Mönchengladbach 8500 tanzen mit Simply Red

Mönchengladbach · Tausende glückliche Fans, 90 Minuten stimmungsvolle Popmusik und 15 Familienpizzen: Das ist die Bilanz des Auftritts von Simply Red gestern Abend im Hockeypark. Eine Stunde vor Konzertbeginn war ein Unwetter über das Stadion gefegt. Während des Auftritts blieb es fast trocken.

Simply Red begeistern im Gladbacher Hockeypark
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Simply Red begeistern im Gladbacher Hockeypark

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Gestern Abend um 22.20 ging für Jolanda de Boer eine Ära zu Ende. Ein letztes Mal tanzte sie live im Stadion zu Simply Red, was die 45-Jährige aus Venlo zuvor schon etwa 30 Mal getan hatte. Die Band löst sich nun auf. "Aber die Musik, die wird bleiben", sagte die Venloerin nach 25 Jahren Fan-Dasein dieser britischen Schmuse-Pop-Band. Rund 8500 Fans feierten gestern Abend mit ihr im Hockeypark den berühmtesten Rotschopf der Popmusikgeschichte und seine Band. Sänger Mick Hucknall, unbestritten der Star der Band, präsentierte sich äußerst sympathisch.

Um Punkt 15 Uhr erschien die Band um Hucknall im Hockeypark. Bis 16 Uhr dauerte der Soundcheck, anschließend zogen sich die Musiker in die extra für sie eingerichteten Räume des Stadions zurück. Um 18.30 Uhr gab es frisches Obst, ein paar Sandwiches, stilles Wasser und eine Kiste Bier — in jedem der Räume stand alles bereit. Hucknall selbst bat um eine Flasche Champagner und vier Flaschen Evian, Stilles Wasser. "Bis auf die letzte Sekunde ist da alles genau geplant", verrät Hockeypark-Chef Micky Hilgers. Die Band war also bereit für das größte Konzert, das der Mönchengladbacher Hockeypark bislang gesehen hat.

Um 20.50 Uhr legte der Brite mit dem Feuerkopf mit dem Song "It's only love" los. Das Publikum blieb füßewippend auf den Sitzen, die kurz zuvor noch von den Ordnern trocken gewischt werden mussten. Heftiger Regen beim Einlass und ein drohendes Unwetter sorgten dafür, dass Plastik-Regenponchos zum Verkaufsschlager wurden und sich deren Preise spontan verdoppelten. Nach "Holding back The Years" gab es im durchbestuhlten Hockeypark plötzlich nur noch Steh- und Tanzplätze. Vor allem weibliche Fans stürmten gen Bühne. Und auf der Tribüne wehrten sich für einige Minuten noch ein paar Herren, die Sorge hatten, von Bekannten beim hemmungslosen Tanz zu den eingängigen Popsongs erwischt zu werden. Vergebens.

Am Ende sang, feierte und tanzte der ganze Hockeypark. Und konnte gar nicht genug bekommen. Mit "Stars" begann der Zugaben-Teil und endete mit "If You Don't Know Me By Now". Das Publikum wollte noch mehr — doch Mick Hucknall bewies bei seinem ersten und wohl letzten Auftritt in Mönchengladbach rudimentäre Deutschkenntnisse: "It is summertime, but the weather is scheiße."

Pizza zum Abschied

Sprach's und stieg in den Tourbus, wo der wichtigste Mann des Tages auf die Engländer wartete: der Pizza-Lieferant. 15 Exemplare in Familiengröße hatten sich Mick Hucknall, Band und Management in den Tourbus bestellt. Pizza-kauend ließ sich der Tross zum Flughafen Düsseldorf chauffieren und flog noch am Abend zurück nach Manchester in England.

Die weiteste Anreise hatte Hucknall an diesem Abend aber nicht. Kinney Hounshell (52) und seine Tochter Sabrina (20) kamen aus Kentucky, USA, angeflogen. Eigentlich wollten sie Freunde besuchen, gingen dann aber mit zum Konzert einer Band, die in den USA seit Ende der 80er völlig unbekannt ist. "Ich habe viele Songs noch gekannt", strahlte Kinney Hounshell. "Ein perfekter erster Abend in Mönchengladbach." Und für 8500 Fans das Ende einer Ära.

(RP)
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