Wülfrath Ein regnerisches Abenteuer

Wülfrath · Starker Regen vermasselt schon am Nachmittag die Generalprobe für das Open-Air Theaterstück "Was ihr wollt" am Zeittunnel. Obwohl der Himmel auch am Abend seine Tore weit öffnet, halten Zuschauer und Akteure auf der Bühne eisern durch.

 Zuschauer mit Schirm und Regencapes, die Schauspieler spielen weiter. Nur einer kam auf der feuchten Bühne ins Straucheln.

Zuschauer mit Schirm und Regencapes, die Schauspieler spielen weiter. Nur einer kam auf der feuchten Bühne ins Straucheln.

Foto: Dietrich Janicki

Allen Wetterunbilden zum Trotz wurde Samstagabend am Zeittunnel Theater gespielt. Auf dem Programm stand Shakespeares "Was ihr wollt", das Regisseur und Schauspieler Ulrich Schwarz bearbeitet und mit Theater Minestrone, Unterfeldmäusen und Volksbühne Viersen für die Neanderland Biennale 2011 einstudierte hatte.

Nach Premiere in Mettmann und weiteren Aufführungen in Viersen und Titz-Jackerath, Open-Air, fand das von Theaterverband und Land NRW geförderte Projekt jetzt auf der Zeittunnel-Bühne seinen ebenso unterhaltsamen wie feuchten Abschluss. Zum besonderen Anlass war Schwarz eigens von der Tour mit seiner Theatertruppe, "Spielbrett" Dresden, nach Wülfrath gekommen.

Lichtanlage ausgefallen

Blitz und Donner lagen am Spätnachmittag über dem Spielort, als die Akteure, die zuletzt vor einem Monat zusammengespielt hatten, noch einen Probedurchlauf machen wollten.

Als im 1.Akt Starkregen einsetzte, sie kein Wort mehr verstanden, zudem die Lichtanlage ausfiel, wurde der Durchlauf abgebrochen. "Schon ein Abenteuer", meinte Sandra Stötzel, Schauspielerin und Künstlerische Leiterin von Minestrone. Zuschauer kamen und orakelten, ob "Was ihr wollt" überhaupt stattfindet. Bald nieselte es nur noch leicht. Regencapes wurden verteilt. "Bitte Platz nehmen. Es geht gleich los", verkündete Zeittunnel- Leiterin Andrea Gellert. Die deftig-fröhliche Verwechslungskomödie konnte beginnen - jene Geschichte um Viola, die ein Schiffsunglück überlebt und Zwillingsbruder Sebastian, der dabei angeblich ertrank, um Gräfin Olivia, die den unsterblich verliebten, etwas blasierten Orsini nicht erhören will, und um Narren und adlige Trunkenbolden, die vor allem Olivias selbstgefälligen Haushofmeier Malvolio kräftig zusetzen.

Gespielt wurde auf Bühne und Schotter-Vorplatz, der imaginär auch schon mal zum Meer wurde, aus dem die Havarierten (herrlich rückenschwimmend) gerettet wurden. Es ging turbulent zu in Olivias stürmischem Liebesbegehren um Zwilling Sebastian und in sanges- und sauffreudigen Rüpelszenen.

Die Wandlung des Malvolio in einen verliebt grinsenden Gecken, im Outfit à la "007", war für sich schon ein köstliches Kammerspiel. Während das Stück voll Temperament und überschäumender Spielfreude seinen Lauf nahm, regnete es fast ununterbrochen, mal weniger meist mehr.

Keiner ging früher nach Hause

In bewundernswerter Professionalität spielten die Akteure darüber hinweg. Auf den zum Teil schrillen Kostümen zeigten sich deutlichere Regenspuren. Nur Malvolio kam einmal auf der feuchten Bühne ins Straucheln, als er sich zorneswütig rächen wollte. Hochachtung auch vor rund 50 begeisterten Zuschauern, von denen keiner die Aufführung verließ.

(rmg)
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