Moers Bürgerservice künftig nur noch im Rathaus

Moers · Am Diensag haben die Bürgerbüros in den Stadtteilen Meerbeck, Repelen und Kapellen zum letzten Mal geöffnet. Die Schließung der Büros soll die Stadt jährlich um fast 80 000 Euro entlasten.

 Die Kapellenerin Nina Kielisch ist verärgert darüber, dass sie künftig in die Innenstadt muss, um Bürgerbüro-Angelegenheiten zu regeln.

Die Kapellenerin Nina Kielisch ist verärgert darüber, dass sie künftig in die Innenstadt muss, um Bürgerbüro-Angelegenheiten zu regeln.

Foto: Dieker

Personalausweise verlängern, Wohnsitze an- und abmelden, Führungszeugnisse erstellen oder Unterschriften beglaubigen lassen. Für Melanie Wieacker ist das im Bürgerbüro Alltag. Die 33-Jährige arbeitet seit rund einem Jahr drei Tage wöchentlich im Kapellener Bürgerbüro in der Industriestraße. Die Arbeit empfindet sie hier als angenehm, "die Bürger sind sehr verständnisvoll, wenn es mal länger dauert", berichtet die städtische Mitarbeiterin.

In den vergangenen Tagen hat es einen regelrechten Ansturm auf das Bürgerbüro gegeben. Der Grund: Die Stadt schließt das Kapellener Bürgerbüro morgen, genauso die beiden Büros in Meerbeck und Repelen. "Normalerweise kommen 20 bis 30 Leute täglich her. Doch in der letzten Woche, bevor das Bürgerbüro schließt, waren es schon bis zu 40, die mal eben ihren Ausweis verlängern, oder Formulare ausfüllen wollen", berichtet Wieacker.

Eine von ihnen, die die letzten Öffnungstage nutzen will, ist die 42-jährige Kapellenerin Nina Kielisch. "Ich will noch schnell meinen alten Führerschein erneuern", erklärt sie. "In Zukunft muss ich ja für jede Kleinigkeit in die Innenstadt fahren." Die Mutter einer Tochter und eines behinderten Jungen ist sozusagen Stammgast im Kapellener Bürgerbüro gewesen. Denn für ihren pflegebedürftigen Sohn hat sie hier stets Versorgung in Form von Windelsäcken wahrgenommen. "Und da kommen noch etliche Dinge hinzu." Dafür muss sie nun regelmäßig in die Stadt fahren. "Ich finde, dass das gerade für ältere Menschen schwierig ist", erklärt sie.

Doch müssen sich die Bürger aus Kapellen, sowie die Meerbecker und Repelener, deren Bürgerbüro auch ab dem 18. Dezember schließt, mit dem Gedanken anfreunden, die Busfahrt zum Moerser Rathaus in Kauf zunehmen, oder mit dem Auto auf Parkplatzsuche zugehen. Den Frust der Bürger in Kapellen bekommt auch Wieacker zu spüren. "Die Bürger sagen, dass die Stadt am falschen Ende spare, für ältere Menschen die Fahrt mit dem Bus in die Stadt untragbar wäre, und wo bleibe eigentlich der Service", berichtet Wieacker. Doch ändern kann sie am Ratsbeschluss auch nichts.

"Durch die Veränderungen wird insgesamt eine Stelle eingespart", sagt Pressesprecher Klaus Janczyk. "Das sind hochgerechnet 77 600 Euro jährlich. Seinen Job verlieren, wird dabei aber keiner, verspricht Janzcyk. "Wenigstens bleibt aber die angeschlossene Bücherei noch bestehen", freut sich Kielisch. "Kinder sollen ja lesen können, und sie kommen alleine hier her um sich Bücher auszuleihen", weiß sie. Das macht die Schließung des Büros noch erträglich.

Der 80-jährige Kapellener Heinreich Pietsch reagierte verwundert, als er erfuhr, dass das Bürgerbüro zum 18. Dezember schließt. "Eigentlich ist das gar nicht so schlimm", sagt er. "So komme ich mal wieder in die Stadt."

(KT)
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