Ratingen Tagesmütter fürchten um ihre Existenz

Ratingen · Am 1. August tritt das Zuzahlungsverbot in der Kindertagespflege in Kraft. Die Stadt soll die Lücke schließen.

In Ratingen galt der Rechtsanspruch bei der Kinderbetreuung bisher immer als gesichert. Die Pflichtanzahl an Betreuungsplätzen wurde sogar deutlich überschritten. Doch ob dies so bleibt, muss sich zeigen. Denn Tagesmütter und -väter sehen dem 1. August mit Sorgen entgegen. Dann tritt eine Gesetzesänderung im Kinderbildungsgesetz in Kraft, nach dem Eltern neben den einkommensabhängigen Beiträgen keine Zuzahlungen mehr leisten müssen. Die Tagespflege wird damit der Betreuung in Kindergärten gleichgesetzt.

Diesen Grundgedanken unterstützen die Tagesmütter grundsätzlich. "Den Eltern gegenüber ist dies fair, denn dadurch können sie endlich wirklich frei entscheiden, wo sie ihr Kind betreuen lassen wollen", erklärt Martina Weiß, die gemeinsam mit zwei Kolleginnen die Tagesmüttergemeinschaft "Ameisennest" führt und 2010 den "Verein der Freunde und Förderer der Tagesmüttergemeinschaften in Ratingen und Umgebung" gegründet hat. "Wir hatten schon oft Interessenten, die sich wegen der Zuzahlung dann doch für die günstigere Betreuung in den Kindergärten entschlossen haben", sagt Martina Weiß. Doch was für die Eltern positiv ist, hat für Martina Weiß und ihre Kolleginnen auch Nachteile. Denn sie verdienen weniger Geld, viele fürchten deshalb um ihre Existenz. "Ich werde einen Antrag auf Mietkostenzuschuss beim Jugendamt stellen müssen", so Weiß. Trotzdem wird sie kaum ihre Kosten decken können. Wie ihr geht es auch vielen anderen Tagesmüttern. "Wenn man nicht von der Tagespflege leben kann, werden wohl viele auf der Strecke bleiben."

Die Tagesmütter fordern deshalb, dass die Stadt den Stundensatz von derzeit 4,40 Euro auf sechs Euro erhöhen müssten. Für die Stadt wäre dies immer noch günstiger als neue Kindergärten zu bauen. "Ein Kindergartenplatz ist viel teurer als ein Platz in der Tagespflege", so Martina Weiß. Die Tagesmütter versuchen, beim Runden Tisch mit Jugendamt und SkF (Sozialdienst katholischer Frauen) eine Lösung für die Probleme zu finden. Dies sei schließlich im Interesse aller Beteiligten.

"Wir werden uns diesem Thema stellen", verspricht Jugendamtsleiterin Christa Seher-Schneid. In Ratingen werden rund 250 Kinder von Tagesmüttern betreut, manche bei den Tagesmüttern daheim, andere in eigens angemieteten Wohnungen. Dazu zahlt die Stadt einen Mietzuschuss. Ob generell der Stundensatz der Tagesmütter und -väter angehoben werden muss, kann Seher-Schneid noch nicht sagen, auch angesichts der finanziellen Auswirkungen auf die Stadt. "Das wird eine politische Entscheidung sein", erklärt die Jugendamtsleiterin. Im Herbst werde es dazu innerhalb der Verwaltung eine Diskussion geben, eine entsprechende Vorlage werde dann dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt werden und anschließend die Gremien durchlaufen.

(RP)
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