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Viersen Polizisten fühlen sich überlastet

Viersen · 21 Polizeistellen könnten binnen der nächsten sieben Jahre im Kreis Viersen wegfallen. Schon jetzt gibt es 20 Stellen weniger als 2007 – und die Arbeitsbelastung steigt. Darauf machte die Gewerkschaft der Polizei gestern aufmerksam.

 Wie viele Polizisten braucht der Kreis? Der GdP-Vorsitzende Ralf Robertz erklärte gestern unter anderem der Landtagsabgeordneten Martina Maaßen, dass das Land mehr Polizisten einstellen muss, um für Sicherheit zu sorgen.

Wie viele Polizisten braucht der Kreis? Der GdP-Vorsitzende Ralf Robertz erklärte gestern unter anderem der Landtagsabgeordneten Martina Maaßen, dass das Land mehr Polizisten einstellen muss, um für Sicherheit zu sorgen.

Foto: Busch

21 Polizeistellen könnten binnen der nächsten sieben Jahre im Kreis Viersen wegfallen. Schon jetzt gibt es 20 Stellen weniger als 2007 — und die Arbeitsbelastung steigt. Darauf machte die Gewerkschaft der Polizei gestern aufmerksam.

Eine ganze Einheit Polizisten werde fehlen, falls in sieben Jahren 21 Polizisten weniger im Kreis Viersen arbeiten als heute. "Ein gutes Kommissariat ist etwa 20 Leute stark und klärt zum Beispiel Einbrüche auf. Wenn es wegfällt, müssen alle anderen Abteilungen das auffangen", sagt Ronny Moonen. Er arbeitet als Streifenpolizist auf der Wache Viersen und ist Mitglied der Gewerkschaft der Polizei (GdP), die gestern in der Viersener Fußgängerzone auf den Personalrückgang bei der Polizei aufmerksam machte. Schon jetzt sei die Arbeitsbelastung hoch, die Zahl der Kollegen in den vergangenen Jahren gesunken. Viele schöben Überstunden vor sich her, die sie nie nehmen könnten, erklärt die Gewerkschaft.

443 Menschen arbeiten derzeit auf 430 Stellen im Vollzugsdienst der Polizei, teilt die Pressestelle mit. 20 Stellen mehr waren es noch vor fünf Jahren. Der Rückgang hängt vor allem mit den Pensionierungen zusammen: Jedes Jahr gehen mehr Polizisten in Rente, als neu dazu kommen. Auch in den kommenden Jahren werden in Viersen viele Polizisten in Rente gehen. Der Altersdurchschnitt liegt bei 49 Jahren.

Ralf Robertz, Vorsitzender der GdP im Kreis, rechnet mit großen Organisationsproblemen durch den Personalrückgang: "Wir kommen um schmerzhafte Veränderungen nicht herum." Wachen könnten geschlossen werden, Kommissariate gestrichen. Vor den Folgen warnt die GdP auf der Hauptstraße mit Karikaturen: Da öffnet etwa ein dick einbandagierter Mann mit lädiertem Gesicht die Tür, vor der ein Polizist steht. "Guten Tag. Sie hatten vorgestern die Polizei gerufen?"

Der Abteilungsleiter der Polizei, Josef Twickler, erklärt, die Polizei sei ihren Aufgaben gewachsen. Ob es in Viersen den von der GdP berechneten Stellenrückgang geben werde, stehe nicht fest. Bisher ist nicht einmal sicher, wie viele Polizisten in diesem Jahr in Viersen anfangen werden. Twickler sagt auch, dass durch die beschlossenen Neueinstellungen die Pensionierungen nicht ausgeglichen würden. "Das ist eine Feststellung und hat nichts damit zu tun, wie gut die Polizei ihre Aufgaben erledigen kann."

Die Mitglieder der GdP, die gestern in der Innenstadt über den Personalrückgang informierten, haben den Eindruck, dass ihre Arbeitsbedingungen schlechter würden. Norbert Rothkugel zum Beispiel arbeitet bei der Verkehrspolizei. 14 Polizisten gebe es dort heute, vor fünf Jahren seien es noch 18 gewesen. "Die Aufgaben sind nicht weniger geworden. Im Gegenteil: Es kommen noch Aufgaben dazu." So werden die Verkehrspolizisten an Wachen ausgeliehen, die noch weniger Personal haben. Die Aufgaben, die bei der Verkehrspolizei anfallen, müssen dann die erledigen, die noch dort sind. Sein Kollege, der Streifenpolizist Moonen, erlebt zudem eine höhere Gewaltbereitschaft. Er sei in der letzten Zeit immer wieder bei brandgefährlichen Einsätzen gewesen. "Ich bin selbst von Gewalt gegen Polizisten betroffen gewesen."

Mehrere Politiker informierten sich an dem Stand über den möglichen Personalrückgang. Die GdP fordert von der nordrhein-westfälischen Landesregierung, mehr Polizisten einzustellen. "Ich nehme das Anliegen mit in den Landtag", sagte die Abgeordnete Martina Maaßen (Grüne). Die Politiker müssten aber immer einen Vorschlag machen, woher das Geld kommen soll — nicht leicht angesichts des defizitären Landeshaushalts. Aus Maaßens Sicht muss darüber nachgedacht werden, welche Aufgaben die Polizei übernehmen muss und welche nicht. "Es stellt sich die Frage, ob die Polizei Schwertransporte und Fußballspiele sichern muss", sagt sie. FRAGE DES TAGES

(RP)
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