Mönchengladbach Die bayerische Borussia-Bastion
Mönchengladbach · Der Borussen Stammtisch Sandersdorf ist eine kleine Gladbacher Fangemeinde mitten in Bayern. Was mit einem Betriebsausflug begann, wurde zur Freundschaft: Borussia-Fans aus dem Dorf und aus Mönchengladbach treffen sich seitdem regelmäßig – trotz der langen Anreise.
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Der Borussen Stammtisch Sandersdorf ist eine kleine Gladbacher Fangemeinde mitten in Bayern. Was mit einem Betriebsausflug begann, wurde zur Freundschaft: Borussia-Fans aus dem Dorf und aus Mönchengladbach treffen sich seitdem regelmäßig — trotz der langen Anreise.
Die Geschichte von den Sandersdorfer Borussiafans in ein paar Sätzen zusammenzufassen, klingt ein wenig wie der berühmte Anfang der Asterix- und Obelix-Comics: "Ganz Bayern ist von den Bayernfans besetzt. Ganz Bayern? Nein. Ein kleines Dorf leistet erbittert Widerstand."
Das kleine Dorf liegt im Altmühltal, einem hügeligen Fleckchen Erde nahe Ingolstadt. Dort hat sich im vergangenen Jahr aus 15 Gladbach-Anhängern der Borussen-Stammtisch Sandersdorf formiert — ausgerechnet in dem Lokal, wosonst Fans des FC Bayern und TSV 1860 München ein- und ausgehen.
"Wir bringen die Bayernwelt ein bisschen durcheinander", sagt Hans-Norbert Reckziegel und lacht schelmisch wie ein kleiner Junge. Der ehemalige Polizist und Mönchengladbacher ist Mitglied des Sandersdorfer Fanclubs. Mit der Liebe zum Verein hat er seinen Sohn Christoph angesteckt — und der brachte seinen Vater zum Fanclub in Bayern.
Mit Kollegen der Kammgarnspinnerei Stöhr fuhr Christoph Reckziegel immer wieder ins Altmühltal. Klaus Fembacher, der Leiter der Färbereiabteilung, hatte das zu einer kleinen Tradition gemacht.
Fembacher wurde im bayerischen Altmannstein geboren, und zog in den 50er Jahren an den Niederrhein. Seine Wurzeln hat der Mönchengladbacher aber nie vergessen und organisierte Betriebsausflüge in seine bayerische Heimat. Oft waren unter den Mitfahrern auch Borussia-Fans, die die Reise nutzten, um ihre Mannschaft bei Auswärtsspielen anzufeuern.
"Irgendwann haben wir gemerkt, dass es auch in Sandersdorf ziemlich viele Gladbachfans gibt", erzählt Reckziegel und streicht über seinen Borussiaschal, den er um den Hals trägt. Einer von ihnen ist Konrad Schels, der Vorsitzende des Fanclubs, den alle nur "Konni" nennen. Seit seiner Kindheit ist er Borussia-Fan. Die Fohlenelf mit Netzer, Vogts und Heynckes hatte es ihm angetan.
Eines Tages saßen die Gladbacher mit den Sandersdorfer Fans im Gasthaus Schlagbauer zusammen und schauten die Bundesliga-Partie gegen den FC Kaiserslautern. Nach dem 0:1 dümpelte Borussia auf dem letzten Tabellenplatz herum. "Da war uns klar: Wir müssen was tun, wir stehen zu unserer Mannschaft", sagt Hans-Norbert Reckziegel. Ein paar Monate später gründeten die Männer und auch einige Frauen den Borussen Stammtisch Sandersdorf. Aus den 15 Gründungsmitgliedern sind 20 geworden, Tendenz steigend. Etwa zehnmal im Jahr fahren die Mönchengladbacher die 560 Kilometer bis nach Bayern, und die Bayern an den Niederrhein. "Wir werden bei jedem Besuch aufgenommen, als gehörten wir zur Familie", sagt Hans-Norbert Reckziegel. Die Vereinsstandarte aus Holz und eine Fahne in den Borussenfarben hat ihren festen Platz auf der Fensterbank des Gasthauses. Sie steht neben der der Münchner Löwen und des FC Bayern. Im Mai hat der Verein ein Kickerturnier geplant, bei dem er gegen Fanclubs der anderen Bundesliga-Clubs antreten wird. Die Bayern-Fans sind auch dabei. "Früher", sagt Reckziegel lächelnd, "haben wir uns von denen viel Häme anhören müssen. Wenn wir heute kommen, sind sie ganz still."
