Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
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Schwalmtal/Viersen Wusste Ex-Mann von den Unterschlagungen seiner Frau?

Schwalmtal/Viersen · Am Dienstag beginnt vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Mönchengladbach ein Prozess, dessen Wurzeln zurück bis zum Heros-Skandal reichen. Es geht um riesige Geldsummen, um Kreditbetrug und Hehlerei.

Der Heros-Skandal erschütterte im Februar 2006 die Menschen. Wie konnte es sein, dass die Manager eines Geldtransport-Unternehmens über Jahre hinweg solche riesigen Beträge auf die Seite schafften, ohne dass irgendjemand etwas gemerkt hätte? Die Antwort war damals so einfach wie heute: gar nicht.

War verurteilte leitende Angestellte nur das Opfer ihres Ehemanns?

Nach und nach kamen Details des Systems ans Licht. Eine Viersener Tochterfirma des Unternehmens war einer der Angelpunkte des Betrugs. Und eine leitende Angestellte soll kräftig Schweigegeld gefordert haben, von 1997 an und über ihre Entlassung aus dem Unternehmen im Jahr 2004 hinaus. Die Frau hatte die Vorwürfe später im Prozess weitgehend eingeräumt. 2007 wurde sie zunächst zu sechs Jahren Haft verurteilt, in einem Revisions-Verfahren im Jahr 2008 blieben noch fünf Jahre und vier Monate übrig. Die Frau hat zwar gestanden, Geld in der Firma unterschlagen und erpresst zu haben — aber sie hat sich in den Prozessen immer als Opfer ihres Ehemannes, von dem sie da schon getrennt war, dargestellt. Der habe sie gezwungen, "Geld zu besorgen".

Und genau dieser Ex-Ehemann steht ab Dienstag vor der Wirtschaftsstrafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts. Die Vorwürfe lauten auf Hehlerei und Kreditbetrug. Bei dem Kreditbetrug geht es um ein Darlehen, dass der Mann im Jahr 2003 bei der Sparkasse beantragt hat. Er baute da gerade an einem Wohnhaus und einer Gaststätte. Insgesamt standen Kosten von etwa einer Million Euro zu Buche, der Finanzierungsbedarf wurde mit 800.000 Euro angegeben. Die eingereichten Unterlagen, was Eigenkapital, Rentabilität der Gaststätte und Bonität anging, klangen gut, und so wurden im Oktober 2003 ein Darlehensvertrag geschlossen und 600.000 Euro ausgezahlt.

Dem Angeklagten drohen bis zu drei Jahre Haft

Tatsächlich aber sollen alle Daten erfunden gewesen sein. Das "Eigenkapital" habe es zwar gegeben, es sei aber ausschließlich Geld aus den Unterschlagungen der Frau, von der er da schon getrennt lebte, bei Heros gewesen, meint die Staatsanwaltschaft.

Sollte der Mann aus Venlo verurteilt werden, drohen ihm hierfür bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Der zweite Vorwurf, der ab Dienstag verhandelt werden soll, ist der der Hehlerei. Dabei geht es um das Jahr 2004. Da hatten Steuerfahnder Wohnung und Geschäftsräume des Mannes durchsucht. Er musste mit einer größeren Steuernachforderung rechnen. Deshalb soll er seine Frau aufgefordert haben, wieder bei ihrem Chef Geld zu verlangen. Das soll diese getan und 500.000 Euro erhalten haben. 300.000 Euro davon soll der Mann bekommen haben, so die Staatsanwaltschaft. Hehlerei wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe bestraft.

Prozess war 2011 ausgesetzt worden

Für den Angeklagten ist es ein Prozess-Neustart. Im August 2009 hatte schon einmal ein Verfahren begonnen. Im Prozess gegen seine Ehefrau hatte er ausgesagt, keine Ahnung von deren Unterschlagungen gehabt zu haben. Es sei möglich, dass Geld auch in sein Unternehmen geflossen sei, er habe aber nichts von dessen Herkunft gewusst. Das sah die Staatsanwaltschaft anders und klagte ihn zwei Jahre nach seiner Frau auch an. Der Prozess platzte aber schon am zweiten Prozesstag. Der Verteidiger hatte "vollkommene Einsicht in sämtliche Akten" gefordert und eine Verfahrens-Aussetzung beantragt. Die Richter waren dem Antrag gefolgt und hatten das Verfahren ausgesetzt.

Damals hatten noch weitere Vorwürfe wie Beihilfe und Geldwäsche in der Anklageschrift gestanden. "Es gibt weitere Vorwürfe", bestätigte ein Gerichtssprecher auf Nachfrage. "Ob die in dem jetzt beginnenden Prozess eine Rolle spielen werden, wird die Hauptverhandlung ergeben."

(hah)
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