Ratingen Der Ofen raucht weiter

Ratingen · EU schafft das deutsche Schornsteinfegermonopol ab. Ab 2013 freie Wahl der "Schornis". Schon jetzt dürfen Betriebe aus dem EU-Ausland fegen. Roland Adams schult Kollegen aus ganz Deutschland um.

Ende 2012 fällt endgültig das Monopol der deutschen Schornsteinfeger. Dann können Hausbesitzer frei entscheiden, wer bei ihnen kehrt. Damit fällt das im Jahre 1935 eingeführte Kehrmonopol, das den "Schornis" Gebietsaufteilung und ein sicheres Einkommen bescherte. Der EU war dieses Gesetz schon seit langem ein Dorn im Auge. Schon jetzt können Hausbesitzer einen Kaminkehrer aus dem EU-Ausland wählen, die freie Wahl auch bei deutschen Betrieben hat man aber erst ab 2013. Auch die bisherige Gebührenordnung entfällt.

Roland Adams, Bezirksschornsteinfegermeister in Ratingen, hat sich schon frühzeitig umgestellt. Denn das neue EU-Recht hebt auch das bisherige Verbot der Nebentätigen für Schornsteinfeger auf. Was manche "Schornis" auch früher gerne mal "nebenbei" machten, nämlich Aufbau und Anschluss von Kaminöfen, können sie nun ganz offiziell machen. Adams startete 2009 deutschlandweit den ersten Fortbildungskurs für Kollegen in der neuen, aber nicht ganz unbekannten Sparte. Das passte: Denn Ehefrau Marita betreibt seit langem einen Handel mit antiken und modernen Kaminöfen. Momentan richten beide einen Ausstellungsraum an der Straße Westbahnhof 29 ein: Dort zeigen sie bald neue und antike Öfen.

Schulung: Einbau von Öfen

Spätestens, seitdem die Energiepreise explodiert sind, boomt der Markt für Holzöfen. Doch wer sich einen solchen Ofen im Baumarkt oder im Fachhandel gekauft hat, hat Probleme, einen Fachmann für die Montage zu finden: Ofensetzer sind chronisch ausgebucht. Das merkte auch Adams. Seine ersten Kurse, bei denen er den Kollegen zum Beispiel den richtigen Umgang mit Kernbohrmaschinen (fürs Loch im Kamin) beibrachte und Brandsachverständige erklärten, was alles passieren kann, waren vom Start weg ein großer Erfolg. Am morgigen Dienstag beginnt ein neuer Kurs, die Kollegen kommen aus ganz Deutschland.

Zumindest Adams ist also bestens gerüstet für das Ende der konkurrenzlosen Zeit. Ganz arbeitslos werden die Schornis aber nicht: Sie wachen als Bezirksschornsteinfegermeister auch künftig darüber, ob alle rechtlichen Vorgaben beim Betrieb von Feuerstätten erfüllt werden. Aber die Bezirke werden künftig nicht mehr "automatisch" vergeben: Sie werden europaweit ausgeschrieben. Für bestehende Betriebe gibt es aber eine Schonfrist: Adams muss sich erst 2014 beim Regierungspräsidenten bewerben. Die Vergabe erfolgt nach einem Punktesystem. Es geht unter anderem um Aus- und Weiterbildung und das Alter des Betriebes: "Da habe ich ganz gute Chancen", so Adams (55). Er ist seit 1994 in Ratingen tätig. Und hofft darauf, dass ihm die meisten bisherigen Zwangskunden erhalten bleiben.

Jedenfalls hat er noch keine holländischen Kollegen in Ratingen gesehen. Bei Kehrpreisen zwischen 20 und 25 Euro lohne sich auch die Anfahrt nicht, so Adams. Tatsache sei aber, dass ab 2013 die Preise frei ausgehandelt werden.

Doch auch ab 2013 bleibt es für bestimmte Tätigkeiten in den Kehrbezirken bei der alleinigen Zuständigkeit des Bezirksschornsteinfegermeisters, so das Rechts- und Ordnungsamt des Kreises Mettmann. Denn bei der Feuerstättenschau und beim Ausstellen des Feuerstättenbescheides ist kein Wettbewerb zugelassen. Eigentümer müssen sich dann selbst um die Arbeiten kümmern, die nach dem Feuerstättenbescheid verpflichtende sind. Die Ausführung muss dem Bezirksschornsteinfegermeister auf einem Formblatt gemeldet werden.

(RP)
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