Meerbusch Neue Bewohner im alten Mühlenhof

Meerbusch · Neun Altbau- und 24 Neubauwohnungen an der Kanzlei sind fast fertig, ein Großteil davon ist verkauft und bereits bezogen. Am Samstag öffnet das Areal beim Tag der Architektur und lädt zu Führungen und Rundgang ein.

 Aus dem vierten Stock kann man die Symbiose zwischen Altbau und Neubau erkennen. Diese Kombination macht auch den Charme des Areals aus.

Aus dem vierten Stock kann man die Symbiose zwischen Altbau und Neubau erkennen. Diese Kombination macht auch den Charme des Areals aus.

Foto: ak

Charles und Ragnhild Fränkl leben seit 20 Jahren in Büderich. Er, ein Schweizer, sie, eine Norwegerin, haben mit ihren Kindern zentral gewohnt und irgendwann mitbekommen, dass ganz in der Nähe ein Neubau-Projekt entsteht: der historische Mühlenhof an der Kanzlei. Bauträger Gerd Lichius aus Neuss hat das alte Gebäude gekauft und zu einem ungewöhnlichen Wohnprojekt entwickelt. Vorne ein Riegel mit 24 Neubauwohnungen, die zwischen 60 und 100 Quadratmeter groß sind, hinten das alte Mühlengebäude, in dem neun Wohnungen ab 165 Quadratmetern auf mehreren Ebenen entstanden. Für Ehepaar Fränkl war schnell klar: Wenn die Kinder aus dem Haus sind, verkaufen wir unser Eigenheim und kaufen uns dort eine Wohnung. Gesagt, getan: Morgen kommt der Umzugswagen und geht es in die neue Wohnung an neuer Adresse. Und am Samstag kann es sein, dass der ein oder andere Neugierige dann bei ihnen klingelt. Denn der Mühlenhof gehört zum Programm des Architektur-Tages. Von 12 bis 16 Uhr finden dort Führungen und Rundgänge statt und gibt es am Streetfood-Wagen auch noch etwas zu essen für die Besucher.

 Charles Fränkl (M.) zeigt Robert Tyborski und Marina Roupa von der Düsseldorfer zentralbau den Fortschritt in der Küche. Gestern wurde dort montiert.

Charles Fränkl (M.) zeigt Robert Tyborski und Marina Roupa von der Düsseldorfer zentralbau den Fortschritt in der Küche. Gestern wurde dort montiert.

Foto: anke kronemeyer

Vier Jahre lang wurde insgesamt für den 4000 Quadratmeter großen Mühlenhof geplant. Entwickler Lichius hat den Neubau-Riegel selbst gebaut, für den Altbau hat er sich Experten-Hilfe aus Düsseldorf geholt. Das Team um Andreas Knapp und Robert Tyborski vom Büro "anderswohneninderstadt" hat bei allen Wohnungen versucht, den historischen Charme des Gebäudes von 1900 zu erhalten und mit modernen Elementen zu kombinieren. Das bedeutet dann, dass die Mauern zum Beispiel in der Wohnung von Familie Fränkl eben alt, der Glas-Fußboden neu ist. Und es ist genau diese Mischung, die den Charme der einzelnen Wohnungen ausmacht. "Das war es auch, was uns so gut gefallen hat", sagt Charles Fränkl. "Dass man etwas Neues hat, was aber trotzdem an etwas Altes erinnert."

 Der Blick aus dem Küchenfenster zeigt, dass im hinteren Teil des Geländes noch einiges passieren wird. Dort sollen Spielplatz und Grünflächen angelegt werden.

Der Blick aus dem Küchenfenster zeigt, dass im hinteren Teil des Geländes noch einiges passieren wird. Dort sollen Spielplatz und Grünflächen angelegt werden.

Foto: anke kronemeyer

Vor allem die bisherige unterschiedliche Nutzung des Gebäudes, das mal eine elektrisch betriebene Kornmühle, dann ein Bauernhaus, zuletzt ein Auktionshaus war, mache es so spannend, sagt Marina Roupa vom Architekturbüro zentralbau. Beim Freilegen der Mauern sei man auch immer wieder auf die Zeugnisse der unterschiedlichen Nutzung gestoßen, so Architekt Robert Tyborski: Mal kam unter dem Putz eine Tür, mal ein Fenster hervor. Der neue Betreiber brauchte weder Tür noch Fenster und hats zugemauert.

Die neuen Bewohner des alten Mühlenhofs haben durchaus mit-einander Kontakt: So muss aus baurechtlichen Gründen vom Balkon der Familie Fränkl eine Tür zum Nachbarn zu öffnen sein, damit im Notfall die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter sie retten kann. Die Leiter ließe sich nur an den Balkon der Nachbarn andocken. Und die Dachterrasse des vierten Stocks wird gedrittelt, jeder Bewohner hat ein eigenes Stück, das er nutzen kann. Mit Sichtschutz, aber trotzdem Kontaktmöglichkeiten.

Die werden sicher bei der ein oder anderen Party entstehen. Zum Beispiel, wenn der Schweizer Charles Fränkl am 1. August seinen Nationalfeiertag anlässlich des Rütlischwurs im Jahr 1291 begeht. Spätestens dann, so hatte er beim Kauf gebeten, sollte seine Wohnung fertig sein. Hat geklappt.

(ak)
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