Mettmann Hamlet probt in der Turnhalle

Mettmann · Diese Shakespeare-Inszenierung hat es in sich: Regisseur Orlando Schenk bringt einen Hamlet in die Neandertalhalle, der witzig und wenig duster werden soll. Es ist ein kreisweites Projekt mit lokalen Schauspielern.

 Bei seiner Kostümprobe machte das Ensemble eine Turnhalle zur Bühne. Die Aufführungen werden in der Neandertalhalle sein.

Bei seiner Kostümprobe machte das Ensemble eine Turnhalle zur Bühne. Die Aufführungen werden in der Neandertalhalle sein.

Foto: Dietrich janicki

Vielleicht werden die Mettmanner in zehn Jahren, wenn die Zeitschrift "Theater heute" das dann etablierte Mettmanner Schauspielhaus zum Theater des Jahres gekürt haben wird, zurückschauen und sagen können: "Und wir sind damals am 23. November 2012 bei der Erstaufführung in der Neandertalhalle dabei gewesen."

Toller Zusammenhalt

Zugegeben, das ist Utopie, aber die Zeichen stehen nicht schlecht dafür, dass das von Regisseur Orlando Schenk für eine Produktion von Shakespeares "Hamlet" zusammengestellte Ensemble nicht das Schicksal der Ringelblume teilt, die nur einen Sommer lang blüht. Dafür passen Stimmung und der daraus entstandene Zusammenhalt in der Gruppe viel zu gut. Deutlich spürbar war dies bei der Kostümprobe, mit der die heiße Phase vor der Premiere eingeleitet wurde. Die Schauspieler wirken entspannt.

Die heftigsten Sorgen bereiten noch fehlende Knöpfe und Hosenträger an den Kostümen. Nur Chef Schenk läuft wirklich schon auf Hochtouren und leidet spürbar an der Last der Verantwortung. Regisseur ist nun einmal ein einsamer Beruf. "Es ist ein großes Projekt und mit unheimlich viel Organisation verbunden. Allein hinter der Bühne arbeiten 15 Leute", sagt Schenk. Musikalisch untermalt wird das Stück live von dem Blechbläserensemble NRW Brass unter Leitung von Tobias van de Locht.

Für die Schauspieler bedeutet das, die Lautstärke der Stimme hochzuhalten. Dem Darsteller des Hamlet Marc-Oliver Teschke bereitet dies kein Problem. Er stellt sich auf eines der brandneuen Bühnenelemente und monologisiert mit Vehemenz.

Für seine Mitstreiter ist der Peter-Pan-haftige Laienschauspieler, dem alles zuzufliegen scheint, ohnehin ein Phänomen. Nicht nur die Tatsache, dass der stets ausgeglichene Teschke sich im Handumdrehen in den zerrissenen Charakter Hamlet verwandelt, auch seine langen Textpassagen scheinen ihm keine Mühe zu bereiten.

"Wahrscheinlich hat er sich dafür ein Computerprogramm geschrieben, dass er jederzeit abrufen kann", scherzt Schauspieler André Klem über den IT-Experten Teschke. Nach nach dem größtmöglichen Unterschied zwischen dem Charakter des Schauspielers und der Rolle scheint Schenk seine Besetzung ausgesucht zu haben. Klem, der den niederträchtigen König Claudius verkörpert, entpuppt sich im Gespräch als Frohnatur. Beate Heinze, sie spielt die resignierte Königin Gertrude, spricht mitreißend von möglichen Zukunftsprojekten, die sie sich für die Mettmanner Truppe, die noch keinen eigenen Namen besitzt, wünschen würde.

Temporeiches Stück

Auch für die Rolle des Oberkämmerers Polonius, dessen vorgezeichnetes Schicksal der Tod ist, wurde mit dem Engagement des Improvisationsspielers Achim Brock eine zusätzliche Dimension geschaffen. Gemeinsam ist den Beteiligten die Verbundenheit mit der Region Mettmann, betont Schenk: "Diese Kreisproduktion ist ganz und gar made in ME. Darauf können wir stolz sein. Alle Mettmanner, die sich nicht sicher sind, ob sie kommen sollen oder nicht, bitte ich: Kommen Sie! Wir spielen Hamlet nicht so dunkel wie üblich. Es gibt zahlreiche Szenen, wo es sehr witzig wird und temporeich dazu."

(lard)
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