Neukirchen-Vluyn SPD gewinnt nach Wechselbad der Gefühle

Neukirchen-Vluyn · Pannen verzögerten die Auszählung der Stimmen für den Neukirchen-Vluyner Rat. Die Sozialdemokraten haben nun die meisten Sitze.

Kein anderer Politiker in Neukirchen-Vluyn erlebte gestern solche Höhen und Tiefen wie Günter Zeller. Als das Ergebnis seines Wahlkreises im Sitzungssaal des Rathauses an die Wand geworfen wurde, warf Zeller die Arme hoch. "Geholt! Endlich!" Seit 1975 habe er das angestrebt.

Doch die Gratulationen waren verfrüht. Nach rund anderthalb Stunden musste Bürgermeister Harald Lenßen zerknirscht mitteilen, dass es eine Verwechslung bei den Wahlkreisen gegeben hatte. Nicht Zeller, sondern sein CDU-Herausforderer Norman Grotthoff hatte den Wahlkreis Matthias-Jorissen-Haus geholt. Zeller nahm es mit Humor: "Es hat sich trotzdem gut angefühlt." Ohnehin wurde die Stimmung bei den SPD-Vertretern immer besser, je mehr Ergebnisse der Ratswahl präsentiert wurden. Plötzlich schien es möglich, dass die SPD die CDU als bislang stärkste Fraktion ablösen würde. Zwar holten die Christdemokraten gegen Ende noch auf, doch hat die SPD-Fraktion künftig die meisten Stimmen im Rat. "Wir freuen uns, wir hatten es uns erhofft", sagte Günter Zeller. An den Ständen habe man regen Zuspruch gehabt. Leider sei die niedrige Wahlbeteiligung - 51,5 Prozent statt 58 Prozent im Jahr 2009 - kein Grund zur Freude.

Die Auszählung zog sich wegen einiger Pannen lange hin, so dass manche Politiker sich bereits auf den Weg zu den diversen Wahlpartys machten, bevor das Endergebnis feststand. Die CDU-Vertreter versammelten sich am Missionshof. "Erfreulich ist anders", kommentierte Fraktionsvorsitzender Markus Nacke den Ausgang der Wahl. "Wir werden uns das Ergebnis in Ruhe anschauen müssen." Für die SPD sei es ja auch nicht unbedingt ein Traumergebnis, meinte Nacke, gemessen an dem Selbstbewusstsein, mit denen die Rivalen aufgetreten seien.

Da war es Balsam für die CDU, dass Jeanette Jordan im Wahlkreis Rayen gleich bei ihrer ersten Kandidatur 50,8 Prozent holte. Klaus Franzen, ihr Vorgänger, durfte als einer der Ersten gratulieren: Die Nachfolge ist geglückt.

Markus Nacke gab zu bedenken, dass die Verhältnisse im Rat sich trotz des guten SPD-Ergebnisses nicht unbedingt geändert haben: "Die Kooperation Schwarz-Grün hat noch immer die Mehrheit."

Tatsächlich gelang es den Grünen, ihr Ergebnis von 2009 mit geringfügigem Verlust zu halten. Spitzenkandidat Christian Esser zeigte sich erleichtert: "Wir hatten wegen der Beschlüsse zur Haushaltskonsolidierung mit mehr Gegenwind gerechnet", räumte er ein. In manchen Wahlkreisen erreichten die Grünen jedoch mehr als 14 Prozent.

Keinen Grund zum Jubeln gab es dagegen für die Neukirchen-Vluyner Liberalen. Die FDP stürzte auf die Hälfte ihres vorigen Ergebnisses ab und ist künftig nur noch mit einem Sitz im Rat vertreten. "Das ist bitter, da gibt's gar nichts drumherum zu reden", sagte Fraktionschef Norbert Gebuhr. "Wir müssen uns jetzt erst einmal zusammensetzen und überlegen, wie wir mit diesem Ergebnis umgehen." Sicherlich habe sich auch die bundesweite Stimmung gegen die FDP ausgewirkt. "Die FDP im Bund muss endlich zeigen, welche Richtung sie vertreten will."

Zugewinn verzeichnet dagegen die Fraktion "NV Auf geht's" mit ihrem Vorsitzenden Klaus Wallenstein. Sie haben künftig einen Sitz im Rat mehr. "Die Wähler nehmen unsere Aktionen wahr, sie verfolgen unsere Arbeit und entscheiden sich bewusst für unsere Fraktion", erklärt Wallenstein sich diesen Erfolg.

(RP)
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