Rheinberg Biogasanlage wird nicht gebaut

Rheinberg · Aus für ein 80-Millionen-Projekt: Die Partner Solvay und Soepenberg haben am Montag die Reißleine gezogen - schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und eine "nicht zufriedenstellende politische Situation".

 Die Biogasanlage wird doch nicht gebaut.

Die Biogasanlage wird doch nicht gebaut.

Foto: Soepenberg

Die Planungen für die Mühlen- und Biogasanlage im Industriepark Solvay sind gestoppt. Solvay-Werksleiter Dr. Richard Rösler und Norbert Scholten, Geschäftsführer beim Projektpartner Soepenberg, machten am Montagnachmittag die Entscheidung über das Aus für das 80-Millionen-Euro-Projekt öffentlich. "Dieses Vorhaben zu stoppen fällt uns schwer, Wir bedauern es sehr, dass uns die Entwicklungen der Rahmenbedingungen keine andere Wahl lassen", unterstreicht Scholten.

Dr. Rösler nickt zustimmend — schließlich hätte die Kombinationsanlage die Energiebilanz des Chemieunternehmens enorm aufpoliert: Immerhin sollten dort 300.000 Tonnen osteuropäisches Getreide, das laut Planern unaufbereitet nicht zur Nahrungsmittelproduktion getaugt hätte, als Rohmaterial eingesetzt werden; durch die Anlage hätte das Solvay-Kraftwerk auf 40.000 Tonnen Kohle verzichten können, was die CO2-Emissionen am Standort um rund zehn Prozent senken würde.

Dazu wird es nicht kommen. Norbert Scholten: "Aufgrund der weltwirtschaftlichen und energiepolitischen Entwicklungen ist die geplante Mühlen- und Biogasanlage nicht mehr wirtschaftlich realisierbar." Stark gestiegene Getreidepreise bei gleichzeitig sinkenden Erlösen für Stärke und Eiweiß, die erneut diskutierten Änderungen des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien sowie die instabile gesamtwirtschaftliche Situation in Europa machten es schwer, Investoren zu gewinnen.

"Die wirtschaftliche Energieversorgung sei für Solvay nach wie vor ein zentraler Punkt zur Standortsicherung", betonte Dr. Rösler, "wir suchen deshalb auch weiterhin nach Möglichkeiten, den Energiemix weiter zu optimieren und unseren Ausstoß an fossilem CO2 zu reduzieren. Wir werden nicht aufhören, zu denken — was am Ende dabei herauskommt, können wir jetzt natürlich nicht sagen." Ob sich die mit großem Aufwand erarbeiteten Pläne für die Mühlen- und Biogasanlage irgendwann noch einmal aus der Schublade holen lassen? Dr. Rösler: "Der Rheinberger Stadtrat hat im Juli dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan zugestimmt — wir sind sehr dankbar für die gute Begleitung, die unser Projekt gefunden hat."

Dieser Plan gelte zwei Jahre lang. Für eine Wiederbelebung des Projektes müssten sich allerdings ebenso die wirtschaftlichen Vorzeichen ändern wie auch die politischen Rahmenbedingungen so stabil werden, wie wir das gewohnt waren", argumentiert Norbert Scholten. Beides sei heute nicht erkennbar, "aber natürlich — wenn sich eine Chance werden wir dabei sein."

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