Neuss Großartige Chorleistung mit Trauermusik

Neuss · Zu einem Abend des Innehaltens und der Kontemplation wurde das Oratorienkonzert in der Christuskirche – ausnahmslos mit Trauermusik. Eine der genialsten Schöpfungen in diesem Genre ist Johann Sebastian Bachs Kantate "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit", die auch unter dem Namen "Actus tragicus" bekannt ist. Die "Sonata" sorgte für eine ruhige Einstimmung, auch wenn Christuskirchenkantor Michael Voigt modernes Instrumentarium eingesetzt hatte: Querflöten ersetzten die Blockflöten, den Gambenpart übernahmen die tiefen Streicher.

Zu einem Abend des Innehaltens und der Kontemplation wurde das Oratorienkonzert in der Christuskirche — ausnahmslos mit Trauermusik. Eine der genialsten Schöpfungen in diesem Genre ist Johann Sebastian Bachs Kantate "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit", die auch unter dem Namen "Actus tragicus" bekannt ist. Die "Sonata" sorgte für eine ruhige Einstimmung, auch wenn Christuskirchenkantor Michael Voigt modernes Instrumentarium eingesetzt hatte: Querflöten ersetzten die Blockflöten, den Gambenpart übernahmen die tiefen Streicher.

Die Kantorei der Gemeinde erwies sich als exzellent vorbereitet, was sich später im Verlauf des Abends besonders auszahlte. Der Chor glänzte mit präziser Aussprache, und auch die wenigen Männerstimmen waren besonders im Bass vollkommen präsent. Die Solisten Anna-Elisabet Muro (Sopran), Michael Lieb (Alt), Immo Schröder (Tenor) und Achim Hoffmann (Bass brachten sich hochkarätig ein — mit einer kleinen Einschränkung: Die zweite Bass-Solopassage "Heute wirst du mit mir im Paradies sein" ist äußerst hoch udn machte Achim Hoffmann doch zu schaffen.

Satte Tiefe und matte Höhe prägten auch die kleine geistliche Kantate "Mit Fried und Freud fahr ich dahin" von Dietrich Busxtehude. Gleichwohl war dies ein rechtes Werk zum Innehalten, nachdem Altus Michael Lieb den Dialog zur Viola gefunden hatte. Bachs Actus tragicus-Instrumentarium nutzt auch der Düsseldorfer Komponist Oskar Gottlieb Blarr für seine Kantate "Gottes Zeit — Menschen Zeit", die er als "Requiem für Margret" seiner 2003 verstorbenen Ehefrau gewidmet hat. Texte, des Dominikanerpater Diethard Zils mischt er mit hebräischen Psalmen und Passagen aus "Schattenland Ströme" von Johannes Bobrowski.

Die Kantorei leistete Bewundernswertes: Die komplexen Partien, über weite Strecken a cappella, wurden auch im hebräischen Original makellos sicher intoniert. Diese Aufführung geht zu Recht als Glanzleistung in die Chorgeschichte ein. Unter den Solisten ragte Anna-Elisabet Muro mit der betörend leichten Interpretation des Madrigals heraus.

Die rein instrumentalen Teile — Oskar Gottlieb Blarr ergänzt das Ensemble um Gitarre, Vibraphon und verschiedene Schlaginstrumente (Perkussionsensemble Jochen Büttner) — haben nicht die gleich dichte Substanz. "Passacaglia" und "Intermezzo" wirken experimentell beiläufig, bizarre Schlagwerkrhythmen brechen die kontemplative Spannung auf. Glücklicherweise endet das "Requiem" mit einer Segenlitanei, die wiederum großartige Chorleistung wurde mit sehr langem Applaus belohnt.

(RP)
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