Mönchengladbach Flüchtlinge: Es helfen nur noch Massenunterkünfte

Mönchengladbach · Aktuell leben doppelt so viele Asylbewerber in der Stadt wie vor einem Jahr. Sie hat den Ansturm noch im Griff.

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Foto: dpa, rwe lof

Die Wucht der Flüchtlingswelle trifft die Stadt nicht so dramatisch wie andere - weil Mönchengladbach gut vorbereitet war und ist und in den vergangenen Wochen die Strategie bei der Unterbringung geändert hat. Das zeigte sich gestern, als der zuständige Dezernent Dr. Gert Fischer den Rat über den aktuellen Stand mit einer ausführlichen Vorlage informierte. Bis in den November muss sich die Stadt noch durchhangeln und auf einen späten Wintereinbruch hoffen. dann könnte sie aus dem Gröbsten heraus sein. Wie alle Städte muss Mönchengladbach zwar nicht eingeplante Millionen für die Flüchtlingsunterbringung zahlen. Allerdings nimmt sie - anders als die meisten anderen Kommunen - auch Geld ein. Denn die Stadt vermietet sowohl das frühere Theater im Nordpark mit seinen knapp 300 Plätzen als auch die neue Container-Anlage hinter dem Hockeypark mit weiteren 400 Plätzen an das Land und bekommt dafür Geld. Außerdem werden diese Asylbewerber der Stadt - genau wie die, die im JHQ untergebracht werden - angerechnet. Das heißt: Mönchengladbach muss dafür weniger weitere Flüchtlinge ausnehmen. Die Vermietung von TiN und Container-Dorf im Nordpark ist mit der Bezirksregierung vorbesprochen, wie Fischer gestern im Rat ausführte. "Wir sind auf einem sehr guten Weg und hoffen, dass der Vertrag innerhalb der kommenden 14 Tage abgeschlossen werden kann", so Fischer.

2257 Flüchtlinge leben - Stand gestern - in Mönchengladbach. Das sind ziemlich genau doppelt so viele wie vor einem Jahr. Und rund 400 von ihnen sind aktuell nicht in angemessener Art und Weise untergebracht. Rund 200 leben in Zelten neben der Neuwerker Krahnendoonkhalle, 150 in drei Turnhallen (von denen die Stadt zwei dringend für Schul- und Vereinssport braucht), 80 im früheren Aldi-Markt an der Aachener Straße. Die Zelte in Neuwerk sind zwar heizbar. Für eine Unterbringung im Winter eignen sie sich jedoch definitiv nicht.

Im November entspannt sich die Lage. Zum einen werden dann die je 400 Plätze in den von der Stadt für rund sieben Millionen Euro gekauften Wohncontainer hinter dem Hockey-Park und auf der Krallschen Wiese bezugsfertig sein. Allerdings sind die Vier- bis Acht-Bett-Zimmer auch nur als provisorische Heimat gedacht. "Das sind perspektivisch unsere Notunterkünfte", sagte Fischer. Länger als einige Monate sollten, so der Dezernent, Menschen dort nicht leben. Sie sollen von dort aus möglichst schnell in andere städtische Einrichtungen, besser noch in Wohnungen, vermittelt werden. Außerdem wird Mitte November der Umbau der nicht mehr benötigten Schule Am Torfbend abgeschlossen sein. Dort können 90 Menschen untergebracht werden. Im Frühjahr und Sommer nächsten Jahres werden die Neubauten in Eicken und am Fleener Weg fertig.

Die 1200 Plätze, die nach jetzigem Stand im ehemaligen JHQ in einer Erstaufnahmeeinrichtung entstehen, werden der Stadt ebenfalls angerechnet. Dies wirkt sich auf die Quote zwar erst ab dem 1. Juni 2016 in Gänze aus. Dafür plant das Land, Städte, die wie Gladbach Erstaufnahmeeinrichtungen beherbergen, stärker zu entlasten. Jeder für das Land bereitgestellte Platz soll mit dem Faktor 1,3 angerechnet werden. Wegen der Kosten für die Container hat Kämmerer Bernd Kuckels gestern einen Nachtragshaushalt eingebracht. Dieser wird am 2. November verabschiedet.

Wegen der "großen Notlage, in der wir uns nun schon seit Monaten befinden", helfen, so Dr. Gert Fischer, nur noch Massenunterkünfte. Darum sei die Stadt von ihrer ursprünglichen Strategie abgerückt, kleinere Standorte gleichmäßig über die Stadt zu verteilen.

(RP)
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