Schwalmtal Mit dem Medienschein fit fürs Internet
Schwalmtal · Jugendliche, die im Bethanien Kinderdorf in Waldniel die neuen Medien nutzen möchten, müssen dafür eine Prüfung ablegen. Der Medienschein ist wie ein Quiz aufgebaut. Wer ihn hat, darf auch ohne Aufsicht im Internet surfen.
Im Bethanien Kinderdorf in Waldniel gehören Internet, soziale Netzwerke und Smartphones genauso zum Leben dazu wie in jeder anderen Familie heute auch. Doch seit einigen Wochen gilt für die Kinder und Jugendlichen im Kinderdorf die Medienschein-Pflicht. Jugendliche, die im Internet ohne Aufsicht surfen möchten, müssen zuvor den Medienschein erwerben. "Uns ist eine Schutzfunktion gegenüber den neuen Medien wichtig. Wir haben eine Medien-Arbeitsgemeinschaft, und im Rahmen unserer Arbeit sind wir auf das Angebot des ,Führerscheins' gestoßen", berichtet Kerstin Seidemann, Erzieherin und Mitarbeiterin der Medien-AG.
Das Angebot wurde von einem Pädagogen und Grafikdesigner, der auch Familienvater ist, entwickelt. Es beschäftigt sich mit den Bereichen Internet, Social Media und Smartphones. Die Informationen dazu sind kostenfrei über das Internet abrufbar. Für den eigentlichen Medienschein in Form eines Zertifikats gibt es ein Quiz, für das eine Lizenz erworben werden muss, wie Ann-Katrin Roscheck, Sprecherin des Kinderdorfs, erläutert.
Bethanien erwarb diese Lizenz für zwei Jahre. Der Medienschein wird von den Betreibern immer wieder angepasst, damit er aktuell bleibt. Neue Communitys werden berücksichtigt, und die Jugendlichen, die sich mit dem Medienschein beschäftigen, setzen sich dadurch stets mit der aktuellen Situation auseinander. Auch für die Pädagogen werden Fortbildungen im Internet angeboten.
"Ich habe eine Menge Neues gelernt, als ich mich auf den Medienschein vorbereitet habe, gerade im Smartphonebereich. Ich fühle mich jetzt auf jeden Fall sicherer, wenn ich im Netz unterwegs bin", berichtet die 14-jährige Stefanie. Die Prüfung via Internet sei nicht gerade einfach gewesen, gibt sie zu. Stefanie gehört zu der Pilotgruppe von Jugendlichen, die sich mit dem neuen Angebot auseinandergesetzt haben. Sie ist nun die erste im Kinderdorf, die den Medienschein hat. In ihrer Freizeit beschäftigte sie sich am PC mit den Informationstexten und nutzte die Angebote auf der Plattform des Medienscheins. "Mit 14 dürfen wir im Kinderdorf ein Smartphone nutzen - aber nur, wenn wir den Medienschein bestanden haben. Ich möchte mein Smartphone frei nutzen können, und so habe ich den Schein gemacht", sagt Stefanie.
Dem Kinderdorf war es wichtig, mit einer Pilotgruppe zu starten, um die Erfahrungen dann für die weitere Arbeit mit dem Medienschein nutzen zu können. Insgesamt gehören sechs Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren aus der Jugendwohngruppe Amern zu der Gruppe. "Bis zum 30. Juni haben die anderen fünf der Pilotgruppe noch Zeit, den Schein zu machen. Wer es nicht schafft, muss sein Handy abgeben und weiter unter Aufsicht surfen", sagt Seidemann.
Das Prüfungsquiz gilt als bestanden, wenn mindestens 70 Prozent der Fragen korrekt beantwortet wurden. Die anderen Wohngruppen des Bethanien Kinderdorfs, die jetzt ebenfalls mit dem Führerschein beginnen, haben bis zum Ende der Sommerferien Zeit, den Medienschein abzulegen.
Teilnehmen können alle Jugendlichen ab zwölf Jahren. Wer es nicht schafft, darf dennoch im Internet surfen - das aber dann nur unter Aufsicht. Mit dem Nichtbestehen rückt allerdings das eigene Handy in weite Ferne. Seidemann betont: "Wir schärfen mit dem neuen Angebot die Sensibilität für das Thema, und darauf kommt es an. Mit Verboten kommt keiner in diesem Bereich weit."
