Lokalsport 59 Jahre Bayer - und kein bisschen müde

Leverkusen · Harald Wohner kommt auch nach 59 Jahren noch immer jeden Morgen zu Bayer 04 und kümmert sich um die Schuhe der Werkself-Profis. Der Zeugwart feierte jetzt 80. Geburtstag. Ein Ende seiner Ära ist für Wohner noch nicht in Sicht, der vieles zu erzählen hat:

Traum vom Fußballer Der 1956 aus der DDR nach Leverkusen gekommene Wohner träumte zunächst selbst von einer Karriere als Fußballer. Ein Mittelfußbruch zerstörte diesen Traum. Zunächst war er Betreuer der zweiten Mannschaft. "Als Reiner Calmund und Dettmar Cramer kamen, sollte das Ganze größer aufgezogen werden. Sie wollten mich als Betreuer der Profis", erinnert sich Wohner.

Ein Vollzeitjob, für den er seinen Arbeitsplatz bei Bayer als Staplerfahrer kündigen sollte. "Da hatte sich die Sache schon erledigt", erzählt Wohner, "hinterher sagt der nächste Trainer, ihm passt meine Nase nicht und ich sitze auf der Straße." Doch die Sorge erwies sich schnell als unbegründet. Ob unter Willibert Kremer, Gerd Kentschke oder ab 1982 unter Cramer - Wohner war immer beliebt. Wohner und Tita, der Brasilianer, das war - so kann man sagen - Liebe auf den ersten Blick. Nach dem Training, so erzählt Wohner, sei Tita oft zu ihm gekommen und habe nach Bällen gefragt. Extraschichten waren angesagt. Der Brasilianer versprach: "Jedes Mal, wenn ich im Spiel ein Tor mache, bekommst du zehn Mark." Wohner lehnte ab. Tita aber ließ nicht locker.

Spitzname: "Schuhpapst". Ein Kosename, der wohl nicht von ungefähr kommt. Wohner kennt sich mit Schuhen aus. Er baut sie individuell nach den Wünschen der Spieler um. Er weitet sie, passt sie an, kürzt oder verlängert Stollen. Haben Spieler Schmerzen im Fuß, ist - neben dem Arzt - Wohner erster Anlaufpunkt.

Mit Reiner Calmund verbindet Wohner eine enge Freundschaft. Mit ihm habe er viel erlebt. Eine Geschichte ist ihm dabei besonders im Kopf geblieben. Kurz vor Weihnachten nahm ihn "Calli" einfach mit nach Thailand. Als sie Richtung Manila (Philippinen) weiterzogen, trafen sie auf einen Schweizer. "Der fragte uns, ob wir gegen Gelbfieber geimpft seien, sonst kämen wir nicht rein. Das waren wir nicht." Am Flughafen angekommen erklärte Calmund, Wohner solle kurz warten. "15 Minuten später kam er wieder. Und wir waren beide für drei Jahre gegen Gelbfieber geimpft", erzählt Wohner lachend.

Schuhe In der Regel braucht jeder Spieler fünf oder sechs Paar pro Saison - wenn er nicht Knut Reinhardt heißt. "Der hat die Dinger verschlissen wie kein anderer", sagt Wohner und muss lachen: "Maximal zwei Spiele, dann waren sie weg." Ganz anders war Jürgen Röber. "Der hat manche über ein Jahr lang getragen." Das Geheimnis? Mit den Schuhen hat sich Röber nach dem Training immer in die volle Badewanne gelegt, "damit sie sich perfekt an den Fuß anpassten. Das habe ich ihm aber ausgetrieben".

(brü)
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