Tönisvorst "Sport hat in Tönisvorst keine Lobby mehr"

Tönisvorst · Stadtsportverbandsvorsitzender Roland Beurskens wartet Gespräch mit Bürgermeister ab. Sportvereine kritisieren die Erhöhung der Gebühren für Hallennutzung und fragen nach der Verwendung der Sportpauschale des Landes.

Nach der Vorstandssitzung des Stadtsportverbandes liegt nach Ansicht des Vorsitzenden Roland Beurskens der Ball im Feld der Stadt. "Wir warten auf eine Einladung vom Bürgermeister", der auf eine Sitzung des Kuratoriums der Tönisvorster Sparkassenstiftung im März verwies. Solange ist die Frage der Selbstauflösung des Stadtsportverbandes in der Schwebe.

Roland Beurskens, auch Vorsitzender des TV Vorst, ist noch kein Jahr Vorsitzender des Stadtsportbundes - das Amt hat er von seinem langjährigen Vorgänger Alois Kox übernommen - und ist schon zutiefst frustriert. Alle Vorstandsmitglieder seien enttäuscht und traurig über die Situation in Tönisvorst. Nachdem man die Sportlerehrung abgesagt habe, sei erwartet worden, dass die Sparkasse oder die Stadt in die Bresche springen. Die NEW sei weiterhin bereit, die Veranstaltung zu sponsern, aber nicht alleine.

Vor allem ist die Bereitschaft, weitere Sponsoren aktiv anzusprechen, damit ein Bürgermeister dann die Ehrung auf der Bühne vornehmen könne, nicht mehr sehr groß. Hintergrund ist das leidige Thema Hallennutzungsgebühr. Die Sportvereine haben der Stadt signalisiert, dass sie die Mehrausgaben nicht stemmen können. Wenn man diese Ausgaben bezahlen müsse, kämen Erhöhungen der Mitgliedsbeiträge als Folge dazu - die für die Vereine mit Austritten verbunden sein werden. Als Druckmittel haben sich die Sportvereine ausgedacht, wenn die Stadt ihnen die Hallennutzungsentgelte aufzwingt, geben sie die Schlüsselgewalt an die Stadt zurück.

Dann müsse die Stadt wieder für Hausmeister an den Abenden und Wochenenden sorgen, die Turnhallen auf- und abschließen. Unter dem Strich wäre das sicherlich teurer als die Einnahmen für die Hallennutzung. Und schon haben Rathaus und Stadtrat reagiert: Im Schul- und Kulturausschuss am Mittwoch stand die Erhöhung der Berechnung für Hausmeisterstunden an. Gestern abend war es Thema im Sportausschuss.

Diese Gebühren werden natürlich nur bei Vereinen erhoben, die keine Schlüsselgewalt über die Hallen besitzen (oder sie zurückgegeben haben). Das heißt: So oder so fühlen sich die Sportvereine durch die Stadt zur Kasse gebeten. "Wir vertreten 8000 Sporttreibende in der Stadt. Doch das juckt niemanden in Politik und Verwaltung. Der Sport hat in Tönisvorst keine Lobby mehr", stellt Roland Beurskens bitter fest.

Die ehrenamtlichen Sportfunktionäre in den Vereinen sind sauer. Und sie fragen nach der Sportpauschale, die das Land für jeden Bürger an die Städte zahlt. 2013 hat das Land 80 695 Euro als Sportpauschale an die Stadt Tönisvorst überwiesen. Wofür wurde dieses Geld verwandt, fragen die Sportvereine, wenn nicht für die Hallen? Theoretisch könnten die Vereine von den "pauschalen Zuweisungen an Gemeinden zur Unterstützung kommunaler Aufgabenerfüllung im Sportbereich" profitieren, in Tönisvorst bleibt das Geld im Haushalt.

Der Kreissportbund Viersen e.V. ist alarmiert. Was sich in Tönisvorst anbahnt, ist in den vergangenen 25 Jahren im gesamten Kreisgebiet nicht vorgekommen. Auch die Größenordnung, mit der die Stadt jetzt die Pauschalen für Hausmeister erhöhen wolle, seien kreisweit ohne Vergleich. Der Kreissportbund kann satzungsgemäß keine Gelder an seine Mitglieder vergeben. Geschäftsführerin Klaudia Schleuten findet die Vorgänge in Tönisvorst "schon krass", hofft aber, dass die Gespräche mit der Stadt und der Sparkasse noch zu einem besseren Ergebnis führten.

(RP)
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