Neuss Wenn Diplomaten singen

Neuss · Neuss/Freiburg/Genf (hbm) Da sitzt er nun in der Sonne, bei 16 Grad in einem Freiburger Café, ist erschöpft und überglücklich zugleich. Dass er den angepeilten Zug nach Frankfurt nicht erreicht hat, kratzt ihn nicht weiter. Denn immer noch ist er in Gedanken in Genf, in der berühmten Victoria Hall, wo seine Musiker ein Konzert hingelegt haben, von dem er im Moment nur sagen kann: "Das war der Hammer!"

Neuss/Freiburg/Genf (hbm) Da sitzt er nun in der Sonne, bei 16 Grad in einem Freiburger Café, ist erschöpft und überglücklich zugleich. Dass er den angepeilten Zug nach Frankfurt nicht erreicht hat, kratzt ihn nicht weiter. Denn immer noch ist er in Gedanken in Genf, in der berühmten Victoria Hall, wo seine Musiker ein Konzert hingelegt haben, von dem er im Moment nur sagen kann: "Das war der Hammer!"

Fast ist durchs Telefon zu sehen, dass Matthias Gawriloff, Intendant der Deutschen Kammerakademie (DKN), immer noch zwei Meter überm Boden schwebt. Anlässlich der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Deutschland hatte die Deutsche Botschaft in Genf Diplomaten aus aller Welt zu einem Festkonzert in die Victoria Hall eingeladen, das einzig von der DKN bestritten wurde. "Ein Mega-Event", wie Gawriloff schwärmt, "dessen Bedeutung mir vorher zum Glück gar nicht klar war. Sonst wäre ich wohl nervöser gewesen."

Gut zwei Stunden "haben wir gespielt", erzählt der Intendant, der in diesem Moment völlig eins ist mit seinen Musikern und dann ihre Leistung überschwänglich lobt: "Sie haben gezeigt, wo das Orchester steht: nämlich ganz oben!" Dabei waren die Bedingungen nicht unbedingt optimal, denn ganze zwei Tage hatten die jungen Instrumentalisten nur Zeit, das Programm mit der ihnen allerdings gut bekannten Schweizer Dirigentin Graziella Contratto einzuspielen.

Und doch ist nach Gawriloffs Worten dabei ein "Schostakowitsch, der einfach sensationell war", herausgekommen. Das Publikum in der komplett besetzten Victoria Hall sei sehr erlesen gewesen und offensichtlich mit Schostakowitsch vertraut: "Jede Wendung wurde aufgenommen, und weil die Musiker es auf der Bühne sehr genau spüren, wenn die Zuhörer so mitgehen, hat sie das zu ein exorbitanten Leistung angespornt."

Als in der Zugabe dann auch noch der "Karneval in Venedig" gespielt wurde, und Contratto das Publikum in Chöre für die "Mein Hut, der drei Ecken"-Variationen von Rossini einteilte und dirigierte, war "der Teufel los", wie Gawriloff lachend weiter erzählt. Die gute Stimmung habe auch den nachfolgenden Empfang getragen: "Wir haben uns sehr gefreut, dass auch das Orchester eingeladen war. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich."

Der Auftritt in Genf hat sich auch in anderer Weise für die DKN schon gelohnt: Zwei Einladungen zum Davos-Festival in diesem und im nächsten Jahr liegen schon vor; und auch die Zürcher Tonhalle hat die DKN schon für 2008 eingeladen, noch bevor die Musiker überhaupt das erste Mal dort gespielt haben. Das geht nämlich erst am 12. März dort über die Bühne.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort