Neuss SPD setzt auf ihre "goldene Generation"

Neuss · Sieben junge Ratsneulinge, alle zwischen 22 und 36 Jahren alt, sind die Hoffnungsträger der Neusser Sozialdemokraten. Die "Wilde 7" bildet ein Kraftzentrum in der 19-köpfigen SPD-Ratsfraktion. Jetzt müssen Ergebnisse geliefert werden.

 SPD-Talent mit Übersicht: Sascha Karbowiak (27) auf dem Balkon der Rheintor-Klinik an der Hafenstraße, wo er sich am Kreuzband operieren ließ.

SPD-Talent mit Übersicht: Sascha Karbowiak (27) auf dem Balkon der Rheintor-Klinik an der Hafenstraße, wo er sich am Kreuzband operieren ließ.

Foto: Woi

Derzeit macht SPD-Hoffnungsträger Sascha Karbowiak Politik vom Krankenbett aus. Nach einem Sportunfall musste er sich in der Rheintor-Klinik am Kreuzband operieren lassen. Doch nur auf den ersten Blick geht die Neusser SPD am Stock: Karbowiak ist einer von sieben jungen Stadtverordneten - alle zwischen 22 und 36 Jahre alt -, die am 25. Mai erstmals in den Rat der Stadt Neuss gewählt wurden. "Ich bin mächtig stolz auf unsere jungen Leute", sagt Parteichef Benno Jakubassa (60), "da wächst unsere goldene Generation heran."

Die "Wilde 7" bildet schon ein Kraftzentrum innerhalb der 19-köpfigen SPD-Ratsfraktion, deren neuer Vorsitzender Arno Jansen auch gerade einmal 40 Jahre alt ist. Wenn diesem Septett ein Makel anhaftet, dann der, dass sich mit Sarah Bührt (22) nur eine junge Frau unter gleich sechs Männer mischt: Sascha Karbowiak (27), Mirza Kehonjic-Thiede (36), Hakan Temel (32), Heinrich Thiel (26), Marc Vanderfuhr (27) und Michael Ziege (27). Zwei der aufstrebenden Neulinge holten ihr Ratsmandat - als einzige der Neusser SPD - gar direkt. Sozialpolitiker Hakan Temel setzte sich im Barbarviertel/Bolzsiedlung gegen Yasar Calik (CDU) durch, der ebenfalls türkische Wurzeln hat. Überraschender war der Erfolg von Heinrich Thiel, der sich auf der Neusserfurth gegen den gleichaltrigen Mario Loebelt von der CDU behauptete. "Eine starke Leistung", freut sich Jakubassa mit dem dunkelhäutigen Studenten, der in Wuppertal Politikwissenschaften studiert.

Hat die "Wilde 7" einen Anführer? Offiziell hat die "Junge Gruppe" keinen Sprecher, auch inoffiziell hat sich noch keiner als Wortführer profiliert. Michael Ziege, Student der Naturwissenschaften, verfügt trotz seiner Jugend über die längste politische Erfahrung. Als stellvertretender Vorsitzender der Neusser SPD gehört er schon zu "denen da oben". In der Nachwuchstruppe reiht er sich aber ein, ebenso wie der ehrgeizige und fleißige Heinrich Thiel, der als Asta-Vorsitzender in Wuppertal bereits Führungserfahrung sammelte. Mirza Kehonjic-Thiede kann auch Chef. Er steht an der Spitze des einflussreichen Ortsvereins Nordstadt. Bleibt Sascha Karbowiak, der in seinem Wahlkreis Stadionviertel bereits seit Jahren als Kümmerer punktet und dem favorisierten CDU-Bewerber Dieter Welsink ein echter Herausforderer war und ist.

Vielleicht ist Karbowiak der stille Anführer der "Wilden 7". Auch er verfügt schon über viel Erfahrung in der Kommunalpolitik; seine Kompetenz in Fragen der Planung und Stadtentwicklung, aber auch des Verkehrs ist unbestritten. Zudem weiß er als Vorsitzender des größten der sieben Neusser Ortsvereine, Stadtmitte, eine starke Hausmacht hinter sich. Auch sitzt Karbowiak im Fraktionsvorstand.

Die Neuen, die "Wilde 7", sind nun in die operative Reihe der Kommunalpolitik vorgerückt. Die Zeit des Welpenschutzes ist vorbei; nun müssen sie Leistung bringen. Da wird sich weisen, ob aus Talenten, wirklich eine "goldene Generation" wird, oder ob sie ewige Talente bleiben. "Die Sieben sind selbstbewusst, qualifiziert", sagt Benno Jakubassa, "und sie wollen gewinnen". Und genau da mag der Unterschied zur Neusser SPD der 1980er und 1990er Jahre liegen: Die hatte sich mit Platz zwei hinter der CDU arrangiert. Für Karbowiak und Co. ist der Zweite der erste Verlierer.

(NGZ)
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