Viersen Telefonieren verboten

Viersen · Wer noch mit einem schnurlosen Telefon des Standards "CT1+" telefoniert, riskiert seit Anfang des Jahres ein Rechnung von bis zu 1000 Euro. Die alten Geräte nutzen Frequenzen, die nun Mobilfunknetzen vorbehalten sind.

Die grauen Kleinbusse mit den schwenkbaren Antennen auf dem Dach schickt die Bundesnetzagentur immer dann raus, wenn Funkstörungen gemeldet werden. Seit dem 1. Januar zählen unter Umständen auch ganz normale Telefonate zu solchen Störungen, wenn sie mit einem schnurlosen Telefon des Standards "CT1+" geführt werden. Grund ist ein rund zehn Jahre alter Beschluss der EU, die Frequenzbereiche von "CT1+" für andere Zwecke zu nutzen.

"Es geht um den Frequenzbereich 885 bis 887 sowie 930 bis 932 Megahertz", erklärt Linda Sydow von der Bundesnetzagentur. Sie werden seit einiger Zeit genutzt, um das Mobilfunknetz weiter auszubauen und so eine höhere Abdeckung zu erreichen. "Die Benutzung alter schnurloser Telefone könnten zu Problemen führen", sagt Sydow. Auf der einen Seite könnten die Signale den Mobilfunk stören, andererseits könnten Handys Telefonate mit "CT1+"-Geräten behindern. Deshalb ist der Betrieb seit Neujahr in Deutschland verboten.

Telefon aus alten Zeiten

Bei Radio Paschmann in Viersen haben Kunden deshalb schon nachgefragt, ob sie ihr altes Telefon noch benutzen dürften. Verkäufer Willi Karasch kennt die klobigen schnurlosen Telefone mit kurzer Antenne noch. Aber er hat sie schon lange nicht mehr gesehen. Er selbst hat das letzte "CT1+"-Gerät vor 15 Jahren verkauft. "Die hat kein Mensch mehr", sagt er. Wer trotzdem unsicher ist, kann einfach in der Bedienungsanleitung nachsehen. Taucht ein "CT1+", muss ein neues Telefon her.

In manchen Internetshops, auf Flohmärkten und bei virtuellen Versteigerungen finden sich auch heute noch Angebote für die alten Geräte. "CT1+" gilt als besonders strahlungsarm, da das Mobilteil nicht ständig mit der Basisstation kommuniziert, sondern nur während der Telefonate. Außerdem übermittelt es das Gespräch nicht in pulsierenden Signale.

Telefonhersteller rüsten ihre schnurlosen Geräte seit vielen Jahren nur noch mit DECT, dem neuen, EU-weit anerkannten Standard, aus. Derzeit gilt die Genehmigung dafür bis 2013, wird aber aller Voraussicht nach darüber hinaus verlängert.

Wer ein DECT-Telefon besitzt, braucht im Regelfall keine Angst vor den grauen Kleinbussen der Bundesnetzagentur zu haben. "Wir fahren nur raus, wenn uns Funkstörungen gemeldet werden", sagt Sprecherin Sydow. Wie sie "CT1+"-Geräte verursachen können.

Wer erwischt wird, "wird erst einmal über die Rechtslage aufgeklärt. Im Wiederholungsfall kann ein Bußgeld fällig werden. Außerdem stellen wir die Suche nach der Funkstörung in Rechnung. Das zusammen kann bis zu 1000 Euro kosten", erklärt Sydow.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort