Bauverein wollte sich engagieren Ladenhüter des Kreises

Bauverein wollte sich engagieren · Droht eine Ruine mitten in der City? Seit zwei Jahren steht ein Gebäudekomplex an der Königstraße leer. Das Gebäude des ehemaligen Chemischen und Lebensmitteluntersuchungsamtes mit den Hausnummern 30 bis 34 soll verkauft werden. Eigentümer ist der Rhein-Kreis Neuss.

Zunächst wurde jedoch das Gebäude gesichert. "Wir wollen verhindern, dass Scheiben eingeschlagen werden und sich ein unansehnliches Bild ergibt", sagt er. Viele Jahre lang dümpelte das Gebiet um die Marienkirche am Hauptbahnhof vor sich hin. Jetzt scheint sich Aufbruchstimmung breit zu machen. Königstraße und Salzstraße wurden von der Firma "Wiwestra" zum Teil neu bebaut und präsentieren sich heute in städtebaulich ansprechender Form.

Auch die Zukunft der Krefelder Straße und des alten Verwaltungsgebäudes der "Rheinland-Versicherung" scheint sich aufzuhellen. Der Bauverein will sich dort engagieren und investieren. Droht jetzt aber die Verwahrlosung eines alten Dienstgebäudes zur Ruine in unmittelbarer Nachbarschaft? "Wir haben einen Käufermarkt und keinen Verkäufermarkt." So umschreibt Lerche das Problem, das Nachkriegs-Verwaltungsgebäude an den Mann zu bringen.

Was der Kreis dafür haben will, gibt der Dezernent nicht bekannt. Immerhin handelt es sich bei den drei Grundstücken um eine Gesamtfläche von knapp 2 000 Quadratmetern in guter Innenstadtlage. "Doch es gibt nur wenige, die das gebäude, so wie es jetzt da steht, tatsächlich nutzen könnten", weiß auch Lerche. Vermutlich müsse ein Investor das Gebäude erst abreißen und dann ein neues errichten. Das wiederum bedeutet hohe Kosten.

Lerche könne sich vorstellen, dass ein Unternehmen dort einen Verwaltungssitz errichtet oder aber ein Investor Wohnungen errichtet. Manfred Sturm jedoch ist kritisch. Der Makler hatte die Firma "Wiwestra" bei ihrem umfangreichen Invest an der Salzstraße begleitet. "Die Lage ist weiterhin sehr interessant, die Marktlage hat sich aber sehr abgeschwächt." Sturm berichtet über die 121 Eigentumswohnungen, die "Wiwestra" in der Nachbarschaft errichtet hatte.

"Davon sind 39 immer noch nicht verkauft", sagt Sturm. Derzeit passe das Grundstück für eine Wohnbebauung nicht in die Nachfragelandschaft. Hinzu komme die Preisvorstellung des Rhein-Kreises. "Von dem Preis muss man die Kosten für den Abriss des Gebäudes abziehen", meint Sturm. "Das Grundstück muss sauber sein." Netto würde Sturm nicht mehr als 300 bis 350 Euro pro Quadratmeter ausgeben. Damit Läge der gesamtpreis bei deutlich unter 700 000 Euro, eine Zahl, die von den Vorstellungen des Kreises weit entfernt liegen dürfte.

Doch liegt es nicht im Interesse der Stadt, dass das Gebäude schnell verkauft wird und nicht zu einem Schandfleck in der City verkommt? "Wir haben zurzeit kein Interesse daran", meint der städtische Liegenschaftsdezernent Frank Gensler. Der Rhein-Kreis Neuss solle selbst versuchen, das Objekt an den Mann zu bringen: "Für jedes Grundstück ist ein Käufer schon geboren, man muss ihn nur finden."

Aus städtebaulicher Sicht könne sich das Thema jedoch irgendwann einmal auch anders darstellen. Das sei dann aber keine Sache mehr für die Liegenschaften, sondern der Politik. Ist Bürgermeister Herbert Napp nicht zugleich Aufsichtsrats-Vorsitzender des Bauvereins?

(NGZ)
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