Radevormwald Regisseur Störr sucht 50 Leichen in Rade

Radevormwald · Für einen Film über den Terroranschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 sucht der Künstler und Gründer der Ruhrakademie jetzt dringend noch Statisten. Im kommenden Jahr soll der Film fertig werden.

 "Ich leide an latentem Größenwahn und gebe für jede Szene und jede Idee von mir alles" - das sagt Jürgen Störr (hier am Set seines Films auf Gut Schlechtenbeck) über sich selbst.

"Ich leide an latentem Größenwahn und gebe für jede Szene und jede Idee von mir alles" - das sagt Jürgen Störr (hier am Set seines Films auf Gut Schlechtenbeck) über sich selbst.

Foto: jürgen moll

Jürgen Störr arbeitet seit zehn Jahren an seinem Traum. Der Künstler und Gründer der Ruhrakademie produziert mit voller Hingabe einen Film über den Terroranschlag am 11. September 2001. Eigentlich sollte das Projekt nur eine Momentaufnahme in seiner beruflichen Laufbahn sein, aber die Begeisterung für den Film und das Streben nach perfekten Szenen, Bildern und Texten haben aus der ersten Idee zehn Jahre gemacht. "Ich leide an latentem Größenwahn und gebe für jede Szene und jede Idee von mir alles. Da tue ich auch gerne so, als hätte ich ganz Hollywood hinter mir", sagt Störr.

Dass der Professor für Zeichnen und Trickfilm in den tiefen Wäldern Radevormwalds, auf Gut Schlechtenbeck, wohnt, ist nicht nur für sein Wohlbefinden, sondern auch für die Umsetzung seines Films nützlich. Das riesige Grundstück, das er vor 17 Jahren mit seiner Frau kaufte, spielt eine große Rolle für die Filmproduktion. In alten Scheunen hat er Büroräume und Innenansichten des World Trade Center nachgebaut. Während die meisten Außenaufnahmen in New York City selber gedreht wurden, sind die Innenaufnahmen in Deutschland entstanden. Manche in großen Hallen im Ruhrgebiet, viele in den Büroräumen der Stadtsparkasse Wuppertal und andere auf seinem Grundstück in Rade. Ein altes New Yorker Polizeiauto, das auf dem Grundstück des 62-Jährigen steht, ist Indiz für die aufwendigen Dreharbeiten. Wäre sein Film in Hollywood produziert worden, hätte er mehrere Millionen gekostet. In Eigenregie hat ihn das Projekt nicht nur alle finanziellen Möglichkeiten, sondern auch alle Kraft und Kreativität gekostet.

Die Zusammenarbeit mit professionellen Schauspielern und Technikern aus der Filmindustrie haben Störr geprägt. Er hat nicht nur viel über Film, sondern auch über sich selber gelernt. "Ich bin für den Film ans Limit gegangen", sagt er. Die Hoffnung darauf, dass der Film nach einer erfolgreichen Vermarktung international in Kinosälen zu sehen ist, ist nur Teil seiner Motivation. Viel wichtiger ist sein eigenes Urteil. "Die Möglichkeit zu versagen besteht, und sich nach mehr als zehn Jahren eingestehen zu müssen, dass der Film nicht gut ist, wäre hart. Mit diesem Gedanken lebe ich." Viel größer als diese Angst ist aber der Antrieb und die Leidenschaft des Filmemachers - deshalb will er den Film 2017 fertigstellen. Davon trennen ihn nicht nur Schnitt, Tondesign und das Abstimmen von zehn Jahre altem und neuem Material, sondern zwei letzte Szenen. Eine davon soll Mitte November auf Gut Schlechtenbeck mit Hilfe von 50 Statisten gedreht werden. "Jeder, der Lust hat, an dem Projekt mitzuwirken und eine Leiche spielen möchte, soll sich bei mir melden", sagt er. Die finale Szene des Terror-Dramas ist bisher nur im Kopf des Künstlers vorhanden, denn für die Umsetzung der spektakulären Sequenz fehlen ihm etwa 100 000 Euro.

"Ich suche Sponsoren, um auch meine letzte Idee für den Film umzusetzen. Falls sich keine finden, werde ich das Projekt ohne die Szene beenden", sagt er. Sein Drehbuch, das den Terroranschlag des 11. September aus einer ganz neuen, sehr intensiven und schmerzhaft empfundenen Perspektive aufgreift, ist aber nicht nur die Erfüllung eines eigenen Traums.

"Mit diesem Anschlag vor den Augen der Welt ist etwas passiert, das die gesamte Zivilisation betrifft. Eine der größten Erschütterungen der letzten Jahre, die ich aufgreifen und mit einem eigenen Projekt verarbeiten wollte. Auch um zu zeigen, welche dramatischen Szenen sich vor dem Einbruch des ersten Towers im World Trade Center zugetragen haben", sagt er. Getragen vom persönlichen Traum, kreativer Schaffenskraft und den Erfahrungen der Jahre, tritt Störr der letzten Etappe der Filmproduktion entgegen.

(trei)
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