Mönchengladbach Wahlhelfer dringend gesucht

Mönchengladbach · Das Rekord-Wahljahr bringt allmählich Schwierigkeiten mit sich: Die Wahlhelfer werden knapp. 200 Freiwillige fehlen noch für die Bundestagswahl am 27. September. Um Helfer zu locken, haben andere Städte bereits das Erfrischungsgeld erhöht.

Mennrath Die Spannung ist immer noch jedes Mal genauso groß. Seit mehr als 30 Jahren zählt Jürgen Pohlke an allen Wahlsonntagen die Stimmzettel aus. Bei Europawahlen, Bundestagswahlen und Kommunalwahlen. "Aber ich fiebere jedes Mal mit, wer letztendlich vorne liegt", sagt Pohlke. Den Dienst als Wahlhelfer hat er das erste Mal freiwillig angenommen, als er im Alter von 18 Jahren bei der Stadtverwaltung zu arbeiten begann. "Inzwischen ist es auch ein Gefühl, eine Bürgerpflicht zu erfüllen", sagt Pohlke.

Er ist einer von 1500 Wahlhelfern in Mönchengladbach, die bei den Bundestagswahlen in vier Wochen dafür sorgen, dass bei den Wahlen alles rechtens zugeht. Eine verantwortungsvolle Aufgabe – die nicht genug Menschen übernehmen wollen. Im Wahlrekordjahr steht nun die dritte Wahl an – und langsam werden die Helfer knapp. "Die Bereitschaft nimmt langsam ab", sagt Stadtsprecher Walter Schröders.

200 Helfer werden für die Bundestagswahl noch dringend benötigt. Denn in den mehr als 220 Wahllokalen müssen jeweils mindestens sechs Wahlhelfer anwesend sein, um einen geregelten Ablauf der Wahl zu garantieren. Nun wird die Suche nach Helfern für die dritte Wahl innerhalb weniger Monate schwieriger. Dabei ist das Ehrenamt verpflichtend: Es darf laut Gesetzgeber im Zweifelsfall nicht ohne triftigen Grund abgelehnt werden.

Bei ihrer Suche nach Helfern greift die Stadt zum großen Teil auf eigenes Personal zurück. Schließlich ist es für städtische Mitarbeiter besonders verlockend, am Wahlsonntag Dienst zu tun. Denn neben der Erfrischungspauschale von 30 Euro für Beisitzer und 50 Euro für Wahlvorstände gibt es für sie auch einen freien Tag. Dennoch ist dies nicht der Hauptgrund für Jürgen Pohlke, auf sein freies Wochenende zu verzichten. Inzwischen hilft auch seine Frau im Wahllokal, die Stimmen auszuzählen. "Es geht darum, unser demokratisches Recht zu wählen auszuüben", sagt Pohlke. Umso bedauerlicher findet er, dass vor allem junge Bürger von ihrem Wahlrecht kaum noch Gebrauch machen. "Bei den Kommunalwahlen am vergangenen Sonntag waren hier fast nur ältere Leute im Wahllokal", sagt Pohlke.

Andere Städte versuchen bereits, mit höheren Prämien Wahlhelfer zu locken. Ratingen zahlt den freiwilligen Helfern 40 Euro, auch Xanten hat das Erfrischungsgeld für Wahlhelfer erhöht.

Dabei stellt der Job des Wahlhelfers keine speziellen Anforderungen, besondere Fähigkeiten werden nicht vorausgesetzt. Teilnehmen können alle Bundesbürger ab 18 Jahren. Eine halbe Stunde vor Wahlbeginn treffen sich die Teams, um alles vorzubereiten – um 7.30 Uhr. Dort wird die Mannschaft dann in Früh- und Spätschicht eingeteilt, so dass einige sofort wieder nach Hause gehen können. Mehr als ärgerlich für das Team im Wahlbezirk 22 (Amtsgericht Innenstadt / Rheydt): Dort waren am vergangenen Sonntag vier von neun Wahlhelfern nicht erschienen. Schluss für die Freiwilligen ist dann am Abend nach Auszählung der Stimmen, die nach 18 Uhr beginnt.

Dass die Suche nach Wahlhelfern immer schwieriger wird, ist allerdings kein regionales Problem. Eine Untersuchung der Ruhr-Uni Bochum kam zu dem gleichen Ergebnis. Ihre Forschungsländer waren Spanien, Schweden und Kanada.

(RP)
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