Nettetal Jugendamt soll 2011 starten

Nettetal · Geht alles nach Plan, könnte Nettetal schon in zwei Jahren ein eigenes Jugendamt haben. Die Verwaltung verspricht sich vom eigenen Amt eine vernetztere, intensivere und auch schnellere Kinder-, Jugend- und Familienarbeit.

 Streetworker (hier Friedel Plöger links im Wohnwagen) hat die stadt Nettetal bereits. Bürgermeister Christian Wagner (links) und Erster Beigeordneter Armin Schönfelder sehen weitere Chancen für die Jugendarbeit vor Ort.

Streetworker (hier Friedel Plöger links im Wohnwagen) hat die stadt Nettetal bereits. Bürgermeister Christian Wagner (links) und Erster Beigeordneter Armin Schönfelder sehen weitere Chancen für die Jugendarbeit vor Ort.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Dezentraler, näher dran, unmittelbarer — so soll die Jugend- und Familienarbeit in Nettetal werden, wenn die Stadt ihr eigenes Jugendamt hat. Auch wenn es offiziell noch keinen Starttermin gibt, wird das voraussichtlich im Jahr 2011 der Fall sein. Bis es soweit ist, muss die Verwaltung noch einiges vorbereiten — und die Kommunalpolitik zuvor endgültig ihre Zustimmung geben. Das wird im Dezember im Stadtrat geschehen. Mitte Oktober hatte der Schulausschuss einstimmig pro Jugendamt votiert und damit den Weg für die Ratsentscheidung geebnet.

Andere Bedürfnisse

"Wir möchten als Stadt mit über 40 000 Einwohnern eigene Akzente in der Jugend- und Familienpolitik setzen", sagte Bürgermeister Christian Wagner. Nettetal habe aufgrund seiner Größe und Struktur bei der Jugendarbeit andere Bedürfnisse als kleinere Kommunen. "Die Zeit ist reif, dass wir diesen Bereich anpacken und selbst gestalten." Der Kreis, dessen Jugendamt bislang unter anderem auch für Nettetal zuständig ist, habe keine schlechte Arbeit geleistet. Das betonen der Bürgermeister und Erster Beigeordneter Armin Schönfelder nachdrücklich. "Wir möchten eine Gesamtverantwortung herstellen", sagte Schönfelder. Die Kompetenzen für die Belange von Kindergarten bis zur Volljährigkeit müssten in einer Hand liegen.

Ein eigenes Jugendamt biete die Chance, schneller und gezielter auf die Bedürfnisse von Nettetaler Kindern, Jugendlichen und deren Eltern einzugehen. Dahinter stehe der Gedanke, dass die Stadt für Familien weiterhin attraktiv bleibe, so Wagner. "Wir bieten eine Erziehungslandschaft vom Kindergarten bis zu allen weiterführenden Schulen", so Wagner.

Dass die Stadt hier unmittelbarer einwirken könne, sei ebenso notwendig, wie auf die unterschiedlichen Problemlagen in den einzelnen Stadtteilen einzugehen. Im Breyeller Speckerfeld beispielsweise gelte es, nicht nur einen Ersatz für die vom Kreis nicht mehr finanzierte Gemeinwesenarbeit zu finden. "Wir müssen hier auch weiterreichende Angebote vorhalten", so Wagner.

In ganz Nettetal gebe es darüber hinaus jene Gruppe der Jugendlichen, die ihre Freizeit "auf der Straße" verbringen und die weder die Angebote der Vereine noch die der offenen Jugendarbeit erreiche. Die beiden Streetworker als "schnelle Eingreiftruppe" seien ein Anfang, stellte Bürgermeister Wagner fest. Doch auch hier müsse die Arbeit intensiviert werden. "Wir müssen in den Familien mit Migrationshintergrund speziell die Jugendlichen erreichen und integrieren", sagte der Bürgermeister.

Selbst steuern möchte die Stadt auch bei den Angeboten zur Erziehungshilfe, bei der Unterstützung für Alleinerziehende, bei der Problematik von Familien, die bereits über Generationen Sozialhilfe beziehen. Darüber hinaus solle eine größere Vernetzung im Schul- und Kindergartenbereich geschaffen und dabei auch niederschwellige Angebote für die Freizeit Jugendlicher und Kinderbetreuung in Zusammenarbeit mit freien Trägern ausgebaut werden. "Auch das ist Prävention", sagte Wagner mit Blick auf eine größere Angebotspalette für alle Jugendlichen in Nettetal, "nicht nur für die mit Förderbedarf".

"Die Verantwortung für die Kinder haben die Eltern, nicht die Schule, nicht das Jugendamt", betonte Wagner. Das Amt könne Eltern aber Unterstützung anbieten — beispielsweise bei Überforderung. Die Stadt will über das Jugendamt Hilfe zur Selbsthilfe schaffen. "Wir möchten unsere Zukunft in die eigene Hand nehmen", so Christian Wagner.

(RP)
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