Erkrath Große Angst vor dem Gas

Düsseldorf · Viele Leser fühlen sich von der Politik und dem Bayer-Konzern betrogen und zu spät informiert. Anwohner fürchten Wertverlust ihrer Häuser und Grundstücke. Ihre große Sorge: Beim Gau keine Flucht möglich.

Noch immer sind die Klagen von Bürgern gegen die CO-Pipeline nicht entschieden, ein Baustopp der selbst von Landrat Thomas Hendele gefordert wurde, noch nicht in Sicht. Am Heißen Draht der Rheinischen Post äußerte Leser ihre Bedenken gegen die rund 70 Kilometer lange Leitung quer durch den Kreis. Vor allem die Anwohner der Unterfelhauser Siedlung "Auf den Sängen" sind unmittelbar betroffen. Eine Auswahl:

Marget Sperlich: "Bei uns würde die Leitung in zehn Metern Entfernung vorbei laufen. Die Sicherheitsmaßnahmen reichen nicht aus. Was ist, wenn die daneben liegende Gasleitung in die Luft geht? Wir sollten mit Kind und Kegel vor den Landtag ziehen und lautstark protestieren.

Ulrike Schroten "Wir haben in Deutschland zurzeit die höchste Terror-Warnstufe. Was wäre, wenn Attentäter sich die Pipeline aussuchen, um möglichst viele Menschen gleichzeitig umzubringen. Mit sowas muss man in diesen Zeiten rechnen.

Die Feuerwehr kann uns nicht beschützen, wir würden tot umfallen wie die Fliegen. Bayer soll das CO dort produzieren, wo es auch verarbeitet wird. Ich traue Bayer schon zu, eine sichere Leitung zu bauen, sehe aber die Gefahr von Anschlägen oder Sabotage. Das die Gerichte noch nicht über die Klagen entschieden haben, werte ich als gutes Zeichen, das es zumindest zu einem Baustopp reicht.

Machtlos und überrumpelt

Dagmar Branca "Ich fühle mich total überrumpelt und machtlos. Wenn Gas ausströmt, bekommt so schnell niemand was davon mit."

Helga Gruß: "Ich kann nachts schon nicht mehr schlafen, weil ich mir große Sorgen mache, die Leitung würde in unserer Nähe vorbeilaufen. Es ist die größte Idiotie, die Leitung durch den Kreis Mettmann verlegen zu wollen. Ich habe den Verdacht, beim 30 Kilometer kürzeren Weg durch Meerbusch und Büderich hätte Bayer noch größere Proteste befürchtet und wir sollen und die Suppe auslöffeln."

Susanne >Oberhaus-Rau: "Dieses Projekt erschüttert mich sehr. Wir haben Angst, das was passieren kann. Vor Jahren gab es ein stärkeres Erdbeben, das zu Setzrissen an unserem Haus geführt hat. Es ist eine Unverschämtheit, dass die Politiker im Landtag so geschlafen haben. Es gibt hier viele Leute in der Siedlung, die mit ihrem Ersparten ein Haus gebaut haben und/oder heute noch abzahlen. Unsere Häuser sind ja nichts mehr wert, wenn die Leitung hier liegt und weg ziehen können wir nicht.

Christina Böser: "Ich unterrichte Politik an der Schule, bin aber fassungslos was hier gegen unseren Willen gemacht werden soll. Wenn die Pipeline gebaut wird, möchte ich hier nicht mehr wohnen.

Es kann doch nicht sein, dass Grundstücke für eine private Firma enteignet werden, weil es angeblich um das Allgemeinwohl gehen soll. Ich habe sonst nichts dagegen, das der Wirtschaftsstandort NRW vorankommt. Aber hier wiegen die wirtschaftlichen Interessen von Einzelnen gegenüber dem Allgemeinwohl einfach zu hoch."

Joachim Krüger: "Ich bezweifle die Sicherheit an den Schiebern, mit denen die Leitung im Schadensfall dicht gemacht werden soll. Wie bei einem Wasserhahn werden die irgendwann undicht. Wenn Gas austritt, wir man nicht nur ohnmächtig, sondern ist vom Tod bedroht. Dann hilft nur eine Taucher-Kammer von denen es hier so gut wie keine in der nähreren Umgebung gibt.

(RP)
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