Mettmann Tagesmütter machen weiter

Düsseldorf · Seit dem 1. Januar müssen Tagesmütter Steuern und Sozialabgaben bezahlen. Politiker befürchten, ein Drittel könnte nun aufgeben. Die Städte wollen abwarten und eventuell mehr als drei Euro pro Stunde geben.

METTMANN/ERKRATH/WÜLFRATH Seit zwei Jahren betreut die Erkratherin Güler Sahin-Celik als Tagesmutter täglich bis zu fünf unter dreijährige Kinder in ihrer Einlieger-Wohnung in Erkrath-Hochdahl. Weil der Gesetzgeber vorschreibt, das Kinder unter drei Jahren das Recht auf einen Betreuungsplatz haben, die Städte bislang aber nicht genug Platz in ihren Kindertagesstätten haben, zahlt ihr das Erkrather Jugendamt drei Euro pro Kind und Stunde. Bis zum 31. Dezember vergangenen Jahres war das Geld steuerfrei. "Damit bin ich bislang gut klar gekommen", sagt Güler Sahin-Celik, die auch ihren Mann Hüryettin Sahin-Celik als "Tagesvater" mit ins Boot geholt hat. Nach einer Gesetzesänderung seit dem 1. Januar muss Familie Sahin-Celik jedoch Steuern und Sozialabgaben bezahlen. "Da muss ich noch mal genau nachrechnen, ob sich das lohnt", sagt Güler Sahin-Celik. Die Steuern kann sie nicht monatlich bezahlen, sondern muss bis zum Jahresende warten, was ihr übrig bleibt. Ans Aufgeben oder Aufhören denkt die Familie aber nicht.

Mehr Kinder betreuen

Das Erkrather Jugendamt hat für Ende des Monats alle 30 Tagesmütter zu einer Inforunde eingeladen, um die neue Gesetzeslage genau zu erklären. Steuern werden nur fällig, wenn das zu versteuernde Gesamteinkommen über dem Grundfreibetrag von 7664 Euro im Jahr bei Singles und 15 328 Euro bei Ehepaaren liegt. "Dazu kommt eine monatliche Pauschale von 300 Euro, die Tagesmütter absetzen können", sagt Uwe Krüger. Leiter des Erkrather Jugendamts. Befürchtungen, in ganz NRW könnten ein Drittel aller Tagesmütter aufgeben, teilt er nicht. Krüger rechnet damit, dass einige Tagesmütter etwas weniger Kinder betreuen werden, damit sie unterhalb des steuerpflichtigen Einkommens bleiben. Einige Tagesmütter werden seiner Ansicht nach aber auch die Zahl der betreuten Kinder aufstocken, damit sie die Steuerlast tragen können. "Insgesamt werden wir unsere Zahlen 30 Tagesmütter und 65 betreute Kinder wohl halten können", sagt Krüger. Ähnliche Überlegungen werden im Mettmanner Jugendamt angestellt. Sachgebietsleiterin Klaudia Beck geht davon aus, dass der Bedarf für die Kinderbetreuung weiterhin steigen wird. Etwa 25 Tagesmütter in Mettmann betreuen zurzeit etwa 45 Kinder. Sollten aufgrund der neuen Abgabenlast weniger Tagesmütter zur Verfügung stehen, müsste die Stadt messerscharf im Haushalt nachrechnen und eventuell den Stundenlohn erhöhen, um den Job attraktiver zu machen. Auf drei Euro haben sich die Städte im Kreis Mettmann geeinigt, aber: "Düsseldorf zahlt fünf Euro pro Stunde, da können wir nicht mithalten", sagt Beck. Das Jugendamt beobachte das sehr intensiv.

"Putzen wird besser bezahlt"

Dass Tagesmütter gemessen an ihrer Arbeit wenig verdienen, weiß auch der Wülfrather Jugendamtsleiter Hans-Werner von Hueth. "Putzfrauen werden besser bezahlt". Wie sich die neue Gesetzeslage auf die Kalkstadt auswirkt – das Jugendamt möchte erst einmal abwarten. Wülfrath hat zehn Tagesmütter, die 18 Kinder betreuen, der Bedarf steigt. Wenn man könnte, würde man den Tagesmüttern mehr bezahlen, der marode Haushalt der Stadt lässt das nicht zu.

(RP)
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