Lokalsport Birgit Schellöh holt WM-Titel im Duathlon

Ratingen · Die Athletin des TTR 08 Ratingen gewinnt über die Langdistanz in ihrer Altersklasse 50 den Titel. Bis dahin ist es jedoch ein harter Weg.

 Müde, kaputt und glücklich: Birgit Schellöh kommt nach über neun Stunden als erste Frau ihrer Altersklasse ins Ziel.

Müde, kaputt und glücklich: Birgit Schellöh kommt nach über neun Stunden als erste Frau ihrer Altersklasse ins Ziel.

Foto: Alphafoto.com

"Jetzt musst du leiden", waren die Worte des Mannschaftsbetreuers, gerade in dem Moment, als Birgit Schellöh ihr Fahrrad abgestellt hatte. Leiden bei 30 Kilometern, die zu laufen sind, bei 750 Höhenmetern, leiden nach bereits zehn Kilometern zu Fuß und 150 auf dem Rad. Doch die Strapazen haben sich für die Athletin des TTR 08 gelohnt: In Zofingen (Schweiz) wurde die Triathletin Weltmeisterin im Duathlon, der ohne Schwimmen ausgetragen wird. "Ich bin so glücklich, das Ding geschafft zu haben", sagte Schellöh nach neun Stunden, acht Minuten und drei Sekunden, die ihr in der AK 50 die Goldmedaille eingebracht haben.

Die ersten zehn Kilometer zu Fuß waren ein guter Aufwärmer für Schellöh. Das musste sie auch. "Wir hatten Achselshirts und kurze Hosen bekommen", sagte sie. "Das war bei angekündigten Temperaturen im einstelligen Bereich ganz schön kalt." Auf dem Rad ging es darum mit einer Weste, die im Wind knisternd flatterte. Drei Runden von jeweils 50 Kilometern waren zu absolvieren. "Ich habe jedes Zeitgefühl verloren und bin ehrlich gesagt nur noch nach Körpergefühl gefahren", sagte Schellöh.

Wenn es in den Ort ging, wo die ganzen Zuschauer standen, war es schön. Aber es gab auch lange, fast menschenleere Strecken. "Ab der zweiten Runde wurde es dann belebter, weil auch die Männer gestartet sind", sagt Schellöh. Mehr Athleten waren nun auf der Strecke, auch die Kurzdistanzler, die nur eine Runde zu fahren hatten und dementsprechend schnell unterwegs waren. "Aber es regnete, war kalt und windig. Meine Füße waren eiskalt. Ich dachte, nicht nochmal." Aber das war erst die zweite Runde. Zur dritten hörte es dann auf zu regnen, dafür wurde der Wind stärker. "Dazu hatte das Polster der Hose noch Nähte, die ich gespürt habe", sagte Schellöh.

Dann kam die Wechselzone. Immerhin hatte der Betreuer nicht nur von Leiden gesprochen, berichtet die Athletin. "Er sagte auch: Ich werde es schaffen." Über Asphalt ging es in den Wald, die ersten zweieinhalb Kilometer nur bergauf. Dort gab es ein wenig Verpflegung und die Messmatte. Endlich schien die Sonne. "Und ein Raubvogel flog majestätisch über das Tal", berichtete Schellöh. "Das hat mich angespornt." Das bessere Wetter, die grünen Wiesen - all das spornt die Läuferin wieder an. Erst recht, als ein paar Bekannte aus Südafrika an der Strecke auftauchten. "Die wohnten in der Nähe unserer Unterkunft", sagte die Athletin.

Der erste ZIeleinlauf in die Arena war schön. Abklatschen mit Kindern, an den applaudierenden Zuschauern vorbei - doch es war erst die erste Runde. Einmal musste sie noch raus. "Aber jetzt wusste ich, ich würde es schaffen", sagte Schellöh. Und als sie nach noch einmal 15 Kilometern über den blauen Teppich ins Ziel zu schweben schien, hatte sich alles gelohnt. Knapp über neun Stunden, über 25 Minuten schneller als ihre Konkurrentin Karen Haley aus Großbritannien. Die drittplatzierte Heike Steiniger brauchte sogar fast eine Stunde länger als Schellöh.

"Und am Ende saßen wir alle bei Pasta zusammen und erzählten uns von den Strapazen der dritten Radrunde", berichtet Schellöh, die danach noch eine große zu absolvieren hatte: Die lange Bahnfahrt nach Hause.

(RP)
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