Neuss Neusser Kanten-Tour durch Grimlinghausen

Neuss · Die nächste Tour der Neusser Kanten führt durch Grimlinghausen. Eine Führung ist schon ausverkauft, es gibt jedoch einen Ersatztermin.

 Der Rhein bei Grimlinghausen - über Jahrhunderte hat der Fluss das Leben in diesem Neusser Stadtteil geprägt.

Der Rhein bei Grimlinghausen - über Jahrhunderte hat der Fluss das Leben in diesem Neusser Stadtteil geprägt.

Foto: lh (archiv)

Der Fluss gab, der Fluss nahm, oftmals bestimmte er das Geschick des Ortes, eröffnete Chancen und setzte manchmal grausam Grenzen. Die Bedeutung der Lage am Strom erkannten bereits die Römer. Davon zeugen antike Siedlungsspuren. Und noch heute übt der nahe Rhein eine Faszination auf Bewohner und Besucher aus. So gehört ein Spaziergang am Ufer entlang, durchs so genannte Unterdorf, unbedingt zur Führung durch Grimlinghausen.

An der Gaststätte Reuterhof werden die Teilnehmer der "Neusser Kanten"-Tour bereits erwartet: Johannes Schmitz, promovierter Historiker und Enkel des letzten Pächters des vormaligen Bauernhofes, hat Interessantes zur Geschichte des Jahrhunderte alten Anwesens zu erzählen. Nur wenige Schritte entfernt stand bis in die 1860er Jahre hinein die frühere katholische Kirche Grimlinghausens, deren Nachfolgebau vor nunmehr 150 Jahren fertig gestellt wurde.

"Die Pfarre selbst ist mindestens 800 Jahre alt und stand immer schon unter dem Patronat von Sankt Cyriakus, einem der 14 Nothelfer", erzählt Karl Kuhl, der anlässlich des Jubiläums der Pfarrkirche für eine umfangreiche Festschrift recherchiert hat. "Der damalige Pfarrer Huesen aus Wevelinghoven hat nicht nur das Pfarrhaus aus eigenen Mitteln finanziert, sondern einen Großteil der Baukosten von Kirche und Kloster gespendet", fügt Kuhl hinzu.

Mit dem früheren Direktor des Norfer Gymnasiums hat der Veranstalter Neuss Marketing einen echten Kenner der Ortsgeschichte gewinnen können. Seit 1875 lebt die Lehrerfamilie in Grimlinghausen, der Urgroßvater war damals Rektor der Dorfschule. Entsprechend kennt Karl Kuhl zahlreiche Anekdoten rund um "Hippelank", wie der Ort von den Einheimischen liebevoll genannt wird. "Die Bevölkerung im 19. Jahrhundert war relativ arm, die Ziege galt als 'Kuh des kleinen Mannes'", erklärt Kuhl, der sich auch noch an die ehemalige Bockstation erinnert.

Weniger fröhlich ist das Schicksal des Ortes Quinheim, der im Rhein versank, als der Fluss um das Jahr 1400 herum seinen Lauf änderte. Feinde der Stadt Neuss, die sich von Süden näherten, plünderten wiederholt das Dorf am Rhein, das zum Herzogtum Jülich-Kleve-Berg gehörte. Daran erinnert der Bergerhof nahe der Kirche, in den sich schon der berühmte Jan Wellem flüchtete, wenn rechtsrheinisch ansteckende Krankheiten wüteten. Die Bemühungen um eine Anbindung an den Düsseldorfer Markt, die Einrichtung einer Fährverbindung, einen eigenen Hafen - viel hat Karl Kuhl zu erzählen, der bei der Tour von Eva-Maria Olszewski begleitet wird, der Vorsitzenden des Arbeitskreises Ortsgeschichte, Heimatkunde und Mundart im Grimlinghausener Verein "Freunde der Heimat".

(NGZ)
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