Brauchtum in Corona-Zeiten Volle Altstadt beim Martinszug in Kempen

Kempen · Der große Martinszug der Schulkinder zog am Mittwochabend zahlreiche Zuschauer an, die die Laternen der Kinder bewunderten, Glühwein tranken und das große Feuerwerk an der kurkölnischen Landesburg bejubelten.

 Ein beeindruckendes Spektakel: Für das große Feuerwerk schöpften die Macher aus dem Vollen und zündeten Rakete um Rakete. Zwischenzeitlich lag die Burg fast taghell erleuchtet da.

Ein beeindruckendes Spektakel: Für das große Feuerwerk schöpften die Macher aus dem Vollen und zündeten Rakete um Rakete. Zwischenzeitlich lag die Burg fast taghell erleuchtet da.

Foto: Norbert Prümen

Eins vorweg: Der Glühwein war nicht gefährdet. Zwar waren schon zu Zugbeginn die Straßen der Kempener Altstadt voller Menschen, doch wer an einem der Stände einen Glühwein ergatterte, konnte ihn auch vorsichtig weitertragen, ohne Gefahr zu laufen, angerempelt zu werden. Einzig vor der Thomas-Buchhandlung hätte sich der Transport eines heißen Glühwein-Bechers nicht empfohlen. Dort machte der große Martinszug der Schulkinder Halt, als gegen 18.25 Uhr an der kurkölnischen Landesburg ein imposantes Feuerwerk gezündet wurde, das schier nicht enden wollte. Und dort standen die Zuschauer dicht gedrängt, um das Feuerwerk über der im roten Lichterschein leuchtenden Burg sehen zu können. Immer wieder gab nach Salven von Raketen Applaus, als sei das Spektakel vorbei, doch dann ging erneut ein Sternenregen nieder. Gut 20 Minuten dauerte die beeindruckende Show, die in einen Lichterregen mündete, der von den Burgtürmen hinabzufließen schien.

Angeführt wurde der Zug von dem Fanfarenkorps Blau-Weiß Kempen und natürlich von Sankt Martin, dargestellt von Franz-Josef „Jüppi“ Trienekens, der wie seine Herolde Georg Funken und Michael Fander genügend Zeit fand, vom Pferd herab die Zuschauer am Straßenrand zu grüßen oder mit ihnen ein kurzes Wort zu wechseln. Neun weitere Kapellen, unter anderem aus Schmalbroich und Wachtendonk, begleiteten den Zug und sorgten für eine stimmungsvolle musikalische Unterstützung der singenden Kinder, die aber auch in Kapellen-Pausen lebhaft unter Beweis stellten, wie gut sie vorab die Martinslieder geübt hatten. Textsicher und laut sangen die Klassen Strophe um Strophe – „O, wat en Freud’!“

Wie viel Liebe und Aufwand die Kempener Schulkinder in das Laternenbasteln gesteckt hatten, bewunderten die Zuschauer am Straßenrand mit vielen „Ahs“ und „Ohs“, und so mancher zückte das Smartphone, um die schönsten Laternen im Bild festzuhalten. Das Förderzentrum Ost, Standort Willich, zeigte Katzensilhouetten im Fenster, die Grundschule Wiesenstraße präsentierte Wiesenbewohner – mit flauschigen Martinsgänsen und bunten Schmetterlingen. Ins Meer tauchten die Kinder der Regenbogenschule, die Seepferdchen, Fische und Quallen auf ihren Laternen zeigten. Auch an der Astrid-Lindgren-Schule ging es unter Wasser, dort hüpfte mal ein Delfin über eine Welle oder schwamm Clownfisch Nemo durchs Algendickicht. Ein Friedenssymbol hatten die Schüler der Liebfrauenschule Mülhausen gewählt, die auf ihren Laternen Tauben zeigten, die einen Ölzweig im Schnabel tragen. Schüler des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums hatten Silhouetten von Städten auf ihre Fackeln aufgebracht, die Franziskusschule holte mit ihren Laternen die „Sendung mit der Maus“ nach Kempen. Auch die evangelische Jugend St. Hubert war vertreten, auf ihren Fackeln zu lesen war „Sola fide, sola gratia“ (allein der Glaube, allein die Gnade). Einen starken Auftritt hatte die Gesamtschule Kempen, die in diesem Jahr mit ihren Laternen beinahe einen ganzen Zoo auf die Straße brachte, Zebras und Giraffen zeigte.

 Viele Kinder hatten Meeresbewohner für ihre Fackeln ausgewählt. Seepferdchen, Fische und Quallen waren zu bewundern.

Viele Kinder hatten Meeresbewohner für ihre Fackeln ausgewählt. Seepferdchen, Fische und Quallen waren zu bewundern.

Foto: Norbert Prümen
 Franz-Josef Trienekens als St. Martin mit den Herolden Georg Funken und Michael Fander winkte den Zuschauern zu.

Franz-Josef Trienekens als St. Martin mit den Herolden Georg Funken und Michael Fander winkte den Zuschauern zu.

Foto: Norbert Prümen
 Martinslaterne in Corona-Zeiten: Die Welt trägt Mundschutz.

Martinslaterne in Corona-Zeiten: Die Welt trägt Mundschutz.

Foto: Norbert Prümen
 In einer AG hatten Thomaner Riesenfackeln gebaut, die teilweise nur von mehreren Schülern getragen werden konnten.

In einer AG hatten Thomaner Riesenfackeln gebaut, die teilweise nur von mehreren Schülern getragen werden konnten.

Foto: Norbert Prümen

Bewunderungsrufe aus dem Zuschauerbereich waren den Schülern des Gymnasiums Thomaeum gewiss, die für den Martinszug Laternen im XXL-Format gebaut hatten, darunter eine große Gondel mit Rapunzel und ihrem Prinzen. Die schweren Konstruktionen mussten zum Teil von mehreren Schülern geschleppt werden – ein hoher Leuchtturm, der nur knapp durchs Kuhtor passte, benötigte gleich acht Träger. Andere Schüler zeigten, wie sich eine gewöhnliche weiße Papierlaterne mit viel Kreativität in einen bunten Ballon verwandeln lässt, in dessen Korb ein kleiner Passagier durchaus eine Reise um die Welt unternehmen kann.

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