Mönchengladbach Das Minguet-Quartett, zweifach zum Quintett erweitert

Mönchengladbach · Wie schon der Name sagt: Meisterlich sind die Meisterkonzerte in der Kaiser-Friedrich-Halle eigentlich immer. Aber manche sind dann doch noch etwas meisterlicher. Zu diesen darf das zweite mit dem Minguet-Quartett getrost hinzugezählt werden.

So richtig will man ja nicht glauben, dass diese Formation bereits seit 27 Jahren besteht, denn die Mitglieder wirken durchaus jünger. Und sie spielen auch nicht wie in die Jahre gekommene Berufsmusiker, die froh sind, wenn sie mal einen Abend frei haben. Im Gegenteil, zu spüren ist eine mitreißende Spielfreude, ja eine Freude an musikalischer Neuentdeckung. Das ist die eine Seite. Die andere, ebenso positive: In jedem Takt spürt man dann doch die große Erfahrung des langjährigen Zusammenspiels. Und die merkt man nicht nur an der hohen Präzision, sondern auch und vor allem an der großen künstlerischen Reife, an der durchdachten Gestaltung. Da stimmen die Tempi, da sind die Ritardandi genau richtig dosiert, da steckt Spannung im Vortrag. Und weil "die Minguets" - benannt nach dem spanischen Philosophen Pablo Minguet - immer gern etwas Neues probieren, gab es auch jetzt zweimal Ungewohntes.

Zum ersten gab es bei zwei Werken eine Erweiterung vom Quartett zum Quintett. Zum Stamm des Ensembles mit Ulrich Isfort und Annette Reisinger (Violine), Aroa Sorin (Viola) und Matthias Diener (Violoncello) gesellte sich als erster Violaspieler noch der französische Meisterbratscher Gérard Caussé. Der war seinerzeit der Lehrer von Aroa Sorin. Nicht nur deshalb gab es keine Integrationsprobleme, die fünf spielten zusammen, als täten sie seit Jahren nichts anderes.

Neu war im Programm auch ein Komponist, den man zwar als Schöpfer der Ouvertüre zu "Donna Diana" kennt, dessen Namen in Kammermusikprogrammen aber normalerweise nicht zu finden ist: Emil Nikolaus von Reznicek. Der lebte von 1860 bis 1945 und wurzelte noch tief in der Spätromantik. Allerdings: Sein 1938 entstandenes, fabelhaft interpretiertes Streichquartett ist durchaus reizvoll zu hören. Nicht nur der ungarisch angehauchte Schluss-Satz steckt voller origineller Einfälle.

Die Aufführung der beiden Streichquintette ließ nichts zu wünschen übrig. In Mozarts KV 515 C-Dur wurden sowohl der lange Atem der Sätze wie die großen Stimmungsgegensätze glänzend herausgearbeitet. Hörbar wurde in den heiteren wie in den tragischen Momenten, dass dieses Werk im selben Jahr entstand wie die Oper Don Giovanni. Brahms' Streichquintett Nr. 2 G-Dur ist in vielem lockerer und munterer als viele andere Werke des Komponisten. Herrlich gelangen die Kantilenen, charmant die wienerischen, vital die ungarischen Passagen. Begeisterter Beifall und als Zugabe ein Mozart-Da-Capo.

(gho)
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