Ratingen Tiefbohrer

Düsseldorf · Bis zum Jahre 2020 investiert die Stadt 132 Millionen Euro für neue Entwässerungsanlagen. Eine Tunnelbohrmaschine wird sich von der Poststraße bis zum Schwarzbach vorarbeiten.

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Stadtverwaltung ein wahres Jahrhundertprojekt in Angriff genommen: Die Umsetzung des Generalentwässerungsplanes, kurz GEP, wird bis zum Jahr 2020 etwa 132 Millionen Euro aus dem Gebührenhaushalt verschlingen. Der GEP ist nach den strengen Vorgaben der Bezirksregierung Ende 2005 beschlossen worden. Viel „Luft“ hatte die Verwaltung nicht. Dennoch sei es gelungen, den GEP kostenmäßig etwas zu „drücken“, sagte Baudezernent Dr. Ulf-Roman Netzel. Nicht erst die Jahrhundertflut im Sommer 2005 hat gezeigt, dass mit Regenwasser nicht zu spaßen ist.

In Ratingen gibt es zu viele versiegelte, also bebaute Flächen. Dazu kommt, dass die Geologie und die stark lehmhaltigen Böden eine schnelles Versickern verhindern. Also muss abgeleitet werden – doch das ist gar nicht so einfach. Denn die Aufnahmefähigkeit der zahlreichen Bäche ist begrenzt. Und die Bewohner in Kaiserswerth wollen auch keine nassen Füße bekommen. Also werden allerorts neue Regenrückhaltebecken gebaut. Am Bahnhof Hösel haben die Arbeiten für ein unterirdisches Becken mit Klärstufe bereits begonnen.

Fast alles unterirdisch

Der spektakulärste Bau wird Ende 2007 in Angriff genommen: Ein so genannter Stauraumkanal soll als eine Art „Bypass“ vom neuen Flutbecken an der Poststraße zum Schwarzbach führen. Von den Arbeiten wird man kaum etwas sehen: Denn das Loch für die 1,60 große Röhre wird in bergmännischer Manier durchs Erdreich getrieben, wie Tiefbauamtsleiter Heinz-Willi Varlemann erklärte. Dafür wird eine Tunnelbohrmaschine, ähnlich wie bei U-Bahnbauten zum Einsatz kommen. Stoße die allerdings auf Fels, müssten Bergleute „vor die Brust“ geschickt werden. Dann ist Handarbeit angesagt. Soeben haben auf dem Weg des Kanals (Poststraße, Am Ostbahnhof, Am Brüll, Mettmanner Straße, Voisweg) Bohrungen begonnen: Sie sollen Auskunft darüber geben, was die Bergleute erwartet. Alleine dieses Bauwerk schlägt mit etwa 5,5 Millionen Euro zu Buche. Es soll nicht nur die Poststraße vor weiteren Katastrophen bewahren (falls auch das Becken mal überlaufen sollte), sondern auch den Sandbach in West.

In den nächsten acht bis zehn Jahren werden ungefähr 25 neue Regenrückhaltebecken gebaut. Wilfried Georg, stellvertretender Tiefbauamtschef: „Wir versuchen, den natürlichen Abfluss zu imitieren.“

(RP)
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