Meerbusch Schlaue Jungs

Meerbusch · In Meerbusch schließen mehr Jungen ihre Schullaufbahn mit dem Abitur ab als im Landesdurchschnitt. Die Schulleiter Klaus Heesen und Jörg Winterwerb berichten, woran das liegen könnte.

 Jungen auf dem Vormarsch: Meerbuscher Jungen sind dabei, den Bildungsrückstand gegenüber den Mädchen aufzuholen.

Jungen auf dem Vormarsch: Meerbuscher Jungen sind dabei, den Bildungsrückstand gegenüber den Mädchen aufzuholen.

Foto: Ulli dackweiler

Jetzt ist es amtlich: Jungen in Meerbusch sind schlauer als ihre Altersgenossen im Großraum Düsseldorf — sie schneiden in ihren Schullaufbahnen sogar besser ab als im nordrhein-westfälischen Durchschnitt. Entsprechende Zahlen legte jetzt das frühere Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (heute: IT.NRW) vor. Demnach ist die Dominanz der Mädchen bei Abitur und Fachhochschulreife in Meerbusch wesentlich geringer als anderswo.

Für Klaus Heesen, Direktor der Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich, ist dieses Ergebnis nicht überraschend. Er erklärt das mit der besonderen Bevölkerungsstruktur in Meerbusch. "Hier ist nicht nur die Quote derer, die ihr Kind in die gymnasiale Oberstufe schicken, besonders hoch, sondern auch die Anteilnahme der Eltern an der Schullaufbahn besonders ausgeprägt", berichtet der Pädagoge. Salopp formuliert könnte man sagen, die Eltern sitzen ihrem Nachwuchs besonders im Nacken, damit ihrer beruflichen Zukunft nichts im Wege steht.

Grundsätzlich seien Mädchen fleißiger als Jungen, berichtet Renatus Lütticken, Mathematiklehrer am Mataré-Gymnasium, der eine spezielle Jungen-Förderung für notwendig hält. "Ein Junge muss schon bis aufs Gymansium kommen, um einmal einen Mann als Lehrer zu erleben", überspitzt er seine Zustandsbeschreibung im heutigen Bildungsbetrieb, der in der Kindertagesstätte beginnt, sich in den Grundschulen fortsetzt und an den weiterführenden Schulen vorläufig endet, ehe Lehre oder Studium anstehen.

Auf die Schwierigkeiten der Jungen insbesondere in der Pubertät zielt auch Jörg Winterwerb, Direktor am Mataré-Gymnasium. "Männer sanktionieren anders als Frauen, und das verstehen Jungen schneller", meint er. Statt zum Mittel Schulverweis zu greifen, suche er gemeinsam mit dem Betroffenen und dessen Eltern nach Wegen, um Zwischenfälle aufzuarbeiten. "Nach ein bis eineinhalb Jahren haben die Jungen die komplizierte Zeit der Pubertät hinter sich und blühen auf", berichtet Winterwerb und gerät ins Schwärmen. Das sei eine Freude, wenn die Leistungen der "schwierigen Jungs explosionsartig" nach oben schnellten.

In Meerbusch ist der Anteil der Jungen an der Gesamtzahl der Schüler übrigens höher als im Landesmittel. Statt 50,2 Prozent beträgt er in den acht Stadtteilen 51,7 Prozent. Das ändert aber dennoch nichts daran, dass die erfolgreichen Jungen in Meerbusch den Rückstand auf die noch erfolgreicheren Mädchen verkleinern. Die Jungen holen auf.

"Dazu möchte ich mich nicht äußern, sondern erst einmal die Zahlen studieren und mich kundig machen", erklärte Dorothee Schiebler, stellvertretende Leiterin des Meerbusch-Gymnasiums, gestern.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort