Mettmann Wege aus der Krise finden

Düsseldorf · Obwohl bei der Firma Georg Fischer in Mettmann kurzgearbeitet wird, ist die Geschäftsführung zuversichtlich, dass sich die Produktion wieder steigern wird. Entlassungen sind derzeit kein Thema.

Seit November wird beim größten Arbeitgeber in Mettmann, der Firma Georg Fischer mit 1100 Beschäftigten, kurz gearbeitet. Allerdings in der so genannten "Blockfahrweise". Das bedeutet: "Wir arbeiten eine Woche voll durch und eine Woche mit gebremsten Schaum", sagt Andreas Güll, der Geschäftsführer von GF. Während an vier Form-Anlagen in "Blockfahrweise" gearbeitet wird, läuft die Produktion an der modernen IML-Form-Anlage voll durch. "Wir können uns nicht erlauben, längere Zeit alle Form-Anlagen runterzufahren. Dies wäre bei einer späteren vollen Produktion mit zu großen Anfahrzeiten verbunden", sagt Güll.

Stimmung ist nicht düster

Trotz der Konjunkturkrise in der Automobilindustrie – VW, Daimler und Ford arbeiten "kurz" – ist die Stimmung bei GF in Mettmann nicht düster. "Wir stecken nicht den Kopf in den Sand. Im Gegenteil: Wir müssen die Situation meistern", sagt Andreas Güll. Er weiß, dass die Krise auch positive Effekte habe. "Es gibt einen Bereinigungs- und Konzentrationsprozess bei den Automobil-Zulieferbetrieben." Konkurrenzbetriebe hätten bereits Mitarbeiter entlassen und vorläufige Insolvenz angemeldet. "Wo früher nur der Preis eine Rolle gespielt hat, ist heute auch die Zuverlässigkeit und die Qualitätshöhe gefragt." Eine Chance für GF-Automotive. Denn: Die Gießerei in Mettmann ist bekannt für die hohe Qualität ihrer Produkte. Georg Fischer beliefert namhafte Automobilhersteller, wie VW, Daimler, Ford, Scania, Opel und Toyota.

Mit dem Werkstoff SiboDur kann GF sowohl Fahrwerks- als auch Motorkomponenten herstellen, die stark nachgefragt werden. Teile aus SiboDur weisen bessere mechanische Zugfestigkeit bei gleichzeitig deutlichem Anstieg der Bruchdehnungswerte auf. Der Radträger des VW Golf, für den GF Automotive mit dem Volkswagen Group Award 2007 ausgezeichnet wurde, wird aus SiboDur gegossen.

Ferner spielt der Fertigungsprozess eine große Rolle: "Die hohe Prozesssicherheit bei uns zahlt sich aus", sagt Güll. GF Mettmann produziert beispielsweise 18 Millionen Schwenklager im Jahr. "Seit dem ich bei GF arbeite, also seit 20 Jahren, haben wir 400 Millionen Schwenklager hergestellt. Einen Ausfall hat es noch nicht gegeben." Den Auftrag, immer leichtere Teile aus Gründen der Gewichtsersparnis und der Kosten zu produzieren, kommt Georg Fischer ebenfalls nach. Mit Hilfe sogenannter Bionischer Konstruktionsverfahren – das heißt der Anwendung von Gestaltungsregeln der Natur – lassen sich völlig neue Bauteilgeometrien gleicher Festigkeit, aber mit deutlich reduziertem Bauteilgewicht realisieren.

"Wir arbeiten also daran, den Standort Mettmann langfristig zu sichern. Entlassungen sind derzeit kein Thema. Zusammen mit dem Betriebsrat ziehen wir alle Register, um am Markt zu bestehen", sagt Güll. Wie lange die Konjunkturkrise Auswirkungen auf die Automobilindustrie habe, wagt Güll nicht zusagen. "Ich bin kein Prophet. Wir planen in einem Zeitraum von zwei Monaten. Dann sehen wir weiter."

(RP)
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