Wülfrath Betrieben droht Überalterung

Wülfrath · Der Sozialwissenschaftler Udo Neumann warnt vor Unternehmern vor den Folgen des Demographischen Wandels. Die Belegschaften werden älter, und an den Spitzen der Betriebe mehren sich die Senioren über 65.

Die Stadt altert. "Deutschland findet auch bei uns statt. Der Vorteil ist nur, dass wir alle Berechnungen auf einem Bierdeckel anstellen können", sagte Udo Neumann zu Beginn seines Vortrags über den Demographischen Wandel. "Das Thema können viele nicht mehr hören, dennoch werden wir weniger, älter, bunter und ärmer", betonte der Sozialwissenschaftler und Jugendhilfeplaner der Stadt bei der Premiere des Unternehmertreffs "Freitags in Wülfrath.

Im kleinen Sitzungssaal des Rathauses gab der 52-Jährige den Firmenvertretern einen Einblick in die Zukunft. Mit der Geburtenrate stieg er in die Statistik ein. "Als ich vor 20 Jahren in der Verwaltung angefangen habe, lagen wir bei 220 bis 250 Geburten pro Jahr. Inzwischen sind wir bei 150 angekommen." Da die Todesfälle noch immer deutlich höher lägen, schrumpfe die Bevölkerung um 100 bis 150 Einwohner im Jahr.

Fachkräfte fehlen

Einschneidende Veränderungen seien bereits in der Schullandschaft zu beobachten. Der Schülerschwund, der sich heute bereits in den Grundschulen zeige, setze sich später vor allem in den Hauptschulen fort. "Sie werden also künftig Schwierigkeiten haben, Fachkräfte für Ihre Firmen zu finden", sagte Udo Neumann an die Unternehmer gewandt. Die berichteten aus ihren Erfahrungen, dass bereits jetzt nicht nur die Zahl, sondern auch die Qualität der Bewerbungen und Bewerber deutlich sinke. "Viele sind Studienabbrecher, die sehr spät zu uns kommen und dann nicht einmal in der Lage sind, ein Brötchen aufzuschneiden", sagte einer der Anwesenden.

Da die Nachwuchskräfte fehlen, verschiebt sich auch die Personalstruktur der Betriebe. Udo Neumann machte dies in seinem Vortrag am Beispiel der Stadtverwaltung deutlich: "Im Jahr 2001 waren dort 258 Personen beschäftigt, heute sind es nur noch 226. Die Zahl der 30- bis 39-Jährigen hat dabei deutlich abgenommen, während die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen gewachsen ist."

Mit der Vorstellung, dass die Mitarbeiter des Jugendamtes sich bald mit dem Rollator durch die Gänge bewegen könnten, trieb der Referent die Szene von der massiven "Entjüngung" auf die Spitze. Er habe bereits Prospekte über Seniorenspielplätze auf seinem Schreibtisch liegen, berichtete der Sozialwissenschaftler. "Die gibt es wirklich." An der Spitze der Unterneh-men in der Region biete sich ein ähnliches Bild, sagte Markus Leike in seinem Vortrag über Verkäufe und Nachfolgeregelungen auf dem Chefsessel. "Im Umkreis von zehn Kilometern gibt es 300 Firmen, deren Inhaber älter als 65 Jahre sind, im Umkreis von 15 Kilometern sind es mehr als doppelt so viele." Der Berater plädierte dafür, rechtzeitig die Weichen für die Nachfolge zu stellen, da die Eigner bei einem schnellen Verkauf erhebliche Kompromisse machen müssten.

(RP)
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