Neuss Bauverein schafft bis 2017 700 neue Wohnungen

Neuss · Das städtische Tochterunternehmen akzeptiert eine Quote der Politik für preiswerten Wohnraum und enge Zeitvorgaben für sein Projekt in Norf.

Die Außenstände aus Mietschulden des Neusser Bauvereins waren im vergangenen Jahr fast so groß wie die Ausschüttungen an die Stadt: eine Million Euro. Tendenz seit Jahren steigend. Um an dieses Geld zu kommen, hat das städtische Tochterunternehmen sein Forderungsmanagement neu aufgestellt und durch persönliche Ansprache und Beratungsangebote erreicht, dass dieser Trend gestoppt werden konnte. Das betonte gestern der Frank Lubig bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Der Bauvereinsvorstand trat aber dem Vorwurf entgegen, dass Bewerber mit Schulden im Fall einer negativen Schufa-Anfrage als Mieter nicht akzeptiert würden. Es werde jeder Einzelfall geprüft, sagte Lubig. Man sei aber auch den ehrlichen Mietern gegenüber verpflichtet und müsse mit öffentlichen Geldern sorgsam umgehen.

Auch mit Hilfe öffentlicher Fördermittel ist der Bauverein das Unternehmen schlechthin in Neuss, das bezahlbaren Wohnraum schafft. 4,91 Euro verlangt die Gesellschaft je Quadratmeter für die 3000 öffentlich geförderten Wohnungen im Bestand an Kaltmiete, 5,18 Euro im Schnitt für die rund 4000 Bauvereins-Wohnungen, die frei finanziert sind. Damit liege man unter dem Mittelwert im Mietspiegel, der für ältere Mehrfamilienhäuser in mittleren Wohnlagen ermittelt wurde, sagt Lubig. Dafür biete der Bauverein aber Wohnraum, ergänzt Vorstandsmitglied Dirk Reimann mit Blick auf 7,9 Millionen Euro Instandhaltungsaufwendungen im vergangenen Jahr, der in einem deutlich bessern Zustand ist. Mit diesem Mietniveau und der Praxis, diese nur sozialverträglich anzuheben, sehen beide den Bauverein auch nicht durch die Mietpreisbremse berührt, die das Land erlassen hat. Die untersagt, Kaltmieten innerhalb von drei Jahren um mehr als 15 Prozent anzuheben.

Neben der Kritik an der Vermietungspraxis hört der Bauverein oft, er würde von der Stadt bei der Vergabe von Baugrundstücken bevorzugt. Von den 500 Wohneinheiten, die der Bauverein bis 2017 schafft, würden 14 auf städtischem Grund errichtet, hält Lubig dagegen.

Anders liegt der Fall mit dem Bauvorhaben an der Nievenheimer Straße in Norf, wo weitere 218 Wohnungen inclusive eines Altenheims errichtet werden. Diese 40-Millionen-Euro-Investition erfolgt auf einem Grundstück, das von der Stadt mit der - von der Politik formulierten - Auflage verkauft wurde, innerhalb einer bestimmten Frist auch zu bauen. Für den Bauverein sei das ebenso wenig ein Problem, wie die Vorgabe einer 30-Prozent-Quote für preiswerten Wohnraum, sagt Lubig - wenn die Stadt ihrerseits die Hausaufgaben schnell erledigt und zum Beispiel Baurecht schafft.

Hinter der Fristbindung steckt die Befürchtung der Politik, der Bauverein könnte sich mit seinen vielen Projekten verzetteln. Als Paradebeispiel führen Kritiker das schon lange brach liegende Areal des ehemaligen Finanzamtes an der Schillerstraße an. Es habe Verzögerungen gegeben, weil ein Teil der Arbeiten neu ausgeschrieben werden musste, erklärt Lubig. Die Vergabe sei erfolgt, Baubeginn am 1. Juli, ergänzt er. Im Spätsommer soll auch die letzte Etappe des Quartiers Kotthauser Weg, wo noch einmal 22 Einfamilienhäuser entstehen, beginnen. Und es beginnt die Erschließung der Gärten am Kamillianer-Kloster, wo 14 Stadthäuser und 29 Eigentumswohnungen errichtet werden. Neben dem Wohnpark Hülchrather Straße wird das 2015 das größte Bauvereins-Projekt sein.

(NGZ)
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