Remscheid Swing-Klassiker zum Dahinschmelzen

Remscheid · Götz Alsmann und Band servierten Publikum im Teo Otto Theater Songbook-Klassiker der 30er bis 50er Jahre.

 Melodisch-jazzige Soli spielte und sang Götz Alsmann, begleitet von seiner Band auf der Bühne des Teo Otto Theaters.

Melodisch-jazzige Soli spielte und sang Götz Alsmann, begleitet von seiner Band auf der Bühne des Teo Otto Theaters.

Foto: jürgen moll

Im Teo Otto Theater am Freitagabend: Rosa Sakko mit schwarzem Revers, lässig gebundene Schnürkrawatte, schwarze Hose und eine senkrecht nach oben zementierte Haartolle: Das kann nur Götz Alsmann sein. Passend dazu seine vier Bandmitglieder im gleichen Outfit.

Passend selbstredend auch die Musik auf Flügel, Vibrafon, Schlagzeug, Kontrabass und Percussion: die bekanntesten und schönsten Melodien der 1930er bis 1950er Jahre aus dem "American Songbook". Songs von solch berühmten Komponisten wie George Gershwin, Cole Porter, Jerome Kern und Rogers & Hart. Interpretiert von keinen geringeren als Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Nat King Cole und Sammy Davis Jr.. Und jetzt von der Götz Alsmann Band. Allesamt im Alsmann'schen Arrangement und auf Deutsch.

"Wir wollen, dass Sie die Texte verstehen", sagte eingangs der glänzend aufgelegte Alsmann. Er stieß auf empfangsbereite Ohren im ausverkauften Theater. Es stand diesmal nicht in Remscheid, sondern direkt am weltberühmten Theaterviertel am Times Square in New York, dem Broadway.

Die perfekte Illusion lieferten ein beachtlich stimmiges Bühnenlicht, ein Bombensound und eine Band, die lässig lächelnd und mit glänzend aufgelegter Spielfreude die Stücke mal unaufdringlich sanft, mal peppig flott, aber stets mit diesem unbeschreiblichen Swing-Gefühl über die Bühne brachte, das den Körper angenehm zum Vibrieren bringt. Und natürlich vorne weg Götz Alsmann.

Ihm gehörte die Bühne. Er kann genau so gut quasseln, wie er Musik macht. Egal, ob er am Klavier saß, melodisch-jazzige Soli spielte und dazu sang, als habe er mit Nat King Cole regelmäßig gefrühstückt. Oder ob er zwischendurch mit lustigen, quirligen und selbstironischen Moderationen die Leute im Saal so faszinierte, dass sie dem nächsten Song regelrecht entgegenfieberten. Die Lieder - seinem letzten Album "Boadway" entnommen - kamen allesamt rüber wie Sahnestücke: locker, aber elegant.

Ganz zu Anfang natürlich "Broadway" - sofort schwungvoll und animierend zum Mitgehen, dann folgte der betont langsame Swing "Alles passiert immer mir" (Everything Happens To Me). Vor "Ein Wandersmann" (Nature Boy, damals gesungen von Nat King Cole) tänzelte Alsmann von rechts nach links über die Bühne und erzählte leutselig von den hanebüchenen Übersetzungen, die schon vor Jahrzehnten die deutsche Schlagerwelt verunstalteten. Er hatte mühevoll die guten Texte ausgegraben.

In seinen Versionen wurden so aus den ewigen Broadway-Hits deutsche Jazzschlager, die direkt ins Ohr gingen. Genau das Richtige für die Leute, die sich fast alle gut an diese Zeit erinnern konnten. Sie kamen so richtig auf ihre Kosten, als Götz Alsmann in den heftig geforderten Zugaben solo auf einer kleinen Banjo Ukele ein "bundesdeutsches Nachkriegscowboylied" anstimmte: "Leise rauscht's am Missouri". Mit reichlich Herz und ein wenig Schmerz, aber authentisch. Wie das gesamte Konzert zum Auftakt der neuen Spielzeit.

(RP)
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