Neuss Fußgänger bekommen Knöllchen

Neuss · Bei einer Schwerpunktkontrolle der Polizei am Mittwoch in der Innenstadt mussten 26 Fußgänger und 16 Radfahrer Bußgelder zahlen, weil sie eine rote Ampel überfahren hatten. Weitere solcher Kontrollen sind geplant.

 Erwischt: Bei "Rot" die Straße überquert, kostet die Fußgängerin fünf Euro.

Erwischt: Bei "Rot" die Straße überquert, kostet die Fußgängerin fünf Euro.

Foto: A. Woitschützke

"Ach wirklich?" Die ältere Dame, die Polizeikommissar Christof Kandora an der Ecke Krefelder-/Hafenstraße auf ihr Fehlverhalten anspricht, kann's kaum glauben. Denn sie hat die Straße überquert, obwohl die Ampel schon längst rot war, leuchtend rot. Um ein Bußgeld kommt sie nun nicht herum. Fünf Euro muss sie zahlen. Und nicht nur sie allein.

Denn bei der Schwerpunktkontrolle gestern in der Neusser Ínnenstadt hatte so mancher Fußgänger vergessen, was eine rote Ampel bedeutet. "Uns kommt es doch nicht darauf an, möglichst viel Geld zu kassieren, sondern wir wollen die Menschen schützen", sagt Polizeihauptkommissar Christian Bily, der den sechsstündigen Einsatz an verschiedenen Straßenkreuzungen gestern koordinierte. 199 Verkehrsunfälle wurden im Rhein-Kreis 2011 aufgenommen, an denen Fußgänger beteiligt waren. Mehr als ein Drittel davon hatten diese selbst verursacht. 188 Menschen erlitten Verletzungen. Auch gestern während der Kontrollen erreichte die Beamten die Nachricht von einem Unfall: Ein 48-Jähriger hatte am Willy-Brandt-Ring eine rote Ampel nicht beachtet, war beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden.

Die Gründe, die die Fußgänger nennen, warum sie nicht einfach auf das Grünlicht gewartet haben, sind mannigfaltig. Der beste: "Ich habe gedacht, es sei noch gelb gewesen." Schwer möglich bei einer Anlage, die nur rot und grün leuchtet. Aber auch andere Entschuldigungen kennen Bily und Kandora zu genüge. "Ich bin in Eile", "Das mache ich sonst nie", Oh, da habe ich wohl geträumt" sind nur einige von ihnen. Manchmal müssen sich die Beamten auch Beschimpfungen anhören — von "Habt ihr eigentlich nichts Besseres zu tun" bis hin zum schlichten Ausruf "Abzocke". Dass die "Rotsünder" beim Erwischen fünf Euro zahlen müssen, ist vielen übrigens nicht bekannt. "Sie gehen davon aus, dass sie mit einer Mahnung davon kommen", sagt Bily. Bei Jugendlichen, die mit Stöpseln im Ohr herumlaufen und so noch nicht einmal ein heranfahrendes Auto hören können, dauert solch eine Mahnung dann auch schon mal länger.

Neben den Fußgängern wurden gestern aber auch Radfahrer ins Visier genommen. Treten die kräftig in die Pedale und ignorieren eine rote Ampel, zahlen sie wie Autofahrer 40 Euro und bekommen einen Punkt in Flensburg. Das war gestern bei 16 der Fall. Und wenn sie angehalten werden, müssen sie damit rechnen, dass auch ihr Gefährt untersucht wird. Auch wer einen Radweg nicht nutzt, obwohl er da ist, oder ihn in der falschen Richtung befährt, muss zahlen.

(NGZ)
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