awo-Kita. Mehr als 130 Teilnehmer zogen am Montagmorgen protestierend durch die Stadt. Ihr Ziel: das Büro von Bürgermeister Rainer Bleek.

Foto: Hertgen, Nico

Zum Hintergrund: Der Träger der Kita, der Kreisverband Rhein-Oberberg der Arbeiterwohlfahrt, hat ein Defizit von rund 870.000 Euro, entstanden durch Tarifsteigerungen in den vergangenen Jahren. Er hofft, dass die Kommunen vor allem alte Kitas übernehmen. Die Stadt Wermelskirchen hat bereits die Verträge mit der Awo über die Offenen Ganztagsschulen gekündigt. Die Zukunft der Awo-Kita ist ungewiss.

Den Protest der Eltern bekommt auch der erste Bürger der Stadt auf direktem Weg zu spüren: Die Gruppe stoppt ihren Marsch nicht im Rathaus-Innenhof, sondern zieht weiter ins Gebäude, bis vor das Bürgermeister-Büro. Dort skandieren die Eltern lautstark: "Wir bleiben hier — setzt uns nicht vor die Tür!" Immer und immer wieder. Bis letztlich Rainer Bleek die Tür öffnet und sich der Gruppe stellt.

Der Bürgermeister verweist auf den laufenden Vertrag zwischen Stadt und Awo über die Trägerschaft der Kita. Dieser sei bis zum 30. Juni 2017 gültig. "Die Awo muss sagen, was sie vorhat. Sie muss den Vertrag kündigen — bislang liegt uns keine Kündigung vor", sagt Bleek im Gespräch mit Kita-Leiterin Christina Behr und Sigrid Dill, Fachberaterin für Kindertagesstätten bei der Awo. "Wir möchten, dass die Einrichtung so weiter bestehen kann", fordert Dill. Bleek verdeutlicht, dass die Stadt die Trägerarbeit der Awo subventioniere, die Awo zahle aktuell lediglich einen Anteil von fünf Prozent. "Der Awo-Forderung, dass die Stadt 100 Prozent übernimmt, werden wir nicht nachkommen", stellt Bleek klar. Er kündigt an, dass es in den nächsten Tagen weitere Gespräche mit Vertretern der Awo geben werde — das Ergebnis bleibt abzuwarten.

Eltern kritisieren fehlende Transparenz

Die Eltern kritisieren vor allem die fehlende Transparenz und schlechte Informationspolitik. Für sie und vor allem die betroffenen Erzieherinnen sei die ungewisse Zukunft eine extreme Belastung. "Es muss mehr miteinander gesprochen werden", fordert eine Mutter. Sigrid Dill versichert, sie werde sich dafür einsetzen, dass die Awo-Geschäftsführung die Mitarbeiterinnen und Eltern nach den nächsten Gesprächen mit der Stadtverwaltung zeitnah informiert.
Kathrin Schopphoff, Mitglied des Elternbeirats und Mitorganisatorin des Protestmarschs, ist nach dem Gespräch mit Bleek zunächst einmal zufrieden. "Die Resonanz war sehr gut, der Bürgermeister will sich für unsere Kita einsetzen. Ich denke, das ist ein gutes Signal", sagt sie. Und Stefanie Heimchen vom Elternbeirat fügt hinzu. "Wir haben gezeigt, dass wir nicht alles mit uns machen lassen. Die Kita ist voll ausgelastet, das Team leistet super Arbeit. Wir brauchen eine Perspektive."

Kathrin Schopphoff findet, dass sich Stadtverwaltung und Arbeiterwohlfahrt aufeinander zubewegen müssen, um einen Kompromiss zu finden. Rainer Bleek stimmt zu, er betont aber: "Dafür muss die Awo sagen, wie ihre Pläne aussehen." Falls die Awo kündige, werde die Stadt versuchen, einen anderen Träger zu finden. "Die Betreuung ist nicht gefährdet", sagt Bleek.

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