Ratingen 50 Jahre Unabhängigkeit

Ratingen · Den Gutachterausschuss Ratingen gibt es seit 50 Jahren. Bis zum Jahr 1981 war er beim Kreis Mettmann untergebracht. Nach der kommunalen Neuregelung wurde sein Sitz nach Ratingen verlegt.

Eigentlich sollte ein 50-jähriges Bestehen ausreichend Anlass für eine Feier sein. Und Düsseldorf hat es vorgemacht: Dort gab es zum Jubiläum des Gutachterausschusses eine große Feier in den Rheinterrassen. Aber Ratingen bleibt bescheiden. Angesichts knapp bemessener Personalkapazitäten ist eine Jubiläumsfeier in der Dumeklemmerstadt nicht vorgesehen. Wie hat alles vor 50 Jahren beim Gutachterausschuss Ratingen angefangen?

"Bis 1960 gab es bei Grund und Boden die Preisstoppverordnung von 1936, die die Preise für Bauland ordnete. Die Folge war, dass Baugrundstücke gehortet und der Wohnungsbau dadurch behindert wurde, da keiner sein Eigentum unter Marktwert verkaufen wollte. Kam es damals dann doch zu einem Grundstücksverkauf, musste neben dem offiziellen Kaufpreis ein weiterer Betrag unter dem Tisch bezahlt werden", erinnert sich Jürgen Störy, Vorsitzender des Ratinger Gutachterausschusses. Natürlich bestand auch eine große Unsicherheit darüber, welchen Wert Grundstücke hatten. Abhilfe sollten hier die neuen Gutachterausschüsse schaffen, deren Tätigkeit sich zunächst auf die Erstellung von Gutachten beschränkte.

Heute hat ein Gutachterausschuss, der im Übrigen keiner Institution weisungsgebunden und somit unabhängig ist, die Aufgabe, den lokalen Immobilienmarkt durch Publikationen transparenter zu machen, Gutachten zu erstellen sowie Sachverständige zu unterstützen. So erstellt er unter anderem jedes Jahr den Grundstücksmarktbericht und ermittelt die Bodenrichtwerte. "Die Informationen hierfür erhalten wir von den Notaren. Diese sind verpflichtet, uns von jedem beurkundeten Kaufvertrag eine Kopie zur Verfügung zu stellen. Weitere Informationen zu der gehandelten Immobilie entnehmen wir der uns zu jedem Objekt vorliegenden Grundakte. Dadurch ist uns eine Detailanalyse zu jedem Kaufvertrag möglich", erklärt Reinhard Mundt, Leiter der Geschäftsstelle Ratingen.

Ein Gutachten wird von drei Mitgliedern des Ausschusses erstellt und erhält dadurch eine hohe Akzeptanz. Auftraggeber sind dabei häufig Gerichte und Justizbehörden. Aber auch jeder Eigentümer einer Immobilie kann dies in Auftrag geben, muss hierfür jedoch 1000 Euro zuzüglich zwei Promille vom Verkehrswert auf den Tisch legen. Aber: Jeder, der Fragen zum Wert einer Immobilie hat, kann sich in der Geschäftsstelle gratis beraten lassen. Der Gutachterausschuss Ratingen besteht neben dem Vorsitzenden Störy aus zwölf ehrenamtlichen Mitgliedern, die von der Bezirksregierung jeweils für fünf Jahre bestellt werden. Sie kommen beruflich vorwiegend aus mit der Immobilienwirtschaft verwandten Branchen und verfügen dadurch über besondere Kenntnisse des örtlichen Marktes. Ältestes Mitglied war bis vor kurzem der Architekt Horst Hannemann, der das Gremium aber nach 30 Jahren wegen Erreichens der Altersgrenze verlassen hat.

Gutachterausschüsse sind Landesbehörden, wenngleich sie in der Regel bei Gemeinde- oder Kreisverwaltungen geschäftsansässig sind. In NRW gibt es insgesamt 77 Gutachterausschüsse.

Jeder Ausschuss hat eine eigene Geschäftsstelle. Diese ist quasi dessen Administration. In Ratingen sind insgesamt vier Mitarbeiter beschäftigt.

(gos)
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