Mönchengladbach Café Pflaster: Rüffel für Stadt

Mönchengladbach · Der geplante Tagestreff für Suchtkranke an der Brucknerallee 37 hätte Thema in der Bezirksvertretung Rheydt-Mitte sein müssen. Das schrieb die Bezirksregierung der Stadt. Anfang Oktober soll das Café eröffnen.

 Vor einem halben Jahr wurde die Einrichtung des Diakonischen Werkes in Rheydt eröffnet.

Vor einem halben Jahr wurde die Einrichtung des Diakonischen Werkes in Rheydt eröffnet.

Foto: Detlef Ilgner

Das an der Brucknerallee in Rheydt geplante Café Pflaster bewegt die Gemüter der Anwohner. Sie lehnen den geplanten Treff für Tagesobdachlose und Suchtkranke am vorgesehenen Standort vehement ab. Derzeit kursieren mehrere Schreiben mit juristischem Inhalt. Und da kann die Bürgerinitiative Bruckner-allee, die gegen den Treff kämpft, einen Erfolg für sich verbuchen: Die Bezirksregierung widerspricht der Stadtmeinung, dass die Café-Pläne nicht in die Sitzung der Bezirksvertretung Rheydt-Mitte gehört hätten. "Es sprechen die überwiegenden Argumente dafür, dass eine Beteiligung der Bezirksvertretung erforderlich gewesen wäre", heißt es im Schreiben der Bezirksregierung, das der RP vorliegt. Der Bezirksvorsteher von Rheydt-Mitte, Karl Sasserath (Grüne), hatte die Aufsichtsbehörde eingeschaltet.

Bei der Stadt gibt man sich dennoch ganz entspannt. Die Stellungnahme der Bezirksregierung überrasche zwar, aber als Beinbruch wird sie nicht bewertet. Denn die Aufsicht in Düsseldorf macht in ihrem Schreiben auch deutlich: Der ebenfalls kritisierte Ratsbeschluss zur Leistungsvereinbarung zwischen Stadt und Diakonie als Träger des Café Pflaster kann nicht beanstandet werden.

Zum Hintergrund: Weil auf dem Rheydter Marktplatz zahlreiche Tagesobdachlose und Suchtkranke ihren Tag verbringen, will die Stadt ihnen einen Treff anbieten. Als Vorbild gilt das Café Pflaster an der Aachener Straße in Alt-Gladbach: Hier werden sie täglich betreut. Die Einrichtung wird erfolgreich vom Diakonischen Werk Mönchengladbach geführt, das über den Umfang seiner Leistungen einen Vertrag mit der Stadt abgeschlossen hat. Eine vergleichbare Vereinbarung gibt es inzwischen auch für ein Café in Rheydt. Von der Kreisbau hat die Diakonie das Haus Brucknerallee 37 gekauft, um hier das Café einzurichten. Dagegen protestieren die Anwohner, weil sie vor allem befürchten, dass sich die Drogenszene zu ihnen verlagert.

Mittlerweile haben sich viele Menschen in Unterschriftenlisten eingetragen, weil sie den Standort ablehnen. Gleichwohl wird bereits kräftig im Haus gearbeitet: Die komplette Elektrik wird erneuert, die Sanitäranlagen werden installiert. "Wir wollen spätestens im Oktober das Café Pflaster eröffnen. Wenn's mit den Handwerkern klappt, schon im September", sagte gestern Diakonie-Geschäftsführer Hans-Herbert Paulus, den die RP im Österreich-Urlaub erreichte.

Dass die Politiker das Projekt doch noch kippen, erscheint derzeit fraglich. Zwar hat die CDU jüngst weiteren Beratungsbedarf angemeldet, aber SPD und der CDU-Kooperationspartner FDP stehen zum Standort. Und auch der Rüffel der Bezirksregierung wird nach Aussage des Sozial- und Rechtsdezernent Dr. Michael Schmitz keine aufschiebende Wirkung haben: "Wir haben der Bezirksvertretung Rheydt-Mitte angeboten, die Konzeption zu erläutern. Bisher kam keine Rückmeldung."

(RP)
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