Neuss Alte Post zeigt ungewöhnliche Kunst

Neuss · Ein halbsekündiger Film, eine weiße Leinwand und eine unsichtbare Skulptur sind Teile der Ausstellung "Maximal minimal" des Kunstforums Alte Post. Eröffnet wird sie am 14. April. Jürgen Dahmen spielt "John Cage 4'33"

 Zwei Bilder von Mohammed Alis Besuch in Neuss aus dem Jahr 1984 werden ebenfalls ausgestellt. Sein aus zwei Worten bestehendes Gedicht "Me, we" passt ins Konzept der minimalen Kunst.

Zwei Bilder von Mohammed Alis Besuch in Neuss aus dem Jahr 1984 werden ebenfalls ausgestellt. Sein aus zwei Worten bestehendes Gedicht "Me, we" passt ins Konzept der minimalen Kunst.

Foto: Jens Willebrand

Es ist eine Ausstellung, die sowohl spannend als auch kurios daherkommt. Am kommenden Sonntag eröffnet das Kulturforum Alte Post "Maximal minimal" — eine "Bauchausstellung", wie Kurator Klaus Richter erklärt. "Es ist eine sehr persönliche Ausstellung mit den Werken von Norbert Kricke als Ausgangspunkt", sagt er. Es sei eine Ausstellung ohne strenges Konzept. Doch der Besucher wird schnell eine Gemeinsamkeit zwischen den Werken der internationalen Künstlern erkennen: Sie sind sehr reduziert. "Gemalt" sind sie mit Wasser oder kaum sichtbarem Garn. Einzelne Striche auf weißem Hintergrund, eine weiße Leinwand und ein halbsekündiger Film reduzieren die Werke auf ein Minimum. Wie die Neusser auf diese Werke reagieren werden — Klaus Richter ist gespannt.

 Der Schweizer Künstler Bruno Jakob mag es reduziert.

Der Schweizer Künstler Bruno Jakob mag es reduziert.

Foto: Copyright Hans Witschi

Anna Byrdy, die einzige weibliche Künstlerin der Ausstellung, bringt Formen und Sätze mit weißem und blauem Garn auf die weiße Wand auf. "Es sind Werke, die man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt", sagt sie. Und tatsächlich: Auf den ersten Blick könnte es dem Betrachter passieren, dass er das weiße Garn komplett übersieht. Es ist also ratsam, die Wände nach der minimalen Kunst abzuscannen. Bei der Eröffnung ist die Künstlerin anwesend und kann die Besucher zur Not mit der Nase drauf stoßen.

Kurios mutet die Kunst des in New York lebenden Schweizers Bruno Jakob an. Seine Bilder malt er mit Wasser. "Man sieht lediglich Wellen auf dem Papier", erklärt Richter. Jakob kennt der Kurator aus der Kunstakademie Düsseldorf, wo beide gemeinsam studierten. "Damals malte er noch satte Sonnenuntergänge", so Richter.

Von Harald Falkenhagen sind Bilder mit einzelnen Sätzen, Farbklecksen und Zahlen zu sehen, die zusammen mehrere kleinteilige Werke ergeben. Der Fotograf Peter Lindbergh zeigt vierteilige Aluminiumtafeln, die man auf 32 verschiedene Weisen zusammensetzen kann. Dadurch sind die Werke im stetigen Wandel und können nach Belieben verändert werden. "Seit 1969 wurden diese Werke nicht mehr gezeigt", so Richter.

Ein Hauch von Nichts präsentiert der koreanische Künstler Wonkun Jun. Er zeigt ein weißes Bild, auf dem rund 50 verschiedene Farbschichten aufgetragen waren, die jedoch abgewaschen wurden, ehe die Farbe trocknete und eine neue Farbe aufgetragen wurde. Lediglich an dem Rändern sieht man die bunte Farbe, die beim Auftragen herabgelaufen ist.

"Unsichtbare Kunst" kreierte Sohei Hashimoto. Auf einer Wand wird ein QR-Code zu sehen sein. Scannt man den Code, so erscheint auf dem Handy-Display eine Skulptur, die auf dem Vorplatz des Kunstforums zu sehen ist. In der Realität existiert sie jedoch nicht. Des weiteren erwartet die Besucher transparente Kunst von Ad Dekkers und der halbsekündiger Film von Thomas Majevszky und Kruno Stipesevic.

Zur Eröffnung am Sonntag, 14. April, um 11.30 Uhr spricht Richter, und die Künstler Byrdy, Falkenhagen, Hashimoto, Majevszky und Stipesevic sind anwesend. Der Musiker Jürgen Dahmen spielt passenderweise "John Cage 4'33" — ein Stück, in dem nicht ein Ton gespielt wird; es gliedert sich somit in das Motto der minimalen Kunst ein.

Die Ausstellung, zu der es auch eine Publikation geben wird, geht bis zum 2. Juni. Am Donnerstag, 16. Mai, gibt es zudem einen Vortrag des Sprachwissenschaftlers Volker Beeh zum Thema "Zen und Herz-Sutra". Der Eintritt ist frei.

(NGZ/url)
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