Neuss Hydro: 45 Millionen Euro fürs Rheinwerk

Neuss · Lange schien der Standort des Rheinwerks gefährdet, immer wieder mussten die Mitarbeiter um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze bangen. Nachdem im vergangenen Jahr zwei Ofenlinien wieder hochgefahren worden waren, gibt es nun eine weitere positive Entwicklung: Der Aluminiumkonzern Hydro hat angekündigt, 45 Millionen Euro in sein Neusser Werk zu investieren. Entstehen soll dort eine neue Recyclinglinie für Dosenschrott.

 Schon jetzt werden am Standort Neuss 50 000 Tonnen Dosenschrott pro Jahr verarbeitet. Nicht nur Dosen werden eingeschmolzen, auch so genannter "Prozessschrott", etwa aus dem Walzwerk Grevenbroich, wird dort recycelt.

Schon jetzt werden am Standort Neuss 50 000 Tonnen Dosenschrott pro Jahr verarbeitet. Nicht nur Dosen werden eingeschmolzen, auch so genannter "Prozessschrott", etwa aus dem Walzwerk Grevenbroich, wird dort recycelt.

Foto: hydro

"Wir setzen mit dieser Investition unsere Wachstumsstrategie im Markt für Getränkedosen fort", sagt Hydro-Konzernvorstand Oliver Bell. Denn dieser Bereich ist ein wachsender Markt, wie Hydro-Sprecher Peter Steffen erläutert. "Weltweit wächst der Bedarf an Aluminium", sagt Steffen. Und angesichts steigender Preise für diesen Rohstoff ist recyceltes Material gefragt, gerade bei Dosen, die nur eine begrenzte Lebensdauer haben. "Die Aluminiumdose ist der meistrecycelte Verpackungsbehälter weltweit", sagt Steffen. Zudem benötigt Hydro für die Herstellung dieses so genannten Sekundäraluminiums nur fünf Prozent der Energie, die für die Primärerzeugung benötigt wird. Das bedeutet gerade für einen energieintensiven Betrieb wie diesen enorme Einsparungen.

40 zusätzliche Mitarbeiter sollen die neue Anlage bedienen, deren Fertigstellung für Ende 2015 vorgesehen ist. Damit würde das Rheinwerk jene Entlassungen wieder ausgleichen, die es erst im vergangenen Jahr umgesetzt hatte, als die Zahl der Beschäftigten von 660 auf 620 reduziert worden war.

Die auf einem Areal von rund 20 000 Quadratmetern entstehende Recyclinglinie werde die Jahreskapazität von 50 000 Tonnen auf mehr als 100 000 Tonnen erhöhen, kündigt Hydro an. Die Anlage sei eine eigene Entwicklung, die mit Unterstützung eines Anlagenherstellers realisiert werde, erzählt Steffen. Sie verwende eine neue Technik, mit der sich einzelne Metallsorten im Schrott besser trennen lassen.

Für Landrat Hans-Jürgen Petrauschke ist Hydros Vorhaben erneut "ein ganz klares Bekenntnis" zum hiesigen Wirtschaftsstandort. Erst vor kurzem hatte Hydro angekündigt, am Standort Grevenbroich 130 Millionen Euro zu investieren, um eine neue Produktionsstätte für Fahrzeugbleche zu bauen. Hinzu kommen nun die 45 Millionen für den Neusser Standort. Beide Vorhaben sind Teil einer neuen Strategie des norwegischen Hydro-Konzerns, die unabhängiger machen soll vom einstigen Kerngeschäft, der Aluminiumhütte, die durch die hohen Energiekosten für sich allein gesehen unprofitabel ist und nur im Verbund fortbestehen kann. Vier Kernbereiche hat Hydro in dem Zusammenhang definiert. Zum bisherigen Standbein der Hütte, dem Herstellen von Bändern und Blechen, etwa für Druckplatten ("Litho"), kommt die neue Automobilsparte in Grevenbroich. Weitere Schwerpunkte bilden Folien und Dosen. Letzterer wird nun gestärkt. "Damit schaffen wir eine Balance zwischen der Hütte und dem Recycling am Standort Neuss", sagt Steffen.

(NGZ)
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