Fischessen des CDU-Stadtverbandes "Blödsinn, auf Garzweiler II zu verzichten"

Fischessen des CDU-Stadtverbandes · Der Saal in der Bürgergesellschaft war gut gefüllt. 270 Gäste waren zum traditonellen CDU-Fischessen am Freitag nach den "tollen Tagen" gekommen. Darüber freute sich die Neusser Parteispitze sehr. Stellvertretende Vorsitzende Dorothea Gravemann sprach von einem Ruck, der durch die Partei gegangen sei. "Nach der Stoiber-Entscheidung herrscht Zuversicht bei unseren Mitgliedern. Die Zeit des Phlegmatismus ist vorbei. Jetzt ziehen wir alle an einem Strang", so Gravemann.

Auch Parteivorsitzender Cornel Hüsch bemerkte in seiner Begrüßungsrede, dass das Interesse der Menschen an der Christdemokratischen Partei wachse. "Das Jahr 2002 ist ein Jahr mit gewaltigen Aufgaben", fuhr er fort. Doch mit einem starken Kanzlerkandidaten, einem starken Landrat, starken Bürgermeistern in den Städten und Gemeinden des Kreises sowie einer ordentlich arbeitenden Fraktion im Bundestag sehe er den kommenden Monaten optimistisch entgegen. "Dennoch", schränkte Hüsch ein, "werde das Jahr kein Jahr des Zuckerschleckens, sondern eins des Nüsseknackens." Ziel sei es, am Gemeinwohl orientierte Werte zu schaffen, die auch der jungen Generation Mut machen. Dr. Dietrich Böcker, seit zehn Jahren Vorstandsmitglied der RWE Rheinbraun AG, leitete seinen Vortrag mit der Bemerkung ein, dass man mit den vorhandenen Bodenschätzen verantwortlich umzugehen müsse.

50 Prozent des in Nordrhein-Westfalen benutzten Stroms werde durch die Braunkohle abgedeckt, deutschlandweit seien es 15 Prozent. Durch die Strommarktliberalisierung sei auch die Rheinbraun AG unter Druck gesetzt worden. Fazit: Kosten müssen um 30 Prozent gesenkt werden. Das habe zur Folge, dass Personal abgebaut werden müsse. In Zahlen: Von den 28.000 Arbeitsplätzen in Nordrhein-Westfalen sind 4.600 zu viel, damit der Preis von 2,7 Cent pro Kilowatt-Stunde in 1999 auf 1,8 Cent in 2003 fällt. Erreicht wird der Personalabbau mit der "51er-Regelung", der wie Böcker in der anschließenden Diskussion bestätigte, nur die zweitbeste Lösung sei. "Doch alle anderen Wege wären noch schlechter", beschloss Dr. Böcker die Fragerunde.

Keine Verfügbarkeitsrisiken, keine politischen Risiken, eine kalkulierbare Kostenentwicklung, Preisstabilität, keine Belastung durch Transporte sowie höchste Umwelt- und Effizienzstandards - das alles spricht laut Böcker für den Energieträger Braunkohle, dem einzigen fast vollständig im Land gewonnenen Rohstoff, dessen Reserve noch 241 Jahre reichen wird. Und so kam der Redner zu dem Fazit: "Es wäre echter Blödsinn, auf Garzweiler II zu verzichten." Denn betonte der Fachmann eindringlich: "Die Braunkohle hat wie kein anderer Energieträger in Deutschland und Europa das Potential, eine langfristig sichere und kostengünstige Stromversorgung sicher zu stellen."

Daher dürfe die Politik die Rahmenbedingungen der Braunkohle nicht verunglimpfen. Die sich anschließenden Fragerunden, moderiert von Cornel Hüsch, drehten sich in erster Linie um die Vorruhestandsregelung, die Kürzung der Azubi-Stellen, den Boa II-Standort - Böcker ließ sich allerdings keine konkrete Standortnennung entlocken, bemerkte lediglich "auf alle Fälle im Zentralrevier" - sowie das Problem "Grundwasser". Das sah das RWE-Vorstandsmitglied allerdings nicht als Rheinbraun-Problem an. CDU-Bundestagsmitglied Hermann Gröhe dankte abschließend Dr. Böcker für den detaillierten Vortrag. Anneli Goebels

(NGZ)
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