Meerbusch "Es sind Existenzen bedroht"

Düsseldorf · Die Pleite der Grevener Bauträgergesellschaft GeoHoch2 im Strümper Busch sorgt bei den Käufern der Reihenhäuser für schlaflose Nächte: "Am Schlimmsten ist die Ungewissheit."

Jörg Mertens ist verheiratet und Vater eines vier Jahre alten Sohnes. Mit seiner kleinen Familie träumt er den Traum von den eigenen vier Wänden in Strümp. Der 30. September steht bei den Mertens schon lange dick und rot unterstrichen im Kalender. An dem Tag sollte sein schickes Reihenhaus bezugsfertig werden. Doch jetzt haben er und neun weitere Familien ganz andere Sorgen. Das Amtsgericht Münster hat über das Vermögen der GeoHoch2 Gesellschaft in Greven als Bauträger in Meerbusch das Insolvenzverfahren eröffnet.

Extras im Voraus gezahlt

"Die Folgen sind für einige Subunternehmer und Erwerber existenzbedrohend, ganz klar", sagt Iris Mathy von der Vermarkterfirma BVG. Die Pleite von GeoHoch2 aus Greven kann sie sich nicht erklären. "Die Insolvenz hat uns völlig unvorbereitet getroffen", sagt Mathy. Die Nachfrage nach den attraktiven Häusern sei groß gewesen, und die Erwerber hätten pünktlich gezahlt. "Die Extras wie Erdwärmepumpen sogar im Voraus", berichten Mertens und Stefan Schütt aus Büderich. Schütt ist zweifacher Familienvater und kann noch etwas in seiner alten Wohnung bleiben. Mertens aber hat bereits gekündigt, für ihn wird's eng. Einen Monat Spielraum habe er, sagt der Vertriebsmitarbeiter in der Telekommunikationsbranche. Sorgen um die Finanzen machen sich alle. Mertens spricht von 60.000 Euro Miesen, die ihn die Unternehmenspleite kostet. Die Stimmung unter den Betroffenen ist zwiespältig. Wut und Ärger wechseln mit Zuversicht und die Freude über den Zusammenhalt und die Solidarität unter den Geschädigten.

Dieter Kamps sieht sich auf der Baustelle für seinen Sohn Markus um, der mit seiner Freundin nach Meerbusch an den Strümper Busch ziehen möchte. In dem "veredelten Rohbau" ist noch eine Menge zu tun. Gestern sicherten die Drei erst einmal die Baustelle, damit dort nichts gestohlen werden kann. Einige Handwerker, so berichten sie, hätten ihr Material schon abgeholt. "Wir wissen auch nicht, ob es Sinn macht, sie anzuzeigen. Verboten ist das auf jeden Fall, aber wir würden die Häuser ja gerne mit den Firmen fertigstellen", erklären Schütt und Mertens das Dilemma. Um juristisch auf der sicheren Seite zu stehen, haben die Betroffenen bereits Kontakt zu einem Fachanwalt aufgenommen und einen Termin für eine Krisensitzung aller Käufer festgelegt.

"Ungewissheit ist schlimm"

"Am Schlimmsten ist die Ungewissheit, ob die restlichen Raten ausreichen, um den Bau fertigzustellen", sagt Kamps. Die beiden Familienväter nicken zustimmend. Zum Glück haben sie bislang nur nach Baufortschritt bezahlt, aber ein Risiko bleibt.

Von dem vorläufigen Insolvenzverwalter aus Greven hätten sie noch nichts gehört — auch Iris Mathy hat noch keinen Kontakt zu ihm. Für eine Stellungnahme war er gestern nicht zu erreichen. Er habe Gerichtstermine, hieß es zur Erklärung.

(RP)
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