Erkrath Untypisch Mann: ein Job im Kinderhaus

Erkrath · Christopher Ressing hat als Honorarkraft 1998 im Kinderhaus Sandheide begonnen. Er arbeitet dort in einem immer noch typischen Frauenberuf. Das ist nicht immer leicht.

 Die Mädchen, zum Frauentag mit festlicher Gesichtsbemalung verschönert, kickern mit "Chrissi".

Die Mädchen, zum Frauentag mit festlicher Gesichtsbemalung verschönert, kickern mit "Chrissi".

Foto: Dietrich Janicki

Christopher Ressing hat als Honorarkraft 1998 im Kinderhaus Sandheide begonnen. Er arbeitet dort in einem immer noch typischen Frauenberuf. Das ist nicht immer leicht.

Seine Arbeit ist verantwortungsvoll und wichtig – aber sie ist nicht männlich. Und das macht manchmal Probleme. Christopher Ressing (43) ist seit 1998 im Kinderhaus Sandheide in einem überwiegend weiblichen Team beschäftigt. Er kocht und kickert mit Kindern, er hört sich ihre Sorgen an und spricht mit den Eltern, wenn's nötig ist. "Bei den Müttern komme ich als Erzieher sehr gut an", sagt er. "Vor allem, weil bei uns viele Kinder alleinstehender Frauen sind. Die freuen sich, wenn in die Erziehung ein Mann eingreift. Von Männern werde ich eher belächelt. So ein bisschen Kaffeetrinken und mit Kindern spielen, das ist doch nix", denken die", erzählt Ressing. Einmal habe einer gesagt: "Sie spielen hier so schön mit den Kindern, hier würde ich gerne Urlaub machen." Ganz kalt lassen den Sozialpädagogen solche Sprüche nicht. Aber trotzdem übt er seinen Job gerne aus. Schon während des Studiums hat er sich sein Geld mit Babysitten verdient, erzählt er. Darüber hat er entdeckt, dass er wunderbar mit Kindern umgehen kann.

In einer Zeit, in der es nur immer schneller, besser, höher gehen muss, in der man ohne I-Phone und I-Pad wenig zählt, ist Christopher Ressing die Ausnahme. "Gut angesehen ist meine Arbeit nicht. Und sehr gut bezahlt auch nicht", sagt er. Wenn andere von beruflichen Erfolgen erzählen, kann er "nur" über die Erlebnisse mit seinen Schützlingen im Kinderhaus berichten und über die Nöte der sozial schlechter Gestellten.

Trotz des kleinen Gehaltes hat er ein großes Herz für seine Schützlinge. Mittwochs kocht er mit ihnen. "Für die Zutaten gibt es kein Budget. Wir nehmen dafür einen Euro pro Kind, und manchmal bezahle ich auch selbst etwas davon", sagt er. Denn die Tischgespräche beim gemeinsamen Essen lockern die Zunge, und der Sozialpädagoge erfährt, wo es zu Hause hakt. "Eigentlich", sagt er, "ist die Zuneigung der Kinder wichtiger als das Gehalt."

Dennoch will der Mann mit den freundlichen blauen Augen verspätet durchstarten. Lange hat er seine Mutter gepflegt und sich um seine Familie gekümmert und ist beruflich mit gedrosseltem Tempo gefahren. Die Gründung einer Familie steht bevor, und da will der Mann, der, wie er von sich selbst sagt, "nicht das typische Rollenklischee erfüllt", dann doch seiner Frau etwas bieten können – auch finanziell. "Da ist schon noch etwas drin, mit meinem Studium und der Erfahrung. Ich muss mich jetzt selbst motivieren, von der Familie wird man in meinem Alter nicht mehr angestachelt. " Dass sein neuer beruflicher Wunsch sich im Kinderhaus Sandheide verwirklichen lässt, glaubt er eher nicht. Vorläufig ist er jedoch noch da für die Mädchen und Jungen im Kinderhaus, die dort Hausaufgaben machen, in der Jungengruppe mit "Chrissi" Kickerturniere austragen, an der Computergruppe teilnehmen und draußen herumtoben. "Eigentlich ein wirklich schön Job", sagt Ressing.

(RP)
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