Bahnlärm am Rhein Flüsterbremse für Güterzüge sollen Lärm halbieren

Köln · Angesichts der Bürgerproteste gegen Bahnlärm entlang des Rheins rüstet die Deutsche Bahn ihre Züge auf. Bis 2020 will der Konzern rund 60.000 Güterwagen mit Flüsterbremsen umrüsten. Am Mittwoch stellt die Bahn in Köln einen solchen Güterzug mit den neuartigen "LL-Sohlen" vor.

So sehen die Flüsterbremsen der Bahn aus
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Foto: dpa, obe lre

Statt aus Grauguss bestehen die Bremsen aus Kunststoff, die Abkürzung steht für "low noise, low friction" (wenig Lärm, wenig Reibung). Bis 2020 sollen alle Güterzüge mit neuer Technik ausgestattet sein, um den Lärm zu halbieren.

Dafür investiert DB Schenker Rail 230 Millionen Euro in die Umrüstung. Alexander Hedderich, Vorstandsvorsitzender von DB Schenker Rail, will den Lärm auf den deutschen Schienen bis 2020 um die Hälfte senken. Bis Ende des Jahres sollen 18 Prozent aller Wagen umgerüstet sein. "Darüber hinaus investieren wir jährlich 100 Millionen Euro in Schallschutzmaßnahmen", sagte er.

Gegen 12.20 Uhr rollte der erste Flüsterzug von Köln-Gremberg über Leverkusen in Richtung Rotterdam. Ausgestattet mit den neuen "Flüsterbremsen" ist er etwa zehn Dezibel leiser beim Rollen als die älteren Modelle mit Grauguss-Bremsklötzen. Doch nicht nur DB Schenker Rail, sondern auch private und ausländische Unternehmen müssen ihre Züge umrüsten. "Ansonsten macht das keinen Sinn", betonte Hedderich.

Kritiker bemängeln vor allem den Zeitplan. "Wir haben vielleicht ein bisschen zu lange gezögert", gesteht auch Hedderich ein. "Der Lärmschutz muss schneller kommen", fordert Gerd Kirchhoff, Vorsitzender der Organisation "BINgegen Bahnlärm". Im Netzwerk haben sich Initiativen aus Rhein-Städten zwischen Bonn und Remagen zusammengeschlossen. Sechs Jahre seien zu lang für einen Hotelier oder einen Wirt, dessen Gäste den Lärm nicht aushalten wollen, sagt Kirchhoff.

"Die Bahn hat sich Zeit gelassen", sagt auch Frank Gross, Vorsitzender der Initiative "Pro Rheintal", die sich am besonders engen Mittelrheintal zwischen Koblenz und Bingen gegen Lärm wehrt.
400 bis 450 Bahnen, die Hälfte davon Güterzüge, rauschen hier am Tag an Touristenattraktionen wie der Loreley vorbei. Mit der Umrüstung derBremsen sei nur ein kleiner Teil erreicht, sagt Gross. Zusätzlich müssten Gleisbett und Lokomotiven gedämmt werden. "Die Umsetzung erfolgt nur sehr zögerlich." Besserer Lärmschutz durch neue Bremsen in Kombination mit mehr Schallschutzmauern und Schienendämpfern - zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des "Beirats Leiseres Mittelrheintal". Sie war am Dienstag vorgestellt worden.

(ce)
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