Ratingen Rathaus-Abriss: Jetzt ist das Dach dran

Ratingen · Die Abrissarbeiten am alten Rathaus haben begonnen. Das bedeutet Schwerstarbeit für Baggerführer Norbert Korziak.

 Der Baggerführer greift sich das Dach des Rathauses. Im Hintergrund der Kirchturm von St. Peter und Paul.

Der Baggerführer greift sich das Dach des Rathauses. Im Hintergrund der Kirchturm von St. Peter und Paul.

Foto: Achim Blazy

Norbert Korziak ist wohl das, was man tiefenentspannt nennt. "Ich fang dann mal an", sagt der erfahrene Abbruchmann und setzt sich in den Mega-Bagger, der ungefähr dort steht, wo noch vor einem Jahr das Büro von Kulturamtsleiterin Andrea Töpfer war. Das ist schon länger Geschichte. Und jetzt sorgt Korziak, übrigens ein Ratinger, dafür, dass auch das Hauptgebäude bald Geschichte ist. "Spätestens Ende August wird vom Rathaus nur noch sehr wenig übrig sein", hofft Projektleiter Lutz Kalkstein und schaut gespannt zu Korziak, der in seine Kanzel über die riesigen Laufketten des Baggers klettert.

 Im Inneren geht es nur noch über Baugerüste in die oberen Etagen.

Im Inneren geht es nur noch über Baugerüste in die oberen Etagen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

170 Tonnen wiegt das Gefährt, von dem es nur ganz wenige gibt. Einen speziellen Führerschein braucht man dafür nicht: "Aber man muss schon ein bisschen Erfahrung haben", stapelt Korziak tief. 90 Tonnen Beißkraft im vorderen Zahn der Abbruch-Schaufel kann er mit einem kleinen Hebel steuern. Bis zu 53 Meter hoch kann der Greifarm ausgefahren werden - es ist die neueste Technik, ebenso wie die Hydraulik des Greifarms, der komplett schwenkbar ist.

Das Viersener Abbruchunternehmen setzt auf Hightech. Die alten Modelle hatten nur mechanische Greifarme und waren in Ausnahmefällen für Arbeiten in knapp 40 Meter Höhe ausgelegt, in der Regel aber eher 28 Meter.

Für Baggerführer Korziak, dessen Arbeit von vielen Schaulustigen bestaunt wird, ist eine ruhige Hand und jede Menge Konzentration gefragt. Wenn er den Greifarm bis zur siebten Etage des Rathauses ausfährt und sich einen Teil der Dachpappe greift, kann er den Weg seines Mega-Gerätes nur über einen kleinen Monitor verfolgen. Und dann beginnt das Ruckeln. Eine deutlich spürbare Erschütterung durchfährt das Rathaus-Dach, Stück für Stück hebt der Greifarm dort die Verkleidung an. Es wirkt, als zöge er dem Betrachter die Füße unter dem Boden weg. Ein leichtes Grollen und Vibrieren ist zu spüren. Aber es fasziniert, auch Korziak: "Das ist eine tolle Arbeit." Allerdings eine, bei der es auch sehr gefährlich sein kann.

Plötzlich rutscht das Gerät an der Spitze des Baggers ein kleines Stück ab von der Betonplatte, die Korziak rechts aus der obersten Etage entfernt hat. "Das Teil dürfte etwa drei Tonnen wiegen", schätzt Ugur Ceylan, Mitarbeiter der Projektleitung. Wenn solch ein Teil runterfällt, hat das schwerwiegende Folgen. Damit nichts schief geht, ist der Abriss genau geplant. Denn problematisch wird es aufgrund der speziellen Konstruktion, wie Ceylan erklärt: "Hier ist es so, dass die obere Etage auch immer die untere hält. Das liegt an dem großen Atrium."

Planlos abreißen wäre fatal und könnte zum Zusammenbruch des ganzen Gebäudes führen. Und so folgt Korziak einem exakten Drehbuch. Dabei bewegt er Unmengen an Gewicht. 3020 Kubikmeter Abbruchmaterial bringt alleine das Hauptgebäude mit sich, beim Ostflügel waren es immerhin 450 Kubikmeter, auch wenn die von einem normalen Bagger produziert wurden.

Bevor der riesige Bagger, der über eine Million Euro kostet, seine endgültige Abriss-Position einnehmen kann, muss erst noch die Tiefgaragendecke eingerissen werden. Von dort wird der Bagger, auf dem Bauschutt stehend, das Hauptgebäude abtragen.

(RP)
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