Tönisvorst Optimierung ist ein laufender Prozess

Tönisvorst · Das Rinke-Gutachten im Auftrag der Stadt hat 2008 viele Sparvorschläge gemacht, nicht alle wurden umgesetzt. Was geklappt hat, ist die Verschlankung der Verwaltungs-Strukturen. Beigeordnete Waßen erläutert den aktuellen Stand.

 Nicole Waßen hier mit Bürgermeister Thomas Goßen bei ihrer Wahl zur Beigeordneten im April 2010: Sie leitet den Fachbereich 2 (Finanzen, Vergabestelle, Bauhof) und vertritt den Bürgermeister während seines Urlaubs.

Nicole Waßen hier mit Bürgermeister Thomas Goßen bei ihrer Wahl zur Beigeordneten im April 2010: Sie leitet den Fachbereich 2 (Finanzen, Vergabestelle, Bauhof) und vertritt den Bürgermeister während seines Urlaubs.

Foto: KAISER

Noch unter Bürgermeister Schwarz wurde eine Verwaltungsreform auf den Weg gebracht. Dazu wurde für rund 100 000 Euro ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das Rinke-Gutachten hat 2008 den Ist-Zustand der Verwaltung der Stadt Tönisvorst analysiert und Handlungsempfehlungen gegeben, die damals im Rat diskutiert wurden. Einige Empfehlungen wurden umgesetzt, aber weit nicht alle. Schließlich wurden die 17 Ämter mit 24 Abteilungen aufgehoben und auf vier Fachbereiche und 12 Abteilungen zusammengefügt. Gleichzeitig wurde ein Dezernat eingespart. Denn damals hatten die Beigeordnete Birgit Schmitz und Hauptamtsleiter Rainer Fischer die Verwaltung verlassen.

Seitdem wurde in einem laufenden Prozess die Verantwortung verbreitert, die Hierarchie flacher gemacht. Was nicht ganz funktionierte, wurde geändert. Eine Dezernentenstelle weniger hat sich direkt bezahlt gemacht, doch neue Stellenbewertungen wirken sich unter dem Strich erst in den nächsten zehn Jahren aus, sagt Beigeordnete und Kämmerin Nicole Waßen, die während seines Urlaubs den Bürgermeister vertritt. Die Organisation der Verwaltungsabläufe ist ureigene Aufgabe des Bürgermeisters.

Waßen versteht Verwaltungsarbeit sowieso nicht als starren Zustand, sondern als einen Prozess, der immer wieder korrigiert und verbessert werden müsse. Die erste Optimierung hat die Abteilungsleitungen gestärkt, anfangs waren das Aufgabenspektrum in den Fachbereichen und die Führungsspanne vielfach zu groß. Das Grundsätzliche sei vom Rinke-Gutachten übernommen, aber viele Änderungen kämen dann doch aus der Praxis heraus, erläutert Waßen.

Das Rinke-Gutachten hatte aber nicht nur die Organisation der Verwaltung im Blick, sondern machte auch Einsparvorschläge. So empfahl es auch, städtischen Immobilienbesitz zu veräußern. Da sei, so Waßen weiter, weitgehend geschehen. Prominentes Beispiel ist die Alte Schule am Kirchplatz, aber auch Mietwohnungen oder das frühere Obdachlosenheim. Auch das Verwaltungsgebäude an der Hochstraße 28 (Jugendamt, Arge) wurde verkauft. Anders der Verwaltungssitz an der Hospitalstraße (Kämmerei). Der Mietvertrag für die Büros dort sollte auslaufen, das Gebäude wird aber immer noch von der Stadtverwaltung genutzt. Richtig gespart wurde durch den Trägerwechsel beim Krankenhaus. Dort konnte der geplante Investitionszuschuss von 1,2 Millionen wegfallen.

Die Frage des Gutachters nach den Turnhallen ist noch nicht gelöst. Auch beim Schwimmbad gab es die Grundsatzentscheidung, das Bad weiter zu betreiben. Beim Immobilienmanagement haben die Entwicklung der Energiepreise, die Investitionen und die erzielten Einsparungen bisher nur ein Plus-minus-null-Ergebnis gebracht. Die Grundsteuer wurde bereits 2008 angehoben. Und auch die Friedhofsgebühren wurden so angepasst, dass sie kostendeckend sind. Das 95000 Euro-Defizit sei abgearbeitet, nur bei der Kirmes wird immer noch ein Minus erwirtschaftet, erläutert die Kämmerin. Beim Zustelldienst der Verwaltung konnte gespart werden. Dadurch, dass alle Ratsmitglieder iPads erhielten, werden die Unterlagen nur noch elektronisch verschickt und nicht mehr in Papierform auf dem Postwege. Die Geräte sind nach vier Jahren abgeschrieben, haben sich dann amortisiert.

Insgesamt, so schätzt Nicole Waßen, sei erst ein Drittel des Rinke-Gutachtens umgesetzt worden. Die Summe der Einsparvorschläge hätte mittelfristig eine Summe von knapp 3 Millionen Euro ergeben. An eine Evaluation der bisherigen Ergebnisse durch Externe sei nicht gedacht, die Überprüfung leiste die Verwaltung aus eigener Kraft. Natürlich sei der externe Blick gut, aber er koste natürlich. Ein großes Feld, das jetzt in der neuen Ratsperiode ansteht, ist die Frage des Verwaltungssitzes - Neubau oder Sanierung bestehender Gebäude? Auch da bewahrt sich Nicole Waßen einen nüchternen Blick. Vor ihrer Bürotür liegt ein Fußabtreter mit dem vielsagenden Spruch "Wir sind hier nicht bei ,Wünsch dir was', sondern ,So isset'."

(RP)
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