Neuss Neusserin schmuggelte Heroin

Neuss · Rund 1,9 Millionen Euro ist das Rauschgift auf der Straße wert, mit dem eine 72 Jahre alte Frau von Zollfahndern in Oslo erwischt wurde. Über ihre genaue Rolle herrscht noch Unklarheit.

 Nach der Fahrt auf einer Fähre, die regelmäßig zwischen dem Ostseehafen Kiel in Deutschland und Oslo in Norwegen verkehrt, wurde der Koffer der Neusserin von Zollfahndern durchsucht.

Nach der Fahrt auf einer Fähre, die regelmäßig zwischen dem Ostseehafen Kiel in Deutschland und Oslo in Norwegen verkehrt, wurde der Koffer der Neusserin von Zollfahndern durchsucht.

Foto: G. Bolstad/ngzo

Rund 1,9 Millionen Euro ist das Rauschgift auf der Straße wert, mit dem eine 72 Jahre alte Frau von Zollfahndern in Oslo erwischt wurde. Über ihre genaue Rolle herrscht noch Unklarheit.

Neuss/Oslo Mit elf Kilogramm Heroin im Gepäck ist eine 72 Jahre alte Neusserin in Oslo festgenommen worden. Für Norwegen ist dieser Fall einer der größten Erfolge im Kampf gegen den organisierten Drogenhandel, schreibt die norwegische Tageszeitung "dagbladet" in ihrer gestrigen Ausgabe. Das Rauschgift hätte für rund 55 000 Einzeldosen gereicht.

Die Witwe wurde bereits im Sommer dieses Jahres verhaftet, berichtete das "dagbladet" weiter. Um die Ermittlungsarbeiten nicht zu gefährden, hatte die Osloer Polizei die Information bislang zurückgehalten.

Die Seniorin wurde am 18. Juli nach Verlassen der Kieler Fähre "Color Magic" von der Zollfahndung im Osloer Hafen gebeten, ihren Koffer zu öffnen. Darin fanden die Beamten nicht nur Heroin mit einem Straßenwert von knapp 1,9 Millionen Euro (16 Millionen Norwegische Kronen), sondern zusätzlich 1000 Tabletten Amphetamine.

Mit detaillierten Informationen hält sich die Polizei jedoch zurück. Vieles spricht dafür, dass die Frau schon mehrfach auf der Linie Kiel-Oslo für einen Drogentransport eingesetzt worden ist. Bislang ist sie die einzige Person, die im Zusammenhang mit diesem Fall von vermutlich internationalem Drogenschmuggel verhaftet werden konnte. Drei Mal wurde sie von den Behörden bereits befragt, doch die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.

Die Polizei in Oslo geht davon aus, dass die Frau lediglich als Kurier gedient hat und ein professioneller Drogenring im Hintergrund steht, schreibt das "dagbladet". Ebenfalls sei denkbar, dass die kriminelle Organisation darauf spekuliert habe, dass eine über 70 Jahre alte Frau nicht als Schmugglerin verdächtig sei. Um welche Organisation es sich handelt, sei aber unbekannt.

Harte Strafen

In Neuss ist die Frau keine Unbekannte. Unter anderem war sie Pächterin eines Restaurants in Reuschenberg. Die beiden Kinder der Seniorin leben in der Quirinusstadt, wollten sich gestern der Neuß-Grevenbroicher Zeitung gegenüber zu dem Fall aber nicht äußern. Vor zwei Monaten mussten sie die Wohnung ihrer Mutter räumen und wissen noch nicht, wie es weitergehen soll. Über ihren Anwalt sind sie mit den norwegischen Behörden in Kontakt.

Drogenkriminalität wird in Norwegen hart bestraft. Die erste Anklage sieht eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren vor. Bei einer strengen Auslegung des Gesetzes drohen der 72-jährigen Frau sogar über 20 Jahre Gefängnis.

Das Strafmaß hängt damit ganz entscheidend davon ab, in welcher Rolle die Osloer Behörden die Frau am Ende sehen. Weitere belastende Details könnten sich negativ auswirken. Denn die Witwe, die zuletzt im Barbarviertel wohnte, ist nicht zum ersten Mal wegen illegalem Drogenbesitz festgenommen worden.

Bereits im vergangenen Jahr ist sie in Sierra Leone in Begleitung eines Mannes mit 100 Gramm Heroin aufgegriffen worden und in Untersuchungshaft gewesen. Auch im Barbaraviertel haben Anwohner sie manchmal zusammen mit einem jungen Mann dunkler Hautfarbe gesehen, sie sei aber ansonsten nicht besonders in Erscheinung getreten, berichten einige Bewohner aus der Nachbarschaft gestern gegenüber der NGZ.

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Strafmaß auf zehn Jahre Gefängnis herabgesetzt wird", sagt der verantwortliche Redakteur des "dagbladet", Jorgen Tonges, in einem Telefonat mit der NGZ. Die Gerichtsverhandlung und die Entscheidung über das Strafmaß werden im Frühjahr 2010 erwartet.

(RP)
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