Handball Kompromisslos zugepackt

Mit einem 38:31-Erfolg gegen den TuSpo Obernburg rehabilitierte sich der Bergische HC für seine Niederlage der Vorwoche in Coburg. In einer emotionsgeladenen Begegnung schenkten sich beide Teams wenig.

Ausgerechnet Carl Douglas' "Kung fu fighting" ertönte in der Pause aus den Hallen-Boxen. Der Disco-Klassiker verknüpfte zwei Halbzeiten, in denen die Zweitliga-Handballer des Bergischen HC und des TuSpo Obernburg Elemente des asiatischen Kampfsports integrierten. Hektisch, zum Teil aggressiv ging es zu, wovon die Schiedsrichter scheinbar überrascht wurden. Florian Gerhard und Tobias Küsters ließen viel zu und den Gelben Karton oftmals in ihrer Brusttasche, obwohl frühe Verwarnungen dem Spielverlauf gut getan hätten.

Auf das sonst übliche Abtasten in den ersten Angriffen verzichtete vor allem das Team um Sebastian Hinze, der von Anpfiff an genauso konsequent und kompromisslos zupackte wie Kristoffer Moen oder Kenneth Klev. Der Wille, sich den Frust der Vorwochen-Niederlage gegen den HSC Coburg von der Seele zu spielen, war deutlich zu erkennen. Und weil die Obernburger in der eigenen Abwehr ebenso kräftig zulangten, entwickelte sich ein Kampfspiel, in dem in der Anfangsviertelstunde aus dem organisierten Angriff herausgespielte Tore Mangelware blieben. Jurai Niznans Treffer zum 1:0 (1.) war die einzige Führung der Obernburger, die ihr zweites Tor erst in der 16. Minute nachlegten. Da führten die Bergischen mit 6:1 – nach drei Siebenmetern von Jens Reinarz sowie erfolgreich abgeschlossenen Tempogegenstößen des Linksaußen und Jiri Vitek. Sebastian Hinzes 6:1 war der gelungene Abschluss des ersten Angriffs ohne harten Körperkontakt.

Die Fünf-Tore-Führung nahmen die Bergischen zum Anlass, etwas besonnener in der Abwehr zu agieren. Die Emotionen aber kochten innerlich weiter, wie Joey Duins Wutausbruch drei Minuten vor Ende der ersten Halbzeit zeigte. Nach einem Foul an Matthias Conrad stürzte dieser so spektakulär zu Boden, dass der Niederländer die Flugeinlage des Obernburger mit ein paar passenden Worten kommentierte. Duin durfte dafür gleich zwei plus zwei Minuten auf der Bank abbrummen – und sah von dort, wie seine Teamkollegen die offene Manndeckung in Unterzahl mustergültig ausspielten. Nach Mathias Fuchs' 13:8 kehrten die Gäste zu ihrer gewohnten 3:2:1-Deckung zurück, was Kristoffer Moen nur wenig störte und noch ein zweites Unterzahl-Tor zum 14:8 nachlegte.

Seite an Seite setzten die beiden Mittelmänner in der zweiten Hälfte die Akzente, in der die Löwen ihren Gegner beherrschten: Moen zuständig im linken Rückraum für präzise Zuspiele, Fuchs für den Spielaufbau. Das Solinger Eigengewächs krönte einen seiner besten Auftritte unter der Regie von Raimo Wilde mit vier Toren. Zwischenzeitlich betrug die BHC-Führung stolze zehn Tore (54. / 34:24), was Kristoffer Moen nicht daran hinderte, 90 Sekunden vor Schluss noch einmal Matthias Conrad in die Mangel zu nehmen. Der Norweger hatte den Weg auf die Tribüne angetreten, bevor die Schiedsrichter die Rote Karte überhaupt aus der Hosentasche gezogen hatten.

(RP)
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